Johannes Reitmeier inszeniert „The Fall of the House of Usher“
Dunkel und abgründig

Zum Schaudern: eine Poe-Kurzgeschichte als Oper in den Kammerspielen | Foto: Foto: Rupert Larl/TLT
  • Zum Schaudern: eine Poe-Kurzgeschichte als Oper in den Kammerspielen
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Er gilt nicht nur als Meister der Kurzgeschichte, sondern auch als virtuoser Kreateur düsterer Figuren und albtraumhafter Szenerien. Denn bei Edgar Allan Poe finden die seelischen Abgründe immer auch eine schaudernde Entsprechung in der jeweiligen Außenwelt. Wenn also William auf den Hilferuf seines Jugendfreundes Roderick Usher hin diesen in seinem Schloss besucht, so könnte der schon angesichts des gespenstischen Gemäuers, eines zombiehaften Dieners, der an schwersten Lasten zu tragen scheint, und nicht zuletzt durch Rodericks vollkommen verwirrten Geisteszustand einigermaßen vorgewarnt sein.
Aber das dunkel abgründige Geheimnis um Rodericks Zwillingsschwester wird William trotz wiederkehrender Schreckensmomente in kürzester Zeit in seinen Bann ziehen. Philip Glass, Altmeister der so genannten amerikanischen Minimal Music, hat diese Schaudergeschichte zu einer auch musikalisch aufwühlenden Oper verdichtet, für deren Umsetzung TLT Intendant Johannes Reitmeier sehr sinnfällig auf die Gothic-Ästhetik rekurriert. Michael D. Zimmermann, Ausstattungsleiter der Kammerspiele, hat hierfür gemeinsam mit Markus Braunhofer (Kostüme) ein ungemein raffiniertes Setup von Projektionsflächen geschaffen, bei dem sich sprichwörtlich immer wieder neue Schleier über die Szenerie legen. Alec Avedissian, Jon Jurgens, Dale Albright und Anna-Maria Kalesidis faszinieren in ihrem bewusst verlangsamten Spiel und bestechen gesanglich durch eine Brillanz, die das Orchester unter Seokwon Hong leider nicht durchgängig durchzuhalten vermag.
Von Christine Frei

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