Erster Tiroler Lärmbericht: Verkehrslärm und Nachbarn stören am meisten
72 Prozent der TirolerInnen könnten ohne nennenswerte Lärmbelästigung bei geöffnetem Fenster schlafen. Das ist eines der Ergebnisse des ersten Tiroler Lärmberichts, den eine Arbeitsgruppe des Landes auf Grundlage einer Entschließung des Tiroler Landtages erstellt hat. Neben Schlafstörungen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Folge von Lärm sein.
Bei den Lärmquellen wird in Tirol der Verkehr mit einem Anteil von 56 Prozent laut einer Erhebung der Statistik Austria als besonders störend empfunden. Dabei liegen Pkw und einspurige Fahrzeuge (je 16 Prozent) gefolgt von Lkw und Bussen (13 Prozent) gleichauf. Die Geräuschkulisse aus der Nachbarwohnung wird zu 21 Prozent für die Lärmbelastung verantwortlich gemacht. Betriebe scheinen in der Regel nicht als Lärmquellen auf. Gründe dafür sind der Lärmschutz von Gewerbe und Industrie in Tirol sowie der effiziente Vollzug der Behörden im gewerblichen Betriebsanlagenrecht.
EU-Umgebungslärmrichtlinie umgesetzt
Die aus ExpertInnen der Landessanitätsdirektion und der Abteilungen Emissionen-Sicherheitstechnik-Anlagen sowie Umweltschutz und Verkehr bestehende Arbeitsgruppe Lärmschutz sieht auch die EU-Umgebungslärmrichtlinie in Tirol als rechtlich und operativ umgesetzt an. Somit besteht vor Straßen, Bahnlinien, Flughäfen und bestimmten industriellen Anlagen der entsprechende Lärmschutz.
Abgesehen von den Lärmschutzmaßnahmen entlang der Autobahnen wurden in Tirol in den vergangenen 20 Jahren entlang der Eisenbahnstrecken rund 68 Kilometer Lärmschutzwände errichtet. Seit 1983 wurden Lärmschutzwände in der Länge von 26 Kilometer an den Landesstraßen errichtet und rund 17 Millionen Euro in die Förderung von Lärmschutzfenstern investiert. Zur Entlastung der AnrainerInnen haben auch der Bau von Umfahrungsstraßen, Lkw-Fahrverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen beigetragen.
Empfehlungen für die Zukunft
Der 92 Seiten starke Tiroler Lärmbericht beinhaltet auch Empfehlungen für die Zukunft. Darunter fällt etwa die weitere Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs. Angeregt wird auch die genaue Überprüfung der bauakustischen Qualität von Wohnbauten, da die Lärmbelastung aus Nachbarwohnungen in Tirol als höchste Einzelbelastung hervorsticht. Ein anderer Ansatz betrifft die Ausbildung in den Fahrschulen, die allerdings in die Kompetenz des Bundes fällt: In den Führerscheinkursen sollen Lärmschutz thematisiert und lärmarmes Fahren zum Ausbildungsinhalt werden.
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