Ukraine Hilfe Tirol
Ein Zuhause für 100 Kinder aus der Ukraine

- Möge wieder die Sonne scheinen für die ukrainischen Heimkinder, die vor den Schrecken eines sinnlosen Krieges fliehen mussten.
- Foto: Egerdach Presse
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SOS-Kinderdorf hat 100 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine mit ihren Betreuern in der Hermann-Gmeiner-Akademie in Innsbruck/Egerdach und im SOS-Kinderdorf Imst aufgenommen.
Innsbruck/Imst. Am 11. März verkündete Tirols Landeshauptmann Günther Platter nach einem Treffen mit dem ukrainischen Botschafter Vasyl Khymynets in Wien, dass Tirol 300 Kinder und ihre Betreuer aus Kinderheimen der Ukraine aufnehmen werde. Für die Umsetzung wandte sich Platter an SOS-Kinderdorf und bat Geschäftsführer Christian Moser um Unterstützung: Dieser sicherte zu, sofort alle Kapazitäten zu prüfen und Lösungen zu suchen. Und die wurden dank des Engagements und Zusammenwirken vieler helfender Kräfte gefunden: am 23. März konnten 100 Kinder mit ihren Betreuern von SOS-Kinderdorf in Innsbruck und Imst aufgenommen werden.
Aufnahme nur durch Leerstand möglich
Möglich war das nur, weil SOS-Kinderdorf über zwei Gebäude mit entsprechenden Räumlichkeiten verfügte: die Hermann-Gmeiner-Akademie in Innsbruck/Egerdach und im SOS-Kinderdorf Imst das in die Jahre gekommene, leerstehende Haus, in dem früher pensionierte SOS-Kinderdorf-Mütter nach ihrer aktiven Zeit lebten. Wolfram Brugger, SOS-Kinderdorf-Leiter am Standort Innsbruck, der für die konkrete Planung und Umsetzung an beiden Standorten verantwortlich war, betont ausdrücklich und mit großer Dankbarkeit die unglaubliche Motivation und Energie, die so viele Menschen dafür investiert haben:
von Seite der Behörden/Ämter beim Land über viele Beteiligte, SOS-Kinderdorf intern bis zu privaten Firmen und Unterstützern.
„Ich kann es im Nachhinein kaum fassen, dass dies in so kurzer Zeit zu schaffen war und möchte mich bei ALLEN nochmals ganz herzlich bedanken!“
Gut angekommen und in Sicherheit
Am 23. März gegen 15 Uhr kamen vier Busse in Tirol an, zwei in der Hermann-Gmeiner-Akademie in Innsbruck, die zwei anderen fuhren direkt weiter nach Imst. Wolfram Brugger erinnert sich:
„Ab Mittag wurde ich laufend informiert: `Kinder haben österreichisch-tschechische Grenze passiert, sind am Walserberg, in Kufstein/Kiefersfelden, kommen gleich an`. Wir alle waren vorfreudig, gespannt, gleichzeitig auch angespannt. Wie wird es den Kindern gehen? Nach den Erfahrungen durch den Krieg in ihrer Heimat? Nachdem sie ihr gewohntes Umfeld verlassen und sich auf die Reise in ein fremdes Land machen mussten? Hier auf fremde Menschen treffen, deren Sprache sie nicht verstehen und in eine ungewisse Zukunft blicken? Umso wichtiger und Voraussetzung, dass wir die Kinder aufnehmen konnten, war es, dass die Kinder von ihren vertrauten Betreuern begleitet wurden und hier weiter betreut werden!“
sagt Brugger.
Toller Empfang für Kinder und Jugendliche

- Spiel und Spaß sollte im Moment für die vom Krieg geflohenen Kinder aus der Ukraine im Vordergrund stehen.
- Foto: Egerdach Presse
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Efendi Onay, Leiter des BIWAK für unbegleitet minderjährige Flüchtlinge in Hall, hat ab dem ersten Tag die Verantwortung für die Betreuung und Versorgung der Kinder und Betreuer in der Hermann-Gmeiner-Akademie übernommen und alles perfekt vorbereitet: Bunte Luftballons, Herzlich-Willkommen-Plakate auf Ukrainisch, Englisch, Deutsch, wichtige Infos in den drei Sprachen auf jedem Zimmer, Dolmetscher*innen für eine gute Kommunikation (Efendi selbst spricht auch etwas russisch). Etwas zaghaft stiegen nach und nach die Kinder und Betreuer aus den Bussen, wurden von Efendi und zahlreichen SOS-Kinderdorf Mitarbeitern herzlichst empfangen und konnten nach langer, anstrengender Fahrt ihren Hunger und Durst stillen. Einige der Kinder, vor allem die kleinen Mädchen und Buben, nützten gleich die vorbereiteten Spiel- und Malmöglichkeiten.

