100 Jahre Republik: Das Jahr 1918 war geprägt von Verlust, Not und Hunger

Hungerjahre: In der Altstadt stehen Kinder mit Kannen an, um an der Ausgabestelle ein paar Tropfen Milch zu ergattern. | Foto: Stadtarchiv Innsbruck
  • <b>Hungerjahre:</b> In der Altstadt stehen Kinder mit Kannen an, um an der Ausgabestelle ein paar Tropfen Milch zu ergattern.
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Niederlage. Zusammenbruch. Endzeitstimmung. Im November 1918 ging der Erste Weltkrieg – von Historikern heute als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" betitelt – zu Ende. Von Erleichterung war in der Landeshauptstadt deshalb jedoch wenig zu spüren. Denn dem Ende des Krieges folgte auch das Ende der Donau-Monarchie. Die staatliche Ordnung fiel in sich zusammen und mit ihr auch großteils die Lebensmittelversorgung.

Schwere Hungerjahre

Bereits in den letzten Kriegsjahren hatte sich die Situation zunehmend verschlechtert. Fleisch, Fett, Zucker, Milch, Getreide und vor allem Kartoffeln wurden rationiert. Viele litten Hunger. Bereits aus dem März 1916 sind erste gewalttätige Auseinandersetzungen bei einer Milchausgabestelle in Pradl überliefert. Milch war derart knapp geworden, dass buchstäblich um jeden Tropfen gekämpft wurde.

Erste "Kartoffelzüge"

Im Juli 1917 fanden die ersten sogenannten "Kartoffelzüge" statt. Da die Lebensmittelversorgung in Innsbruck derart schlecht geworden war, machten sich viele Bürger mit der Eisenbahn auf den Weg ins Oberland, um sich mit Frühkartoffeln einzudecken. Diese Kartoffelzüge sollten den Alltag der kommenden Jahre prägen und wurden von der Obrigkeit zeitweise verboten. "Alle waren schwer bepackt mit Kartoffelsäcken. Auf einmal kam die Gendarmerie und Militär und beschlagnahmte die Kartoffeln. Mit Tränen in den Augen baten Kinder und alte Leute, ihnen die Kartoffeln zu lassen, da sie sonst verhungern müssten. Umsonst!", schildert der Allgemeine Tiroler Anzeiger das tragische Ende eines Kartoffelzuges im Augst 1918.

Horrender Schwarzmarkt

Nach Ende des Krieges verschlimmerte sich diese Situation noch weiter. Im November 1919 hatte das Stadtmagistrat Innsbruck gerade einmal 38.000 kg Kartoffeln für etwa 80.000 Einwohner vorrätig. Im Dezember kam es zu ersten Hungerdemonstrationen, die auch von Bürgerwehr und Polizei nicht unterbunden werden konnten. Zeitgleich blühte der Schwarzmarkt. Wertsachen wie Silberbesteck oder Teppiche wurden gegen wenige Kilo Kartoffeln getauscht. Mancher Bauer hatte Teppiche sogar im Schweinestall liegen. Besonders hart traf es Frauen und Mädchen. Wenn deren Familie nichts zu tauschen hatte, mussten sie Essen durch sexuelle Dienste beschaffen – wie Zeitzeugen berichten. Erst in den 1920ern verbesserte sich die Lage durch Hilfen aus der Schweiz und den USA schrittweise.

Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs Innsbruck

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