Gemeinderat 2.0
Servus Innsbruck und servus Tirol

Das Gerechte Innsbruck hat ein kleines Team und hohe Klickzahlen. Dabei nimmt es Depaoli in seinen "Wutvideos" nicht immer so ernst mit der Wahrheit.
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  • Das Gerechte Innsbruck hat ein kleines Team und hohe Klickzahlen. Dabei nimmt es Depaoli in seinen "Wutvideos" nicht immer so ernst mit der Wahrheit.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Es gibt keinen anderen Gemeinderat der Stadt Innsbruck, der sich so in Szene setzt, wie Gerald Depaoli.

INNSBRUCK. In Zeiten, in denen sich Politiker und Parteien gegenseitig wegen Facebookaccounts klagen (siehe H. C. Strache und die FPÖ), geht ein Innsbrucker Gemeinderat unbehelligt seinen Social-Media-Weg weiter. Gerald Depaoli vom Gerechten Innsbruck wurde schon von vielen Gegnern belächelt. Mit seinen Videos kassierte er anfangs vor allem Spott und Häme ein. Heute teilen hunderte Menschen auf Facebook seine Clips und er sitzt im Gemeinderat. Andere Parteien schauen neidisch auf die Reichweiten und Klickzahlen, die Depaoli mit seiner Medienpräsenz erwirtschaftet. Eine herausragende Zahl von 2018: Über 1 Mio. Aufrufe generierte er auf Facebook. Heute folgen ihm mehr Personen (8.371) als Bürgermeister Georg Willi (7.193 Abonnenten) oder Rudi Federspiel, dem einstigen FB-Like-Vorreiter unter den Gemeindepolitikern (3.029 Abonnenten).

Videos mit Unterhaltungswert

Die Videos des "Enfant terrible" der Stadt sorgen bei den einen lediglich für Unterhaltungswert an einem faden Nachmittag, andere wiederum bewegen sie sogar dazu, in aller Herrgottsfrühe aus den Federn zu steigen, um sich am Marktplatz um Bäume zu scharen, die scheinbar Gefahr laufen gefällt zu werden. Dabei nimmt es Depaoli nicht gar zu ernst mit der Wahrheit. Er kann das, was sich andere Politiker nur wünschen: Emotionen wecken. Welche, sei dahingestellt. Ob das Ganze nun mit der Realität zu tun hat oder nicht, das ist auch nebensächlich. Seine Art, sich über Missstände in der Stadt aufzuregen, ist mittlerweile berühmt. Er steht vor öffentlichen Toiletten, Baustellen, Straßenbahnen und lässt sich den Mund nicht verbieten. Er redet sich selbst in Rage. Gleichzeitig grenzen seine Aussagen – besonders, wenn es um Stadträtin Uschi Schwarzl geht – an Geschmacklosigkeit.

Wöchentlich zwei Videos

Angefangen hat alles im Jahr 2017, als Depaoli sein erstes Video zu einem geplanten Flüchtlingsheim in Sieglanger gedreht hat. Kurz danach gründete er seine Liste Gerechtes Innsbruck, mit der er 2018 in den Gemeinderat einzog. Seither dreht er wöchentlich mindestens zwei Videos. Seine Weggefährten sind dabei der ehemalige ORF-Redakteur Andreas Thaler und der Fotograf Markus Kandler. Die Videos werden in einem Zug aufgenommen, nichts wird geschnitten, doch meistens 3-4 Mal wiederholt, bis die Sache wirklich sitzt.

Authentizität ist am wichtigsten

Es soll vor allem eins sein: authentisch. Depaoli scheut sich daher nicht, Zeit in Handarbeit zu investieren. Seine Plakate und die Utensilien, die er für Videoaufnahmen verwendet, sind selbst hergestellt, aus dem Archiv oder vom Flohmarkt. 800 Plakate waren es im Wahlkampf 2018. Die Grundlage dafür: Alte Vespa-Kartonagen, die er weißelte, vormalte und dann mit dem Pinsel färbte.
Auch sonst geht die meiste Zeit – zum Leid seiner Familie – für seine politische Tätigkeit drauf. "Ich habe keine Berührungsängste und bin oft unterwegs für unsere Mission", gibt er Einblick in den Alltag. Früher waren es seine Ideen, die er in Videos veröffentlicht hat. Missstände, die ihn persönlich aufgeregt haben, aber auch gleichzeitig eine breite Masse interessierten. Heute werden ihm die Themen per Mail oder Telefon zugetragen: "Das ufert mittlerweile total aus", meint er. Was ihm aber keine Probleme bereitet, wie er versichert, denn er lebe für den Job als Lokalpolitiker.
Wie er mit Kritik und Häme an seinen Videos umgeht: "Ich werde oft gefragt: Warum steigerst du dich so hinein? Am Ende überwiegt aber das Positive." Berührungsängste habe er keine, er fordert sogar alle auf, mit ihm zu sprechen. Auch andere Methoden hat er, um sich bekannter zu machen: In den verschiedenen Stadtteilen steht er mit seinen sechs Fahrzeugen in den Kurzparkzonen. "Billiger als jede Werbung", erklärt er. Einmal die Woche werden die Fahrzeuge von ihm umgestellt.
Die Themen gehen Depaoli auch künftig nicht aus. Und, wie er abschließend selbst zu seinem Erfolg sagt: "Auch die anderen Parteien und Politiker versuchen sich mit Videos, wie wir das machen. Aber die anderen haben einen geringeren Unterhaltungswert."

Das Gerechte Innsbruck hat ein kleines Team und hohe Klickzahlen. Dabei nimmt es Depaoli in seinen "Wutvideos" nicht immer so ernst mit der Wahrheit.
Markus Kandler und Gerald Depaoli vom Team Gerechtes Innsbruck.
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