Corona-Einsatz
Rotes Kreuz zieht Zwischenbilanz

Martin Dablander, Thomas Fluckinger und Andreas Karl (v.l.n.r.) leiten den Stabsbetrieb beim Roten Kreuz Tirol. Höchste Schutz- und Hygienemaßnahmen sind dabei einzuhalten.  | Foto: Rotes Kreuz Tirol/Daniel Liebl
  • Martin Dablander, Thomas Fluckinger und Andreas Karl (v.l.n.r.) leiten den Stabsbetrieb beim Roten Kreuz Tirol. Höchste Schutz- und Hygienemaßnahmen sind dabei einzuhalten.
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TIROL. Seit 23. Februar ist das Rote Kreuz Tirol im Corona-Einsatz. Viele der neuen Abläufe haben sich mittlerweile eingespielt, manche müssen noch besser strukturiert werden. Ziel der Maßnahmen ist es, Schritt für Schritt zurück zur in die„Normalität“ zu finden.

„Als am 23. Februar ein Zug aus Italien am Brenner auf Grund eines Corona-Verdachtfalls gestoppt wurde, dachten wir zunächst, dass derartige Ereignisse unsere Herausforderungen im Rahmen der Corona-Krise darstellen werden“, erklärt Andreas Karl, Leiter des Einsatzstabes beim Roten Kreuz Tirol. Die Corona-Entwicklung hat das Rote Kreuz mit zahlreichen neuen Aufgaben konfrontiert.

Seit über einem Monat im Stabsbetrieb

Am 11. März hat das Rote Kreuz auf den Stabsbetrieb umgestellt. „Wir haben zunächst im Landesverband Tirol einen integrierten Stab hochgefahren. Dieser setzt sich aus MitarbeiterInnen des Landesverbandes Tirol, des Rettungsdienstes sowie des Landesrettungskommandos zusammen. Zudem wurden in den Bezirken Teilstäbe eingerichtet und vier Meldesammelstellen besetzt. Eine in Kufstein, eine in Innsbruck, eine in Telfs und eine im Landesverband direkt“, so Karl.

Ein Stabsbetrieb sei für die Bewältigung eines Einsatzes unumgänglich, führt der stellvertretende Landesrettungskommandant, Martin Dablander, aus: "Nur so lässt sich ein Großereignis wie die Corona-Pandemie strukturiert und damit effizient abarbeiten“. Dablander vertritt wie Andreas Karl das Rote Kreuz in den täglichen Sitzungen der Landeseinsatzleitung.

Neue Herausforderungen

Der Corona-Einsatz zeigt einige anspruchsvolle Besonderheiten. „Zum einen ist es die Weitläufigkeit. Es ist ein globales Einsatzgeschehen, ganz Österreich und nahezu alle Organisationen sind betroffen, ebenso alle Menschen. Das macht den Einsatz sehr komplex und erfordert tagtäglich unzählige Abstimmungsprozesse auf Bundes-, Landes- und auf lokaler Ebene“, erläutert Karl und führt fort: „Zum anderen verlief der Einsatz zu Beginn außerordentlich dynamisch und nimmt auch heute noch immer wieder spannende Wendungen. Das führt dazu, dass wir als Rettungsorganisation gefordert sind, sehr rasch Lösungen anzubieten“.

Schutz und Hygiene

Von Anbeginn hat Corona-Einsatz hohe Ansprüche an Hygiene und Schutzmaßnahmen gestellt. Für Dr. Thomas Fluckinger, Chef- und Stabsarzt des Roten Kreuzes Tirol, stand der Schutz immer an erster Stelle: „Gleich zu Beginn haben unser Hygienebeauftragter des Roten Kreuzes, Martin Lidl, und ich Schutz- und Hygieneprozesse entwickelt und diese mit zunehmenden Fallzahlen kontinuierlich verschärft. Auch die Hygienebedingungen in den Wachen wurden verbindlich definiert, auf die gründliche Flächendesinfektion der Rettungsmittel höchstes Augenmerk gelegt. Das primäre Ziel war es, die MitarbeiterInnen im Rettungsdienst gesund zu erhalten und dies ist uns weitgehend sehr gut gelungen. So ist es bisher zu keiner Zeit zu kritischen MitarbeiterInnenausfällen gekommen“.

Hygiene und Schutz ist für Fluckinger ein erfolgsbestimmender Faktoren bei der Eindämmung der Pandemie. Gewährleistet werden können diese durch die Bereitstellung von ausreichend Materialien, die auch den Qualitätsstandards entsprechen. „Ich bin Befürworter einer Lösung, die uns weitgehend unabhängig macht von Importen von Materialien, deren Qualität unzureichend sein kann“, stellt der Chefarzt klar.

Nicht genügend Materialien

Schutzmasken, Schürzen, Handschuhe oder Desinfektionsmittel werden in Zeiten der Corona-Krise in sehr hohen Mengen benötigt. Insbesondere im Bereich der Masken kam es in Tirol zu Engpässen. Das Rote Kreuz ist mit Unterstützung der Feuerwehr und der Bergrettung im Auftrag des Landes Tirol für die Lagerhaltung, Kommissionierung und Auslieferung der Materialien für fast 2.000 Endkunden zuständig. „Die Lagerbestände sind derzeit gut“, sagt der stellvertretende Einsatzleiter, Martin Dablander und fügt hinzu: „Auch die Kommissionierung läuft gut, allerdings müssen Teile des Beschaffungsweges noch besser durchdacht werden und reibungsloser ablaufen, bevor man von einer langfristig guten Lösung sprechen kann“.

Geänderte Schwerpunkte

Der Rettungsdienst in Tirol trotz der schwierigen Zeiten flächendeckend gesichert. Die Zahl der Krankentransporte sowie Notfalleinsätze ist in den letzten Wochen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. „Unsere MitarbeiterInnen konnten so gut für Screenings abgestellt werden und waren natürlich stark in den Bereich der COVID-19 PatientInnentransporte involviert“, sagt Andreas Karl. Mit der Lockerung der Ausgangsbestimmungen stiegen die Einsätze leicht an. „Wir rücken wieder öfter zur Versorgung von Menschen aus, die einen Freizeitunfall hatten", erklärt Karl. Auch das derzeit massive Brandgeschehen in ganz Tirol lässt die Einsatzbilanz beim Roten Kreuz steigen.

Zurück zur „Normalität"?

Mit zunehmender Einsatzdauer festigen sich die Strukturen und die Abläufe werden immer klarer. „So manches läuft routiniert und geregelt ab“, ziehen die Rotkreuz-Einsatzleiter und der Stabsarzt Zwischenbilanz. Doch Karl, Dablander und Fluckinger gehen davon aus, dass der Einsatz noch nicht so bald beendet sein wird. Im Gegenteil: „Wir rechnen mit weiteren Aufgaben für das Rote Kreuz, wie beispielsweise mit der Durchführung von flächendeckenden Screenings, oder mit weiteren Adaptierungen bei den Schutz- und Hygienemaßnahmen. Dennoch versuchen alle drei, den Einsatz in eine gewisse Tagesnormalität zu führen. Ob dies gelingt, wird wesentlich davon abhängig sein, ob Tirol in Sachen Corona bereits „über den Berg ist“, oder es nochmals zu einer Verschärfung der Lage kommen wird.

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