Kirchgänger sind in Aufruhr

Nackte Tatsachen: Die Skulptur vor der Kirche zeigt drei erhängte nackte Männer.
  • Nackte Tatsachen: Die Skulptur vor der Kirche zeigt drei erhängte nackte Männer.
  • hochgeladen von Stephan Gstraunthaler

In Wilten gehen die Emotionen hoch. Grund für die Aufregung ist eine riesige Skulptur des Südtiroler Künstlers Lois Anvidalfarei, welche derzeit den Vorplatz der ehrwürdigen Stiftskirche ziert. Diese zeigt drei erhängte männliche Körper, zwei davon mit dem Kopf nach unten. Zu allem Überfluss sind die Skulpturen noch nackt und mit allen Details dargestellt.

Heftige Diskussionen

Etlichen Wiltenern geht diese Darstellung zu weit. Besonders Familien mit Kindern stoßen sich an der expliziten Abbildung von Gewalt und Nacktheit. Emotionen, die von den Organisatoren durchaus gewünscht sind, wie Reinhold Sigl, Sprecher des Stiftes Wilten, erläutert. "Die Skulptur 'ecce homo' ist Teil eines wochenlangen Glaubenskurses, den das Stift ins Leben gerufen hat. Das Kunstwerk soll dabei den Umgang der Menschen miteinander symbolisieren – die Gewalt, mit welcher die Menschen auch heute noch miteinander umgehen", so Sigl.

Gleichzeitig betont er, dass die Skulptur nicht provozieren, sehr wohl aber aufrütteln und zum Nachdenken anregen soll. "Es gibt Diskussionsrunden und Informationen. Es geht uns also um eine durchaus kritische Auseinandersetzung", so Sigl.

Weitere Informationen zum Projekt:

Die Maßlosigkeit der Liebe

„Der Liebe in allem ihren Vorzug einräumen …“ fordert Univ.-Prof. Mag. Dr. Roman A. Siebenrock.

Zum Glaubenskurs
Im Ausgang von der Installation „Ecce homo“ des Südtiroler Künstlers Lois Anvidalfarei - die während der Fastenzeit vor der Wiltener Stiftskirche steht - und dem Weg der Liturgie in der Fastenzeit “wagt der Glaubenskurs fünf Einübungen im Christentum”.

An fünf Abenden in der Fastenzeit werden im Stift Wilten dabei Themen wie “Das Risiko Gottes” ebenso besprochen werden, wie “die Paradoxie des Lebens: vom Verlieren und Finden - Sterben und Leben”.

Der Leiter des Glaubenskurses, Univ.-Prof. Siebenrock, lehrt am Institut für Systematische Theologie der Universität Innsbruck und ist durch seine intensive Publikations- und Vorträgtstätigkeit ein international renommierter Theologe und Philosoph.

Ecce homo
Die Skulpturengruppe „Ecce homo“ - als Ausgangspunkt der jeweiligen Abende – symbolisiert für Anvidalfarei “die heutige VIA CRUCIS”. Verletzungen der Menschenrechte, das Zufügen physischer und psychischer Gewalt “von Menschen an Menschen” ist für ihn gegenwärtig. Schutzlos – nackt - werden tagtäglich Menschen auch auf öffentlichen Plätzen verurteilt, gefoltert und hingerichtet.

“Die drei hilflosen Menschen in ihrer entwürdigten Realität sollen uns letztendlich dafür sensibilisieren, miteinander in Liebe und Würde zu leben” so der Künstler. Die Installation fordert dazu auf die Augen nicht vor der Realität zu verschließen, sondern aktiv - beginnend im persönlichen Umfeld –Verbesserungen umzusetzen.

Die Kunst Anvidalfareis kommt ohne Beiwerk aus und konzentriert sich auf die menschliche Figur. Der Betrachter ist so mit rein Menschlichem konfrontiert, kann sich selbst in den Darstellungen entdecken.

Lois Anvidalfarei studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und lebt heute in seinem Geburtsort in Abtei in Südtirol.

Dort arbeitet er als freischaffender Bildhauer und bewirtschaftet mit seiner Familie einen Bauernhof.

Lois Anvidalfarei gehört zu den führenden zeitgenössischen bildenden Künstlern in Tirol. Vor allem seine großformatigen Bronzearbeiten – wie in der Innsbrucker Landhauskapelle - zeugen von einer tiefen Kenntnis der Materie und des Umganges mit Formen und Materialien.

Die Installation der Skulpturengruppe “Ecce homo” wurde durch eine Kooperation mit KUNSTRAUM KIRCHE und der Galerie Josef Maier, Innsbruck ermöglicht.

Wo & Wann

Treffpunkt vor der Stiftskirche, jeweils Dienstag, 28. Februar, 6., 13., 20. und 27. März 2012 • 19.30 bis 21.00 Uhr(

Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten • Klostergasse 7 • 6020 Innsbruck • Telefon: 0512/58 30 48((

Programm

28. Februar: „Von der Schöpfung zum Schöpfer und die Versuchungen des Menschen: das Risiko Gottes“ ((

6. März: „Gott um Gottes willen verlieren“: Wenn Gott ganz anders ist als alle unsere Bilder von ihm? ((

13. März: „Gott ist verrückt“: das Maß der Liebe ist die Maßlosigkeit ((

20. März: „Worauf es im Leben ankommt…: Wiedergeboren werden!“

27. März: „Die hohe Schule der Liebe und die Paradoxie des Lebens: vom Verlieren und Finden - Sterben und Leben“

Mehr zum Glaubenskurs:
www.stift-wilten.at

Mehr über den Künstler:
www.loisanvidalfarei.it

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