Jelinek zum Gustieren

Wagen sich gemeinsam nicht nur an die spiegelnden Textflächen der Elfriede Jelinek: Timo Senff und Antje Weiser als Prinz und Schneewittchen. | Foto: TLT/Larl
  • Wagen sich gemeinsam nicht nur an die spiegelnden Textflächen der Elfriede Jelinek: Timo Senff und Antje Weiser als Prinz und Schneewittchen.
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  • hochgeladen von Katja Urthaler (kurt)

Elke Hartmann hat die zwei Prinzessinnendramen der Literaturnobelpreisträgerin geradezu mustergültig aufbereitet. Von Christine Frei

Man kann sich natürlich beschweren, dass wir alle keine Zeit mehr haben und es um unsere Konzentrationsfähigkeit auch schon mal besser bestellt war. Oder man kann genau damit arbeiten. Wie Elke Hartmann es nun bei ihrer Inszenierung von Elfriede Jelineks Prinzessinnendramen getan hat. Eben jene Elke Hartmann, die uns mit ihrer Regie von „Eine Sommernacht“ für das Theater praesent im Vorjahr bereits einen der flottesten und berührendsten Theaterabende der letzten Saison beschert hat. Und nun im K2 ihre erste Regiearbeit für das Landestheater vorlegt.
Hartmann hat sich für die zwei märchenhaften Dramen Schneewittchen und Dornröschen (Der Tod und das Mädchen I+II) entschieden, legt den Abend auf eine konzentrierte Stunde an und hat darüber hinaus ein kongeniales Umsetzungsteam um sich geschart.

Katharina Ganner setzt in ihrer Ausstattung auf gleißendes Weiß, sowohl für die drei Darsteller/innen wie auch für die Laufstegbühne und die Ausbuchtungen der Prinzessinnensarkophage in der Wand. Eine sinnstiftende Präsentation, weiß man doch um die Modeaffinität der Sprachvirtuosin. In Antje Weiser, Eleonore Bürcher und Timo Senff hat die Regisseurin zudem drei wunderbare Akteur/innen, die nicht nur den klarerweise anspielungsreichen akrobatischen Text mit einer derart spielerischen Souveränität und gedanklichen Klarheit bewältigen, dass man tatsächlich jedem Satz folgen kann, sondern in ihrem herrlich grotesken Spiel noch jede Menge Freiraum für vielfältige Assoziationen schaffen.

Das Ergebnis ist ein inspirierender leichtfüßiger und trotzdem tiefgründiger Jelinek-Abend, mit dem es gelingen sollte, Menschen für eine Autorin zu begeistern, um die man sonst vor Ehrfurcht vielleicht lieber einen Bogen macht und vor der man angesichts ihrer Sprachgewalt zuweilen ehrlicherweise auch w.o. geben muss. So macht zeitgenössisches Theater jedenfalls helle Freude, sogar nach einem anstrengenden Arbeitstag.
Und spätestens bei der Eiskunstpaarlaufszene ist man sowieso nur noch hingerissen. Das ist Magie, wie sie nur Theater schaffen kann.

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