Am eignen Leib
Sprung ins kalte Wasser

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Die zehn Grad Wassertemperatur machen das Springen in den Inn nicht gerade leichter, und auch sonst flößt der Fluss Respekt ein.

Eigentlich wollte ich wissen, was man beim Schwimmen in einem Fluss wissen muss und was die großen Unterschiede zum Badespaß in Seen sind. Die Wasserrettung lud mich ein, das Ganze einfach selbst auszuprobieren. In einer Sekunde des Übermuts sagte ich kurzerhand zu.

Neopren

Neoprenanzüge sind eng, so richtig eng. Zentimeter für Zentimeter quetscht man sich rein. Bis ich endlich drin bin, bin ich schon fix und fertig und fühle mich, als hätte ich mein sportliches Soll für diesen Tag erfüllt. Während in mir die Aufregung vor dem Sprung in den Inn immer größer wird, ist die Stimmung bei den WasserretterInnen gelassen: Man merkt, dass sie sich auf das Wasser freuen, dass es ihnen Spaß macht. Hier spürt man das Vereinsleben, eine Gruppe, die zusammenhält. Beim Reden wird aber klar, der Verein besteht nicht nur aus Spaß, die Einsätze sind oft sehr ernst. Immerhin werden Menschen aus dem Wasser geholt, im schlimmsten Fall sind sie nicht mehr am Leben. Als ich die Schwimmweste und auch den Helm bekomme, kann es endlich losgehen und wir fahren zur Karwendelbrücke. Für die Wasserrettung nichts Besonderes, im Sommer machen sie die Übung einmal in der Woche. Im Winter trainieren sie im Schwimmbad, doch bei Einsätzen müssen sie teilweise auch dann ins Wasser.

Der Inn

Der Inn ist immer noch recht hoch, nicht besonders klar und relativ kalt: Knapp über zehn Grad. An meiner Seite ist Wasserretter Rudi und wird mich für die nächste Stunde auch nicht mehr aus den Augen lassen, das beruhigt. Mir wird die passive und aktive Schwimmlage gezeigt (passiv: Bauch nach oben, Füße und Hände aus dem Wasser, der Hintern sollte der unterste Punkt sein; aktiv: Man krault [oder wenn man es nicht kann, so wie ich, schwimmt man Brust] im 45-Grad-Winkel gegen die Strömung, um ans Ufer zu kommen), das Wasser wird angetestet (es ist kalt) und dann steh ich auf der Brücke. Augen zu und durch, zack und hineingesprungen. Gleich zu Anfang verschlucke ich ziemlich viel Innwasser und bekomm keine Luft mehr, die Strömung reißt mich mit, aber Rudi ist an meiner Seite und sagt mir, was ich tun soll. Erstmal nichts, das kann ich gut. Als es dann ans Schwimmen geht, gebe ich mein Bestes, aber ich komme gegen den Inn keinen Millimeter an. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich schon für immer im Inn treibend, doch Rudi schwimmt für uns beide und bringt uns ans Ufer. Fazit: Sollte ich in den Inn fallen, komme ich aus eigener Kraft nicht mehr heraus, so viel zum Thema Badespaß.

Wasserlesen

Der Inn ist komplizierter, als er aussieht: Steine, Strömung und Kehrwasser. Die Wasserrettung ist geschult im Wasserlesen und man merkt auch, dass man, wenn man sich in solche Flüsse wagt, gut auskennen muss und vor allem gut schwimmen können sollte. Als ich wieder aus dem Fluss draußen bin, bin ich erleichtert. Gelernt habe ich, dass die Wasserrettung mehr macht, als nur das Sehpferdchen-Abzeichen zu verleihen (obwohl die Arbeit mit der Jugend ein wichtiger Bestandteil ist), sie sind diejenigen, die für andere ins Wasser gehen, und das neben ihrem Beruf und unentgeltlich. „Das Vereinsleben macht aber auch Spaß. Wir haben hier unseren Freundeskreis“, wird mir beim Grillen hinterher erklärt. Was bleibt, ist meine Bewunderung für die wasserliebende Rettungsgruppe, ein bisschen Bauchweh vom verschluckten Innwasser und ein Muskelkater.

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