Gedenken an Opfer des Nazi-Terrors

Unter der Leitung der Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, Esther Fritsch, wurde das Kaddisch gebetet.
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  • Unter der Leitung der Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, Esther Fritsch, wurde das Kaddisch gebetet.
  • hochgeladen von Stephan Gstraunthaler

Vor 75 Jahren begann die systematische Verfolgung und Ermordung der Juden auch in Innsbruck.

Was unter dem Titel "Reichskristallnacht" im November 1938 in allen von den Nazis kontrollierten Gebieten Europas begann, war der Auftakt zum größten organisierten Massenmord der Geschichte. Unter dem fadenscheinigen Vorwand einer "spontanen Entladung des Volkszorns" gegen die jüdischen Mitbürger – angeblich ausgelöst durch die Ermordung eines deutschen Diplomaten in Paris – plünderten und brandschatzten SA und SS tausende jüdische Wohungen, Geschäfte und Einrichtung. Dass bei diesen Aktionen hunderte Juden getötet und tausende verletzt wurden, war von oberster Stelle nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich erwünscht. Auch in Innsbruck zogen die braunen Horden mordend durch die Straßen. Gemessen an der Größe der Stadt war die "Reichskristallnacht" in Innsbruck sogar besonders blutig. Insgesamt vier Personen wurden von den Schlägertrupps der NSDAP in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kaltblütig ermordet.

Trauriger Spitzenplatz

Richard Berger, Richard Graubart, Josef Adler und Wilhelm Bauer kamen in dieser Nacht ums Leben. Gemessen an der Größe der jüdischen Gemeinde war die "Reichkristallnacht" in Innsbruck damit die brutalste in allen Städten des deutschen Reiches. Die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung verursachten in Innsbruck einen Schaden von 200.000 Reichsmark. Die Opfer dieses Terrors mussten – als zusätzliche Erniedrigung – auch noch selbst für die Schäden aufkommen und sogar Strafzahlungen leisten.

"Es kann wieder passieren"

Vergangenen Samstag fanden mehrere Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an diese dunkelste Zeit der Innsbrucker Stadtgeschichte statt. Unter anderem wurde am Landhausplatz vor dem Denkmal für die vier ermordeten Innsbrucker Juden das "Kaddisch" – in etwa das jüdische Pendant zum katholischen "Vater Unser" – gebetet. Ein großes Transparent mit der Aufschrift "Es ist passiert! Folglich kann es wieder passieren" mahnte Besucher und Passanten zur Wachsamkeit gegenüber Hass und politischer Hetze.

Unter der Leitung der Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, Esther Fritsch, wurde das Kaddisch gebetet.
Dieses Denkmal am Landhausplatz erinnert an die vier Innsbrucker Toten.
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