Gedanken
Begleiten und voneinander lernen

Bernhard Wasle, Brigitte Wasle-Kaltenegger, Alfred Natterer und Hermann Glettler präsentierten im Haus der Begegnung die Initiative "Neu beginnen" | Foto: Diözese Innsbruck/Hölbling
  • Bernhard Wasle, Brigitte Wasle-Kaltenegger, Alfred Natterer und Hermann Glettler präsentierten im Haus der Begegnung die Initiative "Neu beginnen"
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Initiative „Neu beginnen“: Diözese Innsbruck reicht Menschen die Hand, die in einer zweiten Beziehung leben oder ein zweites Mal geheiratet haben.

INNSBRUCK (dibk). Die Diözese Innsbruck geht neue Wege in der Begleitung von Menschen, die nach einer Scheidung eine neuerliche Beziehung eingegangen sind oder noch einmal geheiratet haben. Bischof Hermann Glettler hat die Initiative mit dem Titel "Neu beginnen" am Freitag, 25. Jänner, im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus der Begegnung vorgestellt. Erklärtes Ziel ist es, Menschen nach einer Trennung in ihrer neuen Beziehung zu begleiten, Hilfestellung zu bieten und die Quellen des Glaubens für alle zugänglich zu machen. Dafür bietet die Diözese Innsbruck im Frühjahr spezielle Seminare in ganz Tirol an.

Die Initiative "Neu beginnen" ist eingebettet in eine umfangreiche diözesane Familienpastoral, erklärt Bischof Hermann Glettler. Mit großer Dankbarkeit und Wertschätzung denke er an alle Eheleute und Paare, die über lange Wegstrecken ihre Beziehung mit Freude und Leidenschaft leben. "Sie haben oftmals große Herausforderungen und Krisen gemeinsam gemeistert. In einer Zeit vielfacher Unverbindlichkeit sind Eheleute, die in Treue und Verlässlichkeit ihren Weg gehen, unersetzbare Hoffnungszeichen." Auch die Initiative „Neubeginnen“ unterstreiche den hohen Wert der sakramentalen Ehe und hält am Ideal ihrer Unauflöslichkeit fest. "Mit ebenso großer Aufmerksamkeit wenden wir uns als katholische Kirche jedoch auch jenen Einzelpersonen und Paaren zu, die das Zerbrechen einer Ehe und Beziehung durchgemacht haben – und in den meisten Fällen wieder in einer neuen Beziehung leben." Viele fühlen sich aus der Kirche hinausgedrängt, von ihr verurteilt oder sanktioniert, so Glettler. "Genau mit diesen Menschen möchten wir in Beziehung treten und mit der Initiative „Neubeginnen“ einen Weg gemeinsam gehen. Deutlich möchte ich für unnötige Verletzungen, die durch ein zu hartes oder unbarmherziges Verhalten kirchlicher Verantwortungsträger verursacht wurden, um Entschuldigung bitten. Neubeginnen ist das Angebot und die Bitte, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen, voneinander zu lernen und Wege der Versöhnung gemeinsam zu gehen."

Mit der Initiative „Neubeginnen“ möchte die Kirche einen Neu-Beginn setzen: "Zuerst Zuhören und von denen lernen, die Scheitern und Wieder-Anfangen durchlebt haben." Als Begleiter und Begleiterinnen würden Paare eingesetzt, die aus eigener Erfahrung wissen, wovon sie sprechen. "Wer das Zerbrechen eines idealen Lebenstraumes und die Mühe eines Neubeginnens durchgemacht hat, kann andere begleiten und ermutigen.

Zur Frage des Kommunionempfangs meint Bischof Glettler: "Wir wollen wegkommen von der Fixierung auf die Frage des Kommunion-Empfangs. Nach einer guten Zeit der Unterscheidung und gewachsenen Versöhnung – wozu die vier Treffen des Kurses "Neubeginnen“ gedacht sind – sollen die betroffenen Personen und Paare selbst entscheiden, ob sie die Hl. Kommunion empfangen möchten oder nicht. Für beide Optionen gibt es gute Gründe. Die Gewissensentscheidung der Menschen wollen wir ernst nehmen. „Neubeginnen“ ist jedoch kein Freibrief für einen unbedachten Kommunionempfang."

„Neubeginnen“ sei der Versuch, inmitten einer Gesellschaft, in der durch das Zerbrechen von Ehen und Familien viele Wunden und Verunsicherungen vorhanden sind, einen realistischen und barmherzigen Weg zu gehen.

