Frei im Theater 52
Eine Hommage auf Lorca
Auf getanzte Biografien versteht sich Enrique Gasa Valga. Und auch bei Lorca ist es ihm erneut gelungen, sein Publikum mit der für ihn typischen Mischung aus Ästhetik und Perfektion, Drama und Leichtigkeit ganz für sich einzunehmen, für knapp zwei Stunden in eine andere Welt zu entführen, die Lebensthemen und Stationen dieser schillernden Künstlerpersönlichkeit kompakt und eindrücklich nachzuskizzieren.
Dieses Mal freilich noch durchwirkt von der Poesie Lorcas, die in sehr vielen Sequenzen aus den Musikstücken melodisch herausperlt. Gasa Valga überzeugt hier auch als Interpret der Originaltexte, deren Übersetzungen teilweise an die vordere Bühnenwand projiziert werden und in ihrer chiffrenhaften und emotional wuchtigen Metaphorik die jeweiligen Szenen noch zusätzlich atmosphärisch verdichten. „Wenn ich sterbe, lass den Balkon offen“, heißt es gleich zu Beginn. Dieser innige Wunsch, sich so zu zeigen, wie man ist, steht in klarem Kontrast zu den Gitterstäben, mit denen Helfried Lauckner die gesamte Bühne einfasst und zum Spitzentanz, den Gasa Valga punktuell für die Frauen einsetzt.
Die rigiden sozialen Normen seiner Zeit erwiesen sich auch für Lorca als immanentes Gefängnis. So wurden ihm nach Francos Militärputsch nicht nur seine sozialkritischen Texte, sondern insbesondere seine Homosexualität zum Verhängnis. Seine Ermordung blieb in Spanien allerdings bis weit in die siebziger Jahre ein Tabu. Die männlich besetzten Pas de deux mit Tänzer Josué Ullate als Lorca hat Gasa Valga übrigens entgegen allen Klischees mit sehr viel Zartheit angelegt. Diese feinen Sequenzen sind neben Lorcas Poesie die tragenden Säulen dieser stimmungsvollen Hommage, die natürlich wieder mit viel Jubel und Standing Ovations bedacht wurde.
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