Innsbrucks besondere Orte
Die gute Seele des Höttinger Bildes

Gertraud Hundegger kümmert sich um das Höttinger Bild und tauscht die Kerzen aus. | Foto: Isser
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Eines der Dinge, die Innsbruck so lebenswert machen, sind die Wälder um die Stadt herum – es gibt ein schnelles Entkommen aus dem Trubel, wenn einem der Sinn nach Natur und Ruhe seht.

Das Höttinger Bild, die Kapelle auf der Waldlichtung oberhalb von Hötting, ist so ein Ort. „Ein Kraftort“, wie Gertraud Hundegger sagt. Die 72-Jährige wandert jeden zweiten Tag zum Höttinger Bild und kümmert sich dort um die Kerzen, denn die müssen beim viel besuchten Höttinger Bild regelmäßig nachgefüllt werden. Auch nimmt sie den Müll mit hinunter zum Planötzenhof. Ihre Tochter Ursula kümmert sich jeden zweiten Tag um die Blumen, und das um 6:00 Uhr früh – bevor sie zur Arbeit fährt. Gertraud ist mit ihrem Mann, der seit 11 Jahren Messner ist, seit bereits 51 Jahren glücklich verheiratet.

Durch den Wald – bis zur Lichtung: Dort steht das Höttinger Bild. | Foto: Isser
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Los- und Einlassen

Das erst 2015 von Michael Schretthauser restaurierte Höttinger Bild ist ein Ort der Energie. Da verwundert es auch nicht, dass es BesucherInnen aus ganz Tirol anlockt, unter ihnen immer wieder Chöre. Das alles erzählt die Tirolerin auf dem Weg nach oben, man spürt ihre Vitalität und ihre Offenheit. Sie spricht über Gott und die Welt, und auch über ihre Kunst: Seit zwanzig Jahren ist sie Künstlerin, malt in ihrem Atelier, stellt aus oder gibt Kurse an der Volkshochschule. „Kunst ist die Idee! Alles andere ist Handwerk – und das kann man lernen“, so die Tiroler Künstlerin. „Loslassen ist beim Malen das Wichtigste – und Einlassen auf sich.“ Man sieht es ihren Bildern an und man spürt, dass sie mit ihrer Energie gut haushaltet – so meditiert sie regelmäßig, und zwar – was man in dem Alter nicht unbedingt vermuten würde – mit einer App. Über die Pfarrgemeinschaft, die der Künstlerin auch sehr wichtig ist, kam sie schließlich zum Höttinger Bild, einem ihrer Lieblingsorte. Auf die Frage, welche Rolle Gott in ihrem Leben spielt, sagt sie: „Gott ist Licht und Energie. So steht es ja auch in der Bibel: ‚Ich bin das Licht.‘“

Seit 20 Jahren macht Gertraud Hundegger Kunst. | Foto: Isser
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Sehnsucht

Die Wallfahrtskapelle zum Höttinger Bild gilt übrigens seit dem Ende des 17. Jahrhunderts als besonderer Zufluchtsort für StudentInnen in Prüfungsnöten. Als Ort der Besinnung ist sie aber nicht nur für StudentInnen ein wahrer Goldschatz, so finden auch immer wieder Bergmetten statt, und zwar von Mai bis Ende August jeden Samstag um 7:00 Uhr früh im Freien (wenn das Wetter es erlaubt), sonst in der Kapelle. Zu Weihnachten, am 24.12. um Elf Uhr abends wird es ebenfalls eine Mette geben, geleitet von Universitätsprofessor Jozef Niewiadomski – der, wenn man Gertraud Hundegger glauben darf – mit einer guten Portion Humor gesegnet ist. Es empfiehlt sich eine Taschen- oder Stirnlampe mitzunehmen. Die 1947-geborene Tirolerin ist zum Herrichten und Mithelfen natürlich schon früher vor Ort, doch trotz der kalten Jahreszeit schwärmt sie von der besonders besinnlichen Weihnachtsmette. Niewiadomski scheint einen guten Sinn für das Besinnliche und für Sehnsucht zu haben, wenn er in seiner Adventpredigt die jüdische Dichterin Nelly Sachs zitiert: „Fing nicht deine Menschwerdung, Gott, mit der Sehnsucht nach dem Menschen an?“

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