Brigitte Wasle-Kaltenegger: Begrüßenswerter Ansatz

Die Seminare werden von einem Seelsorger und einem Paar begleitet, das selbst Erfahrung mit Trennung und einer neuen Beziehung hat. "Die Initiative der Diözese ist für mich ein begrüßenswerter Ansatz, den ich gerne unterstütze", sagt Brigitte Wasle-Kaltenegger. Sie hat langjährige Erfahrung als Leiterin von Seminaren, Supervisorin und Coach in der Sozial- und Berufspädagogik. Wasle-Kaltenegger war 15 Jahre verheirate und hat viele Jahre in Scheidung gelebt. "In dieser Zeit habe ich vieles aus erster Ehe reflektiert, soweit möglich aufgearbeitet, dazugelernt und Frieden gefunden", erzählt sie von ihren Erfahrungen. Im reiferen Alter habe sie eine neue Beziehung gewagt und wieder geheiratet. „Wir haben uns viel Zeit mit dem Kennenlernen gelassen, und das hat mir sehr gut getan“, erinnert sich Brigitte Wasle-Kaltenegger. „Bald wurde mir klar, dass wir für die neue Beziehung auch einen kirchlichen Segen wollen“, so Wasle-Kaltenegger. Nun freue sie sich darauf, gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard ihre Erfahrungen weitergeben zu können.

Bernhard Wasle: Viele haben Wunsch nach kirchlicher Feier

Bernhard Wasle hat nach dem Tod seiner Frau noch einmal geheiratet. Als vielfältig engagiertes Pfarrmitglied wollte er seine neue Verbindung mit Brigitte "auch durch eine kirchliche Feier bestärken". "Ein Diakon in Bayern hat uns dies insofern ermöglicht, dass wir uns in seiner Kirche gegenseitig ein Versprechen abgeben und den Göttlichen Segen erbitten konnten." Auch viele andere Paare hätten einen ähnlichen Wunsch, ist Bernhard Wasle überzeugt. "Ich freue mich daher, dass in unserer Diözese ein Weg gesucht und aufgezeigt wird, wie eine neue Beziehung trotz Scheidung auch in kirchlichem Sinn gelebt werden kann."

Vierteiliges Seminar als Begleitungsangebot

Das Ziel der in vier Schritten aufgebauten Initiative sei die Integration der eigenen Lebensgeschichte, die Versöhnung und die Öffnung zur neuen Beziehung hin, erklärt Alfred Natterer, Leiter der Abteilung Familie und Lebensbegleitung. "In einem ersten Schritt geht es um die Frage, was zum Bruch der Beziehung geführt hat, wo ist mir weh getan worden, von der Partnerin, vom Umfeld, auch von der Kirche."

Im zweiten Schritt gehe es um die Ressourcen und Stärken, die aus den schmerzlichen Erfahrungen wachsen. Diese Ressourcen sollen auch für die Kirche fruchtbar gemacht werden. In einem weiteren Schritt kommen die Kinder, Verwandten und Freunde in den Blick, die von der Trennung betroffen sind. „In erster Linie geht um die Frage, was versöhnt werden soll. Denn alles, was unversöhnt ist, kommt in der neuen Beziehung wieder zum Vorschein“, so Natterer. Den Abschluss der Seminarreihe bildet ein Blick in biblische Erzählungen, die von Scheitern, Neubeginn und Versöhnung handeln sowie das Angebot einer Versöhnungs- und Segensfeier.

Die Seminartermine

In jeder Region der Diözese Innsbruck besteht die Möglichkeit, an diesem Weg teilzunehmen, in einer Reihe von vier Abenden, an einer kombinierten Form oder mit Übernachtung in St. Michael.

Außerfern:
Samstag, 23.03., 20.00-22.00 Uhr im Pfarrstadel
Breitenwang und Samstag, 30.03., 10.00-17.00 Uhr im
Schwesternhaus Elbigenalp
Margarethe und Alois Gedl | Franz Neuner

Oberland:
Freitag, 8.3. | 15.3. | 22.3. | 29.3., 17.00-19.00 Kronburg
Brigitte Wasle-Kaltenegger und Bernhard Wasle
Herbert Traxl | Johannes Schwemberger

Innsbruck:
Montag, 11.3. | 18.3. | 25.3. | 15.4., 19.00-21.00 Uhr
im Haus Marillac
Katrin Geiger | Alfred Natterer | Martin M. Lintner

Unterland:
Donnerstag, 14.3. | 21.3. | 28.3. | 4.4., 19.00-21.00 Uhr
im Schloss Wohlgemutsheim, Baumkirchen
Sandra und Peter Felderer | Franz Weber

Wipptal:
Freitag, 5.4.19, 18.00–21.00 Uhr bis Samstag,
6.4.19, 9.00–16.00 Uhr im Bildungshaus St. Michael
Marion und Paul Lazzari | Karl Eller

Osttirol:
Dienstag, 7.05. | 14.05. | 21.05. | 28.05., 19.30-21.30 Uhr
im Widum Sillian
Brigitte Wasle-Kaltenegger und Bernhard WasleAnno Schulte-Herbrüggen

Information und Anmeldung bis eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltungsreihe direkt bei den Begleitpaaren, in jedem Pfarrbüro und im Familienreferat (familienreferat@dibk.at, 0512/2230-4301) oder über das Pfarrbüro.

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