Straßen als Zeitzeugen – Könnten Straßen sprechen, was würden sie uns wohl erzählen?

Ein Name, der täuscht – die Straße wurde nicht nach einem sagenumworbenen Riesen benannt, sondern nach der Kaufmannfamilie Riß, die im Mittelalter in dieser Gasse ein Haus besaß.
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  • Ein Name, der täuscht – die Straße wurde nicht nach einem sagenumworbenen Riesen benannt, sondern nach der Kaufmannfamilie Riß, die im Mittelalter in dieser Gasse ein Haus besaß.
  • hochgeladen von Elisabeth Laiminger (ella)

Die Innsbrucker Altstadt wurde 1180 gegründet, 150 Jahre später wurden die ersten Straßennamen festgelegt. Innsbruck umfasste damals die „Altstadt“ sowie die heutigen Stadtteile „St. Nikolaus“ und „Mariahilf“. Die Bezeichnung der Straßen und Gassen wies damals vor allem auf die Lage in der Stadt oder auf bedeutende Einrichtungen an der Straße hin. Die „Schlossergasse“ und die „Seilergasse“ gehören wohl zu den ältesten Zeitzeugen. Diese Straßennamen dürften auf die damals ansässigen Handwerker zurückzuführen sein (Anmerkung: Als Seiler wurden jene Handwerker bezeichnet, die mit der Herstellung von Seilen und Tauen vertraut waren). Im 14. Jahrhundert gab es im Zentrum ein Stadtbad, wonach die heutige „Badgasse“ benannt wurde. Das damalige Stadtbad befand sich im Haus der heutigen Adresse „Badgasse 2“.

Der mit den leeren Taschen
Friedrich IV. (1382-1439) begründete unter anderem eine Tiroler Linie der europäischen Dynastie der Habsburger. Nach ihm wurde die „Herzog-Friedrich-Straße“, die Hauptstraße in der historischen Altstadt, benannt. Friedrich erhielt von seinen politischen Gegnern den spöttischen Namenszusatz „mit den leeren Taschen“, wenngleich Friedrich keineswegs arm war. 1425 wurde in Schwaz und Gossensaß Silber entdeckt (Anmerkung: Gossensaß liegt als Marktgemeinde im heutigen Südtirol, Italien). Friedrich konnte seine Stellung sichern und das Land erlebte einen Aufschwung. Zahlreiche Legenden winden sich um die Persönlichkeit Friedrichs: Diese und sein Name machten ihn zu einer historisch bedeutenden Person des Mittelalters in Tirol.

Der erster Blitzableiter Innsbrucks

Der Nordamerikaner Benjamin Franklin (1706-1790) gilt als Erfinder des Blitzableiters – allerdings entwickelte zeitgleich auch der böhmische prämonstratensische Ordensbruder Prokop Diviš (1698-1765) einen Blitzableiter und errichtete ihn 1754 in seinem Pfarrgarten. Der italienische Physiker Giambatista Beccaria (1716-1781) war maßgeblich an der Verbreitung dieses Blitzableiters in Europa verantwortlich. Der Innsbrucker Schlossermeis-ter Joseph Kiebach (1829-1875) führte schließlich den ersten Blitzableiter in Innsbruck ein. Außerdem vererbte er sein Vermögen an einen Armenfond. Die „Kiebachgasse“, eine schmale Gasse zwischen „Altstadt“ und „Herzog-Friedrich-Straße“, wurde nach ihm benannt.

Eine Straßenname, der täuscht
Wer denkt, die „Riesengasse“ wurde nach einem sagenumworbenen Tiroler Riesen benannt, der irrt. Die Bezeichnung der etwa 100 Meter langen Gasse in der Innsbrucker Altstadt geht auf Joseph Riß (1737-1814) zurück. Er war Kaufmann, als Unterleutnant für die Stadtmiliz tätig und bekleidete zudem das Amt des Bürgermeisters von Innsbruck von 1795 bis 1807. In der heutigen „Riesengasse“ besaß der wohlhabende Kaufmann ein Haus. Nach seinem Tod im Jahr 1814 wurde die Gasse zur „Rißgasse“ umbenannt. Ob der verschiedenen Entwicklungen der Schreibweise bezeichnete man die Gasse im Laufe der Zeit auch als „Risen-“ bzw. als „Riesengasse“ (Quelle: Archiv, Stadtmagistrat Innsbruck).

Wenn Innsbrucks Straßen einen Namen erhalten
Werden Straßen in Innsbruck neu gebaut, findet man immer wieder alte Flurbezeichnungen, wie zum Beispiel Höttinger Rain, Burgweg. Vermehrt findet man in der Höttinger Au beispielsweise zoologische Bezeichnungen für die Straßen wie etwa der Rehgasse oder dem Fischottersteig, die auf den ehemaligen Tierpark von Kaiser Maximilian I. hinweisen. Zu den bekanntesten Straßen Innsbrucks zählt die Maria-Theresien-Straße. Maria Theresia (1717-1780) war die Gattin von Kaiser Franz I. (Quelle: Straßennamen der Landeshauptstadt Innsbruck, Stadtmagistrat Innsbruck).

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