Friseurbranche in Aufregung
Maßnahmen gegen "schwarze" Schafe geplant

Die Mehrheit der Tiroler Friseure setzen auf Qualität und Handwerk, schwarze Schafe sorgen aber für Unruhe. | Foto: Foto: Jo Johnston
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  • Die Mehrheit der Tiroler Friseure setzen auf Qualität und Handwerk, schwarze Schafe sorgen aber für Unruhe.
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INNSBRUCK (hege). Wer in Tirol eine neues Hairstyling haben möchte, wird schnell fündig.  In der Innsbrucker Museumstraße sind auf eine Länge von 440 Metern sieben Friseure zu finden. Gegenüber dem Jahr 2010 sind tirolweit die Friseuranbieter um 15,9 Prozent auf insgesamt 688 im Jahr 2018 angestiegen. Der Wettkampf ist hart und auch die Innung wird mit der Frage konfrontiert, "wie ein Friseursalon mit einem Herrenhaarschnitt für knapp über EUR 10,00 an einem attraktiven Standort in der Stadt Innsbruck überleben kann".

Preiskampf im "grauen Bereich"

Vor allem die "Barbershops" haben an der Preisspirale für den Haarschnitt gedreht. Zu Beginn vorwiegend auf den Mann als Kunden spezialisiert, verkauft der Barbershop eine reine Dienstleistungen ohne nennenswerten Wareneinsatz. Die entsprechende Prüfung durch das Finanzamt gestaltet sich somit schwierig. Insider sind sich sicher, dass eine seriöse Kalkulation bei Angeboten von 15 Euro nicht möglich ist. Die Kostendeckung bei einer vollzeitangestellten Friseurin mit einem Bruttoverdienst von 1.850 Euro  liegt bei 5.920 Euro im Monat. Durch die Ausweitung der Barbershop-Angebote auf den Damenbereich wird nicht nur ein weiteres Preis-Dumping erwartet, sondern auch die Qualität in Frage gestellt.

Qualitätssicherung muss gewährleistet bleiben

Nicht jeder Friseurbetrieb hat einen Meister als Chef und nicht jeder Betrieb bietet die rechtlichen Rahmenvoraussetzungen für einen Lehrbetrieb. Wer das Friseurhandwerk nicht erlernt hat, kann mit der "Feststellung der individuelle Befähigung" seinen Betrieb ordnungsgemäß führen. Ein Nichtantreten zu oder das Nichtbestehen dieser Prüfung hat jedoch meist keinerlei Auswirkungen. Die Vermietung von Gewerbescheinen in ist in der Branche gang und gäbe und geht vor allem zu Lasten der Qualität. Immerhin sind bei Thema Haarschnitt nicht nur Design und Mode gefragt. Die Verwendung falscher Mittel bei der Haarpflege kann zu gesundheitlichen Auswirkungen und entsprechenden Schadenersatzklagen führen. Ein Umstand, der bei den Innungsmitgliedern in Tirol einige Fragen aufwirft.

Massive Verstösse

Aber nicht nur die Preispolitik sorgt in der Branche für Unruhe. In Graz hat die Finanzpolizei gemeinsam mit der Wirtschaftskammer die Friseurbranche kontrolliert. Tiroler Brancheninsider sind der Meinung, dass auch in Innsbruck eine derartige Kontrolle massive Probleme aufzeigen würde.

Bei 60 Prozent gab es Beanstandungen

Verstösse gegen die Registrierkassenpflicht und das Ausländerbeschäftigungsgesetz, gravierende Mängel bei der Arbeitszeitaufzeichnung, Sozialbetrug, Schwarzgeld. Die Palette an Delikten ist vielfältig und umfangreich. In Graz es bei 60 Prozent der kontrollierten Betriebe Beanstandungen. Die Tiroler Friseurinnung ist sich sicher, „dass der große Teil der Tiroler Friseure sich an die gesetzlichen Spielregeln hält und insbesondere auf die eigenen Mitarbeiter achtet.“ Die Kontrolle der Spielregeln sieht die Innung als Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs. „Das kommt den Mitgliedern zugute, welche sich eben an die genannten Spielregeln halten und wird seitens der Landesinnung Tirol grundsätzlich sehr positiv wahrgenommen.“

Lehrlingslohnerhöhung als Wertschätzung

Um den Berufsstand der Friseure attraktiver zu machen, wurden u.a. die Lehrlingsentschädigungen von 2016 auf 2017 um durchschnittlich 16,5 Prozent erhöht. Gut ausgebildete Lehrlinge gelten als Kapital der Friseurzukunft. Trotzdem sind in Tirol die Lehrlingszahlen von 2010 bis 2018 um 27 Prozent auf 395 Lehrlinge zurückgefallen.

Tiroler Innung nimmt Verdachtsmomente ernst

Verdachtsmomente nimmt die Landesinnung entsprechend ernst und leitet diese an die zuständigen Behörden weiter. Bereits mehrmals hat die Landesinnung an alle Mitglieder entsprechende Erinnerungen, sich an die gesetzlichen Spielregeln zu halten, kommuniziert.

Gemeinsames Vorgehen mit Finanzpolizei Tirol

Für die schwarzen Schafe in der Branche werden definitiv schwere Zeiten anbrechen: „Aufgrund des Beispiels in Graz wird die Landesinnung auf jeden Fall Kontakt mit der Finanzpolizei Tirol aufnehmen und über die Tiroler Möglichkeiten und Tiroler Aktivitäten sprechen.“ teilt die Innung der Bezirksblätter-Redaktion mit.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Mehrheit der Tiroler Friseure setzen auf Qualität und Handwerk, schwarze Schafe sorgen aber für Unruhe. | Foto: Foto: Jo Johnston
Innsbrucker Museumsstraße, auf 440 Metern sind 7 Friseure zu finden. | Foto: Foto: Herrmann
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