Hungerburg
So war die Bauverhandlung für das Projekt H 129
- Bauverhandlung zum Projekt H 129 auf der Hungerburg.
- Foto: Bernd Stracke
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Im Feber 2023 wurde das Projekt H 129 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) setzt einen mehrstöckigen Holzbau, bestehend aus drei Gebäuden in der Höhenstraße 129 um. Fast zwei Jahre später folgte die Bauverhandlung vor Ort. Bernd Stracke schildert seine Eindrücke der Bauverhandlung.
INNSBRUCK. "Über ein „Weihnachtsgeschenk“ der besonderen Art durften sich am 4. Dezember Bewohner des Innsbrucker Stadtteils Hungerburg „freuen“: In einer Bauverhandlung, in deren Verlauf ihnen das wohl größte Projekt der Stadtteilgeschichte präsentiert wurde, erfuhren sie Details über die geplante völlige Umkrempelung bestehender Hungerburg-Kernzonen. Die Stimmung unter den Anrainern schwankte zwischen Protestwut, Verbitterung und Resignation", schildert Bernd Stracke aus seiner Sicht den Ablauf der Bauverhandlung.
- Das Projekt H 129.
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H 129
Die Bauverhandlung betraf die "Höhenstraße 127, 129, 131 Errichtung von 3 Neubauten für Wohnnutzung, Kindergarten, Lebensmittelmarkt etc. ". Im Feber 2023 wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Insgesamt sind im Neubau mit drei Baukörpern 23 städtische Wohnungen vorgesehen, die von der Stadt Innsbruck vergeben werden. Betreutes Wohnen für insgesamt 21 Bewohnerinnen und Bewohner, das vom Psychosozialen Pflegedienst und der Lebenshilfe Tirol organisiert wird, ist ebenso geplant wie ein Kindergarten mit zwei Gruppen und eine Kinderkrippe. Ebenfalls wird der Raum für eine Lebensmittelnahversorgung auf SB-Basis sowie insgesamt 130 Tiefgaragenstellplätze bereitgestellt. "Das Projekt H129 sowie der geplante Neubau des Tennis-Cafés und der Gebäude für die Feuerwehr Hungerburg bringen die Hungerburg wieder in den Mittelpunkt", meinte der damalige Bürgermeister Georg Willi, der den neuen Komplex auch als ein wichtiges Zeichen Richtung künftiger Bauweise sieht.
- Ein Blick in die Pläne des Projekts H 129
- Foto: Bernd Stracke
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Bauhöhe und Verantwortung
"Bauverhandlungsteilnehmer konnten anfangs nicht glauben, dass den präsentierten Plänen zufolge die Bauhöhe die angrenzende nördliche Felswand nicht nur erreichen wird, sondern diese teilweise sogar noch um zwei Geschosse überragen soll", schildert Stracke die Reaktionen bei der Bauverhandlung. Fazit: Die über der Geländekante wohnenden Anrainer würden weitgehend von Licht, Sonne und auch vom bisherigen Blick auf Innsbruck abgeschnitten. "Nicht zu beneiden waren die Verhandlungsführenden und Vertreter von IIG und IKB, die, sichtlich verlegen, um persönliche Distanzierung bemüht waren, sich beeilten, „lediglich die Gesetzesausführenden“ zu sein, und die ausschließliche Verantwortung „der Politik“ zuwiesen", informiert Stracke weiter. "Einige bereits länger hier Wohnende konnten sich übrigens sehr gut daran erinnerten, dass sie das aus ihrer Sicht unerwünschte Projekt dem früheren Bürgermeister zu verdanken hätten. Ein Teil der Anrainerwut griff aber auch auf den amtierenden JA-Bürgermeister Johannes Anzengruber über, der „offenbar leider nicht den Mumm habe, den schweren politischen Fehler seines Vorgängers (Anm.: und jetzigen Vizebürgermeisters) Georg Willi zu korrigieren“. Bisherige Bedenken und Stellungnahmen Betroffener "seien mit dem Hinweis auf „übergeordnetes öffentliches Interesse“ kaltschnäuzig beiseite gewischt worden", halten betroffene Anrainerinnen und Anrainer bei der Bauverhandlung fest.
Verkehrsüberlastungen befürchtet
Kritik kam auch von Höhenstraßen-Bewohnern von „weiter unten“, die zwar als „Nicht-direkt-Anrainer“ kein Einspruchsrecht haben, die aber bereits jetzt schon die Verkehrsbelastungsgrenzen der Höttinger Auffahrt, der Schneeburggasse und der Höhenstraße überschritten sehen und künftig noch unerträglichere Verkehrsüberlastungen befürchten, bringt Stracke einen weiteren Aspekt der Bauverhandlung ein. "Von Politikern seien auch drohenden Staus bei gleichzeitiger Hinbringung und Abholung von 70 Sprösslingen in Krippen und Kindergarten sowie der Boom einheimischer Sportfans und Touristen während der Skisaison nicht bedacht worden. Auch Befürchtungen über nicht ausreichend durchdachte Bergekonzepte – speziell betreffend Kinder und Senioren – für den Rettungs- und Brandfall wurden vorgebracht." Bernd Stracke weiter: "Auch gramartstraßenseitig bahnt sich für Anrainer Ungemach an: Zwar sollen die Hungerburg Tennisplätze (zunächst?) noch erhalten bleiben, aber das Tennisbuffet soll plattgemacht werden und einem überdimensionierten und ebenfalls sichtraubenden neuen Gebäudekomplex für die Hungerburg-Feuerwehr weichen, in dem ein neues Tennisbuffet Platz finden soll. Erste Besitzer der von Beeinträchtigungen bedrohten Immobilien sollen bereits entnervt ihre Objekte zum Verkauf anbieten und/oder den Wegzug planen."
