Wie geht's der Wollzeile?
Obfrau der Kaufleute Yasemin Demirci im Interview
Hinter der Wollzeile steckt ein eifriger Einkaufsstraßenverein: Die IG Kaufleute Wollzeile. Die neue Obfrau Yasemin Demirci im Interview.
WIEN/INNERE STADT. Spaziert man vom Stephansdom zum Museum für angewandte Kunst, tut man das in der Regel über die Wollzeile. Sie punktet mit ihrem familiären Flair und kleinen, besonderen Geschäften.
Einmal im Jahr, meistens Anfang September, ist die Wollzeile Schauplatz eines Spektakels: des Remasuri-Straßenfestes. Hinter der Organisation steht der 45-köpfige Einkaufsstraßenverein Wollzeile. Vereinsleiterin Yasemin Demirci führt bereits seit 15 Jahren das Bekleidungsgeschäft "Schneeweiß" auf der Nummer 20. Seit rund einem halben Jahr ist sie Vereinsobfrau. Die BezirksZeitung hat sich mit ihr über die Wollzeile und die Schwierigkeiten des Einkaufsstraßenvereins unterhalten.
Wie sind Sie die Obfrau des Vereins geworden?
YASEMIN DEMIRCI: Als ich hierhergekommen bin, hatten wir noch keinen Verein. Aber dann haben wir damit begonnen, aktiver zu werden. Lange Zeit war die Besitzerin des Geschäfts "Herzilein" Obfrau, dann stand aber ein Wechsel an. Ich war bereit, frischen Wind reinzubringen.
Was machen Sie jetzt anders?
Ich zähle zu der Generation, die sehr aktiv auf Instagram und generell in den sozialen Medien ist. Ich glaube, dass man auf diesem Weg eine andere Klientel ansprechen kann.
Welche Veränderungen beobachten Sie auf der Wollzeile?
Die Straße hat sich gut entwickelt. In den vergangenen Jahren sind in der umliegenden Gegend viele Gastronomen dazugekommen. Das füllt die Wollzeile mit Leben und freut mich sehr.
Haben Sie als Vereinsobfrau auch etwas verändert?
Durch die Kürzung der Förderung für Einkaufsstraßenvereine der Stadt Stadt Wien (im Oktober 2022, Anm.) mussten wir uns neu orientieren. Eigentlich wollten wir das Remasuri-Straßenfest auf eine neue Ebene heben und das Angebot ausbauen.
Wie kann der Verein das kompensieren?
Es gibt verschiedene Ansätze. Demnächst wird wieder eine Vereinssitzung stattfinden. Die Kürzung hat uns sehr aufgeregt, aber wir müssen uns damit arrangieren. Wir Vereinsmitglieder müssen das nötige Geld jetzt selbst aufbringen. Wir müssen schauen, wie wir das aufteilen.
Könnte die Wollzeile darunter leiden?
Nein. Entweder wir bringen das aus eigener Kraft auf oder wir finden einen anderen Weg. Die Wollzeile ist uns allen enorm wichtig, insbesondere das Remasuri-Fest.
Wie gehen Sie als Vereinsobfrau mit dem Druck um?
Ich glaube vielen ist nicht bewusst, wie wahnsinnig aufwendig dieser Job ist. Neben dem Geschäft und einer Familie ist das schwer zu bewältigen. Ich bin froh, dass wir auch eine Agentur haben, die uns großartig unterstützt. Aber ein solcher Verein ist wahnsinnig wichtig für eine Einkaufsstraße. Ich würde mir wünschen, dass mich bald jemand ablösen könnte, der da mehr Herzblut hineinstecken kann.
Also wird bald jemand anderes Ihr Amt übernehmen?
Solange sich kein Ersatz findet, bleibe ich natürlich gerne Obfrau. Derzeit gibt es auch noch niemanden, der in Aussicht ist.
Zum Abschluss: Was macht denn für Sie persönlich die Wollzeile aus?
Die Nachbarschaft. Wenn man hierherkommt, ist es so, als ob man nach Hause kommt. Was ich außerdem schätze, sind die vielen Familienbetriebe. Die findet man weder am Graben noch am Kohlmarkt oder auf der Tuchlauben.
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