Koatlackn
Nächster Hausabriss steht bevor

Ein weiterer Abriss in der Bäckerbühelgasse in St. Nikolaus (Koatlackn) steht bevor. | Foto: Stadtblatt
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  • Ein weiterer Abriss in der Bäckerbühelgasse in St. Nikolaus (Koatlackn) steht bevor.
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St. Nikolaus. Die Initiative "Rettet die Koatlackn" hat mehrfach auf die bedenkliche Entwicklung im traditionellen Stadtteil hingewiesen. Trotz Infos an die Politiker, "Koatlackn-Kataster" und Forderungsprogramm steht der nächste Hausabriss in der Bäckerbühelgasse 5 bevor.

Abrisshaus

Historiker Michael Guggenberger über die Geschichte des betroffenen Hauses in der Bäckerbühelgasse 5. "Das gesamte Anwesen befindet sich in einer archäologischen Funderwartungszone (Prähistorie, Römer). 1775 besitzen die Erben von Franz Wegschaider die '1 gaaden hohe Behausung'. 1885 wird durch Baumeister F. Mayr eine geräumige Küche ausgebaut. Kurz darauf, 1889, wird ein gartenseitig gelegener ehemaliger ebenerdiger Keller durch Maurermeister Josef Tauber zu einem zusätzlichen Zimmer umgebaut. Die schriftliche Quellenlage ist sonst leider dünn, weshalb der vorherige Werdegang und die Entstehung des Gebäudes noch im Dunkeln liegen. Es wurden bislang am Gebäude keine eingehenden bauhistorischen Untersuchungen durchgeführt, weshalb das Alter des Baukerns noch nicht bestimmt werden kann! Dass das Gebäude spätestens um 1700 bereits bestand, kann vorausgesetzt werden.

Besonderheiten

Die Fenster des Hauses waren ehemals mit gemalten Faschenrahmen geschmückt, die sich zumindest teilweise unter der heutigen Putzschicht erhalten haben. In der Frontmitte befindet sich ein hohes Rechteckportal aus Breccie mit Oberlichte, das über drei Stufen erhöht ist. Darüber thront in einer kleinen Nische, hinter Glas, ein Bild mit der Darstellung der Madonna mit dem Jesukind (Kopie des Mariahilf-Bildes von Lucas Cranach). Der Flur ist durchgehend, rechts befindet sich eine dreiarmige Stiege, galerieartig in einem Lichthof angeordnet. Der Lichthof des Hauses – von außen leider nicht zu sehen – ist in dieser Form von besonderem bauhistorischen Interesse, da dieser ungewöhnlich ist."

Rettet die Koatlackn

Im Juni 2019 haben die Hauseigentümer Wolfgang Burtscher, Historiker Michael Guggenberger, Architekt Klaus Mathoy und Raumplaner Klaus Spielmann zum Gespräch geladen. "In unserem Stadtteil verschwinden immer mehr alte Häuser und damit auch der wenige Grünraum, den es hier gibt. Wegen der Neubauten braucht man dann auch keinen Sonnenschutz mehr. Im Gegenzug bekommt man den Lärm", bricht es mit bitterem Humor aus Burtscher heraus. Um darauf aufmerksam zu machen, wie viele Häuser tatsächlich schützenswert wären, erstellten Guggenberger und Spielmann den "Koatlackn-Kataster". Er umfasst das Gebiet zwischen Fallbachgasse und Hans-Brenner-Platz und bringt wertvolle, aber auch bedrohte Gebäude – die Eigentümer sind verstorben oder die Häuser wurden schon verkauft – zum Vorschein. Gleichzeitig soll er eine bewusstseinsbildende Funktion einnehmen. Für Guggenberger ist klar: "Das Problem ist seit 2003 sehr massiv. Seit diesem Zeitpunkt sind Abrisse nicht mehr bewilligungspflichtig." In diesem Zusammenhang fordert er die Novellierung des Tiroler Stadt- und Ortsbildschutzgesetzes. Auch Mathoy hat Vorschläge, diesmal an den Gemeinderat: "Es müssen strenge Bebauungspläne her, um das Ortsbild zu schützen.

