NS-Lager Reichenau
Stadtarchiv sucht private Fotos aus der Kriegszeit

Blick von Süden auf Teile des Konzentrationslagers in der Reichenau (Rossau). Zu sehen sind Baracken und Holzhäuser. Aufnahme vermutlich nach 1945, zur Zeit als das Lager als Flüchtlingslager diente. Vermutlich 1945-1947. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
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  • Blick von Süden auf Teile des Konzentrationslagers in der Reichenau (Rossau). Zu sehen sind Baracken und Holzhäuser. Aufnahme vermutlich nach 1945, zur Zeit als das Lager als Flüchtlingslager diente. Vermutlich 1945-1947.
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Seit Mai 2021 arbeitet eine achtköpfige Kommission aus Historikerinnen und Historikern sowie Expertinnen und Experten im Auftrag des städtischen Kulturausschusses an der Erforschung des ehemaligen Arbeits- und Zwangsarbeiterlagers Reichenau. Ziel ist eine möglichst genaue Dokumentation des vom NS-Regime betriebenen Lagers im Osten der Stadt sowie weiterer Nebenlager.

INNSBRUCK. Auf Basis des Berichts soll der 1972 errichtete Gedenkstein, der an die Gräuel in diesen Lagern erinnert, zu einem zeitgemäßen Gedächtnisort umgestaltet werden. Im „Arbeitserziehungslager Reichenau“, das von 1941 bis 1945 in Betrieb war, wurden Kriegsgefangene und ZwangsarbeiterInnen aus ganz Europa interniert, über 100 von ihnen kamen zu Tod. „Unser Ziel ist eine zeitgemäße Erinnerungsform, die die Ereignisse im Lager dokumentiert und ein würdiges Gedenken an die Opfer ermöglicht. Weil das bisher nicht möglich war, sehen die Pläne der Stadt und des Kulturausschusses des Gemeinderates die Schaffung eines neuen Gedenkortes vor“, klärt die zuständige Kulturstadträtin Uschi Schwarzl auf. Kulturausschuss-Vorsitzende Irene Heisz, die auch die Reichenau-Kommission leitet, ergänzt: „Der erste Schritt auf dem Weg zu einem neuen Gedenkort ist die Erstellung des Berichts der Expertinnen und Experten. Wenn dieser planmäßig bis zum Herbst vorgelegt wird, kann die eigentliche Planung beginnen.“

Erinnerungskultur, Gedenken an die Befreiung, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Kommission

Die Kommission tagt in regelmäßigen Abständen. Die Historikerin Sabine Pitscheider arbeitet außerdem an einer eigenen Publikation über Zwangsarbeit in Tirol, in der die NS-Lager in Innsbruck in einem eigenen Kapitel behandelt werden. Die Publikation soll ebenfalls heuer in der Veröffentlichungsreihe des Tiroler Landesarchivs erscheinen.

Lager Reichenau mit Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Feldkaplan Josef Klotz liest gerade vor den Holzbaracken eine Hl. Messe. Auf den Fahnenstangen die Tiroler Fahne, auf der Barackenwand die österreichische Fahne. Der Altarraum mit Nadelbäumen "geschmückt". 1945-1947. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
  • Lager Reichenau mit Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Feldkaplan Josef Klotz liest gerade vor den Holzbaracken eine Hl. Messe. Auf den Fahnenstangen die Tiroler Fahne, auf der Barackenwand die österreichische Fahne. Der Altarraum mit Nadelbäumen "geschmückt". 1945-1947.
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Aufruf

Federführend in die Arbeit der Kommission involviert und mit deren Organisation betraut ist das Stadtarchiv/Stadtmuseum. Stadtarchiv-Leiter Lukas Morscher sieht allerdings eine Schwierigkeit in der Dokumentation darin, dass es relativ wenig Bildquellen − vor allem von den über das gesamte Stadtgebiet verstreuten Nebenlagern- und Unterbringungsquartieren – gibt. Die Stadt bittet deshalb die Innsbrucker Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe.

„Konkret suchen wir Fotos aus der Kriegszeit, auf denen Spuren des Lagers zu sehen sind. Auf Dachböden oder in Kellern gibt es vielleicht noch alte Bilder, die für eine genaue Dokumentation sehr wertvoll und wichtig sind. Es kann auch interessant sein, wenn eine Baracke nur im Hintergrund zu sehen ist“,

klärt Morscher auf. Die Dokumentation soll in die Gestaltung des neuen Gedenkortes einfließen. Anmerkung der Redaktion: Ideal wäre es, eine digitale Version des Fotos an post.stadtarchiv@innsbruck.gv.at zu senden, das Team würde sich dann mit Ihnen in Verbindung setzen.

Kindergarten Reichenau. Bürgermeister Dr. Anton Melzer und Begleiter besuchen den Baracken-Kindergarten Reichenauer Lager, die Kinder sind gerade beim Jausnen, im Hintergrund ist die Nordkette. 1946. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
  • Kindergarten Reichenau. Bürgermeister Dr. Anton Melzer und Begleiter besuchen den Baracken-Kindergarten Reichenauer Lager, die Kinder sind gerade beim Jausnen, im Hintergrund ist die Nordkette. 1946.
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