Obdachlose: Zahl steigt

Eine Schlafstelle von Obdachlosen. Das Bild wurde in Innsbruck aufgenommen. | Foto: VfO Streetwork
2Bilder
  • Eine Schlafstelle von Obdachlosen. Das Bild wurde in Innsbruck aufgenommen.
  • Foto: VfO Streetwork
  • hochgeladen von Verena Kretzschmar

Der Vergleich zeigt es deutlich: Im Oktober 2010 gab es laut dem Verein für Obdachlose 129 akut wohungslose Menschen in Innsbruck. Im Oktober 2011 waren es um 55 Personen mehr, also 185 Menschen, die auf der Straße lebten. „Unsere Ressourcen sind aber seit drei Jahren gleich geblieben“, so Vereinsgeschäftsführerin Veruschka Skalet. Mit einem Budget von einer Million Euro – zusammengesetzt aus drei Vierteln von Land, Stadt und AMS und einem Viertel aus Spenden – finanziert der Verein die Teestube, Betreutes Wohnen, BARWO, Streetwork, eine Kleiderausgabestelle und das Lama-Projekt.

140 Teestubenbesucher täglich
„Im November hatten wir 140 Teestubenbesucher täglich. Das ist ein Wahnsinn“, ist Skalet erstaunt über den Zuspruch. Die Teestube ist ein Ort, wo Obdachlose sich und ihre Kleidung waschen, aufwärmen und sich aufhalten können. Dafür müssen sie nur einen Vornamen und ein Herkunftsland nennen, damit eine Statistik erstellt werden kann.

Problem Mindestsicherung
Auffallend ist, dass es einen extremen Anstieg von obdachlosen EWR-Bürgern seit der Änderung des Mindestsicherungsgesetzes Anfang 2011 gibt.

Die Mindestsicherung bekommt, wer einen Aufenthaltstitel in Österreich hat. Hat ein EWR-Bürger eine Arbeit, kann er eine EWR-Anmeldebescheinigung beantragen. Mit dieser bekommt er eine Mindestsicherung, sollte er die Arbeit verlieren. „Hat man die Arbeit aber schon verloren und beantragt die Bescheinigung zu spät, wird‘s schwierig“, berichtet Michael Neuner vom Bereich Streetwork.

Für Menschen aus Rumänien und Bulgarien kommen Kontingentbestimmungen dazu. Nur eine gewisse Anzahl von Personen aus diesen Ländern dürfen in Österreich arbeiten. Das Kontingent wird vom AMS vergeben. „Das hat zur Folge, dass Leute auf der Straße leben, bis sie einen Job finden“, weiß Neuner. Auch gibt es für diese Menschen nur noch einen Platz, wo sie schlafen können: Die Notschlafstelle in der Trientlgasse, welche aber nur 35 Plätze zur Verfügung hat.

Psychische Erkrankungen
Zusätzlich behindern psychische Erkrankungen, dass sich Leute helfen lassen. „Extrem viele Leute können die Angebote aus dem Sozialbereich aus den verschiedensten Gründen nicht annehmen“, weiß Neuner. Das können psychische Krankheiten sein oder Leute, die mit den Strukturen und Regeln in den Einrichtungen nicht klarkommen – auch sind die Hemmungen groß, selbst in die Einrichtungen zu gehen.

Ob aber generell die psychischen Krankheiten bei Obdachlosen zunehmen, traut sich Neuner nicht zu sagen.

Woran es fehlt:
Laut dem Verein für Obdachlose fehlt es in Innsbruck an günstigem Wohnraum und Einrichtungen für EWR-Bürger, Menschen mit Hunden, delogierten Familien, Paare, Frauen sowie Jugendliche.

Von der Stadt wurde deshalb der Arbeitskreis ‚Wohnungslosenhilfe Innsbruck‘ initiiert, in dem u.a. Vertreter der Caritas, des ISD, von Dowas und dem Verein für Obdachlose eine langfristige Lösung für Wohnungslose erarbeiten.

„Die Zusammenarbeit war bisher sehr früchtebringend“, berichtet Veruschka Skalet. Ideal wäre es für sie, wenn jede/r Wohnungslose ein Dach über den Kopf und eine individuelle Betreuung erhalten würde, die ein selbstbestimmtes Leben auf lange Sicht ermöglicht.

Der Verein freut sich über jede Spende von Kleidung, Schuhen, Zelten, Schlafsäcken, Isomatten und Geld (BTV, Kto: 116 35 11 96, BLZ: 16 000).

Eine Schlafstelle von Obdachlosen. Das Bild wurde in Innsbruck aufgenommen. | Foto: VfO Streetwork
Berichten von einer steigenden Obdachlosenzahl: Geschäftsführerin Veruschka Skalet und Streetworker Michael Neuner.
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.