Stammtisch

Im Dezember 2019 hat die Initiative "Rettet die Koatlackn" die Innsbrucker Gemeinderatsfraktionen eingeladen und die Themen Bausperre, Abbrüche historische Gebäude und Schutz der Grünflächen in den Mittelpunkt gestellt. Vor allem die künftige architektonischen Entwicklung in Sankt Nikolaus ist der Initiative ein Anliegen. In den vergangenen 10 Jahren wurden 16 Gebäude im Stadtteil abgerissen. Dabei kam es auch zu gestaltungstechnischen Entwicklungen, die den Bewohnern sauer aufstoßen und zur Forderung nach eine sorgsamen Umgang mit dem vorhandenen historischen Bestand führten. Am "runden" Tisch waren alle Gemeinderatsfraktionen vertreten.

Zwischenbilanz

Damals hat die Initaitive eine Zwischenbilanz gezogen: "In Sachen Verkehr ziehen die Verantwortlichen eine bescheidene Bilanz. "Auf einem kurzen Abschnitt eine 30-km/h-Regelung beim Kaysergarten und eine Ampelschaltung. Vom Wunsch einer Begegnungszonenstraße sind wir weit entfernt." Wolfgang Burtscher, Andreas Glätzle und Franz Litterbach (Sandwirt) sind drei Akteure der breit aufgestellten Initiative, die mit viel Herzblut und Zeitaufwand die Zukunft der Koatlackn diskutieren und planen. Die Begegnungszone scheitert derzeit an den fehlenden finanziellen Mitteln. In Sachen Bebauungsplan will die Initiative nicht nur ein klares Bekenntnis, sondern auch die rechtlichen Möglichkeiten für den Erhalt der historischen Gebäude. In einem eigenen Koatlackn-Kataster hat Michael Guggenberger schützenswerte Gebäude herausgearbeitet. Die Forderungen der Initiative stehen und der Devise einer richtigen Mischung aus Kontinuität und Wandel. Der 1. Politikerbeteiligungsprozess war der Schwerpunkt der Arbeitsgruppe "Verkehr und Bau" innerhalb der Initiativen. Die weiteren Arbeitsgruppen werden die politischen Vertreter ebenfalls zu ihren Themen einladen und in der Koatlackn wird mitgestaltet und mitverwaltet."

Gemeinderatsbeschluss

Im März 2020 hat der Bauauschuß unter anderem eine Liste an 71 charakteristischen Gebäude erarbeiten, die unter besonderen Schutz stehen. Die Stadt erwartet zahlreiche Einsprüche gegen die Schutzzone. Die Eigentümer der Häuser werden zum Erhalt verpflichtet, haben aber auch die Möglichkeit um finanzielle Unterstützung anzusuchen. Klaus Spielmann von der Initiative "Rettet die Koatlackn" betrachtete die Gemeinderatsentscheidung grundsätzlich positiv, aber es gab auch Kritikpunkte: "Im Detail ist natürlich zu hinterfragen, welche Gebäude das betrifft und v.a. welche Gebäude nicht als schutzwürdig angesehen werden." Bei einer ersten Durchsicht des Planes gab es für die Initiative durchaus Überraschungen. So sind die Gebäude Bäckerbühelgasse 5,7 und 9 nicht als schutzwürdig erkannt, obwohl die das Bild der Gasse sehr wesentlich prägen und deren Abbruchgefährdung sehr akut ist. Ähnlich zeigt sich das Bild in der Fallbachgasse. Das Gebäude Fallbachgasse 8, ein kleines bäuerliches Haus mit barockem Fresko, gilt ebenfalls nicht als erhaltenswert. "Dies ist schon sehr verwunderlich, v.a. wenn man sieht, dass das deutlich jüngere Pfarrheim (Fallbachgasse 7) als besonders erhaltenswert ausgewiesen ist, obwohl es erst Mitte der 1920er Jahre errichtet wurde. Es stellt sich also schon die Frage, ob hier nur objektive Kriterien im Hinblick auf Orts- und Straßenbild zugrunde gelegen sind", meint Klaus Spielmann.

Burtscher, Guggenberger, Mathoy und Spielmann präsentierten 2019 die Ziesetzungen. | Foto: Stadtblatt
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Burtscher, Guggenberger, Mathoy und Spielmann präsentierten 2019 die Ziesetzungen. | Foto: Stadtblatt
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