- Der vor rund 15 Jahren mit hohem städtischem Finanzeinsatz adaptierte Kindergarten „Zur Linde“ wird geschlossen.
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Aus für „Linde“-Kindergarten
Betroffen zeigen sich die Anrainerinnen und Anrainer über das Aus für den "Linde"-Kindergarten. "Der vor rund 15 Jahren mit hohem städtischem Finanzeinsatz adaptierte Kindergarten „Zur Linde“ wird geschlossen, künftig werden dem Einwohnernachwuchs auf dem neu erschlossenen Areal ersatzweise jeweils zwei Kinderkrippen-Einheiten à 15 und jeweils zwei Kindergarten-Einheiten à 20 Plätze zur Verfügung stehen." Am Ende der Höhenstraße kommt es zur Verbauung durch das Doppelvillen-Projekt „Elysion“ der Zima-Unternehmensgruppe.
GR-Anfrage Oktober 2024
In der Beantwortung einer GR-Anfrage an GR Mesut Onay wurde im Oktober 2024 mitgeteilt: "Ein Hochhaus stellt Projekt Höhenstraße 129 nicht dar. " Festgehalten wird, dass es sich beim gegenständlichen Projekt um kein Hochhaus handelt. Baurechtlich betrachtet gelten Gebäude mit einem Fluchtniveau von über einer Höhe von 22 Metern als Hochhäuser (§ 2 Abs. 4 Nr. 1 Musterbauordnung {MBO}). Diese Höhe wird beim gegenständlichen Projekt deutlich unterschritten. Das Fluchtniveau des südwestlichen 5-geschossigen Gebäudes (Haus 1) liegt bei ca. 13 m."
- Der Neubau des Tennis-Cafés und der Gebäude für die Feuerwehr Hungerburg ist geplant.
- Foto: Bernd Stracke
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Verkehrssicherheit
"Entlang des Grundstückes ist ein durchgängiger Gehsteig mit entsprechender Breite und integrierter Bushaltestelle (lt. Vorgabe Stadt Innsbruck) vorgesehen, wird in der Anfragenbeantwortung informiert. "Die Höhenstraße ist in ihrem gesamten Verlauf durch steile Böschungen, hohe Stützmauern und in weiten Teilbereichen durch dichte Bebauungen geprägt. Jeder Eingriff für eine Fahrbahnverbreiterung bzw. Errichtung eines Gehsteiges erfordert enormen technischen und finanziellen Aufwand. Ebenso bedarf es für einen Ausbau im Regelfall Fremdgrundinanspruchnahmen, welche erfahrungsgemäß langwierige Verwaltungsverfahren erfordern", wird in der Anfragebeantwortung ausgeführt: "Ungeachtet dessen ist eine durchgehende Errichtung eines Gehsteiges entlang der Höhenstraße nicht zwingend erforderlich, weil in Teilbereichen das Fußwegenetz durch bestehende Nebenstraßen und -wege gebildet wird, welche gleichzeitig auch der Feinerschließung des Siedlungsgebiets dienen. Darüber hinaus werden bestehende Lücken im Fußwegenetz im Zuge von Sanierungsmaßnahmen – dies betrifft insbesondere auch sanierungsbedürftige Stützbauwerke – mitbedacht."
Nahversorger
Der Wunsch nach einem Nahversorger auf der Hungerburg ist groß. Bei der Präsentation der Planung wurde ein Nahversorger auf SB-Basis berücksichtigt. Die Realisierung scheint in weiter Ferne zu sein: "Im Erdgeschoss des vordersten, straßenseitigen Baukörpers (Haus 1) ist eine Fläche für einen Nahversorger vorgesehen. Der ursprünglich vorgesehene Interessent ist bedauerlicherweise abgesprungen und die Gespräche mit möglichen weiteren AnbieterInnen blieben bisher erfolglos. Von Beginn der Projektentwicklung wurde darauf hingewiesen, dass eine Betreibersuche für einen Lebensmittelmarkt sich an diesem Standort schwierig gestalten wird. Die IIG ist weiter bemüht, eine/n entsprechende/n MieterIn/BetreiberIn zu finden", wurde in der Anfragebeantwortung im Oktober 24 mitgeteilt.
- Reges Interesse der Anrainerinnen und Anrainer.
- Foto: Bernd Stracke
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