- Eine Banalität wie ein Tischtennisspiel kann zumindest kurzfristig Kummer und Sorgen vertreiben.
- Foto: Egerdach Presse
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Parallel wurden Zug um Zug alle auf ihre Zimmer geführt: 52 Kinder beziehungsweise Jugendliche und ihre Betreuer waren gut angekommen und in Sicherheit. Das war das Wichtigste!
Einzug im SOS-Kinderdorf Imst etwas später
Während in der Hermann-Gmeiner-Akademie die Infrastruktur vorhanden war und es in erster Linie organisatorische Vorbereitungen brauchte, war die Ausgangslage im SOS-Kinderdorf Imst eine andere: Alles musste neben dem laufenden Betrieb und der Betreuung der über 50 Kinder und Jugendlichen im Dorf parallel geschehen. Im Gebäude für ehemalige SOS-Kinderdorf-Mütter war viel mehr zu adaptieren: allein auf die Schnelle für eine funktionierende Heizung zu sorgen oder Betten für 50 Kinder rechtzeitig zu bekommen und aufzubauen war in Zeiten von Lieferverzögerungen eine große Herausforderung.
Kinder und Jugendliche mussten ins Hotel
Die Gruppe wurde daher interimistisch in einem Hotel in Imst untergebracht und konnte erst nach zehn Tagen am 3. April ins SOS-Kinderdorf übersiedeln. „Keine einfache Situation für beide Seiten“, sagt Wolfram Brugger. „Es war in Imst sicher schwieriger, die Herausforderungen größer, infrastrukturell und pädagogisch: Die Kinderanzahl im Dorf hat sich schlagartig verdoppelt! Trotzdem ist es gelungen, dass Kinder und Betreuer nun eine sichere Unterkunft haben, gut versorgt sind und sich immer besser ins Dorfleben integrieren und hier wohlfühlen“, freut sich Brugger.
„Dafür auch allen Unterstützerinnen und helfenden Händen, die in Imst tatkräftig angepackt und mitgeholfen haben, ein großes DANKE!“
Schule, Alltag und Freizeit

- Nichts kann einen „Wuzzler" topen, um auf andere Gedanken zu kommen.
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Alle 102 Kinder und Jugendlichen konnten durch die sehr wertvolle Unterstützung der Universitätsklinik Innsbruck sowie zahlreicher Ärzte rasch medizinisch untersucht und betreut werden und in der Folge konnten alle behördlichen Maßnahmen für den Schulbesuch mit den zuständigen Stellen und Direktionen geregelt werden. Inzwischen gehen alle in Imst und Innsbruck in verschiedene Volks-, Mittelschulen und aufs Gymnasium. Für die Kleinkinder wurden vorerst interne Kindergarten-Lösungen gefunden.
Es ist ein Riesenvorteil, dass beide Standorte über große Sport- und Spielplätze für Aktivitäten draußen verfügen. Dreirad-, Roller-, Radfahren, Laufen, Springen, Fußballspielen und vieles mehr ist inzwischen alltäglich, in Imst auch schon gemeinsam mit Kindern aus dem SOS-Kinderdorf. Es gibt eigene Räume für kreatives Spielen, Malen, Lesen, Musizieren etc.
„Würde man nicht ständig den Krieg im Hinterkopf haben, sieht es oft einfach nach fröhlich spielenden Kindern aus,“
so Wolfram Brugger und Efendi Onay einhellig.
„Es ist gut, dass Kinder oft rasch und intensiv im Spiel versinken und anderes vergessen.“

- Die Betreuer im SOS-Kinderdorf beschäftigen sich intensiv mit den traumatisierten Kindern.
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Herausforderungen gibt es trotzdem viele
„Die großen ersten Hürden sind geschafft“, freuen sich Wolfram Brugger und Efendi Onay gemeinsam mit allen an der Ukraine-Hilfe in Tirol Beteiligten. „Wir konnten miteinander rasch und unbürokratisch alles in die Wege leiten und umsetzen. Trotzdem tauchen jeden Tag neue, oft unerwartete Themen und Herausforderungen auf. Die Sprache und Kultur, unterschiedliche Rahmenbedingungen und Erfahrungen in der Betreuung benötigen viel Austausch und vertrauensvolle Gespräche für gegenseitiges Verstehen und Verständnis. „Je nachdem, wie lange der Krieg noch andauert, wird es außerdem mittel- und langfristig weitere umfangreiche Förder- und Integrationsprogramme brauchen und wird es um die Klärung finanzieller Leistungen gehen, zum Beispiel auch für die Betreuungspersonen aus der Ukraine.
Landesrätin Fischer zur Ukraine-Hilfe in Tirol
„Menschen suchen in Tirol Schutz, weil es in ihrer Heimat keinen mehr gibt. Während mein Sohn als 16-Jähriger die Schule besucht hat, flüchten andere gleichaltrige Menschen vor Krieg und Verfolgung. Als Land Tirol haben wir früh die richtigen Schritte gesetzt, um Menschen ein sicheres Dach über dem Kopf zu geben. Gemeinsam mit Vereinen und Institutionen ist es gelungen, Tirol als sicheren Ankunftsort zur Verfügung zu stellen. Wir wissen in Tirol, wie man hilft. Wir halten und stehen zusammen und geben jenen Menschen, die gerade ihre Heimat verlassen mussten, eine neue",
so die Sozial-Landesrätin.
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