TLP: SeniorInnen im Tiroler Unterland sprechen kaum über ihre psychischen Probleme

vl Dr. Verena Berger-Kolb, Renate Ascher und Bettina Hofer.
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  • hochgeladen von Josef Wolf

Über 20 Prozent der Menschen im Tiroler Unterland und im Bezirk Kufstein über 60 leiden an Depressionen. „Die ältere Generation im Tiroler Oberland ist in vielerlei Hinsicht eine ‚verschlossene’ Generation. Sie hat nie gelernt und tut sich daher schwer, über erlittene Traumata, Enttäuschungen, Krankheiten oder Verluste zu sprechen. Oft wird die sprichwörtliche Altersdepression einfach hingenommen. Wenn, dann werden körperliche statt psychische Symptome behandelt“, berichtet Dr. Verena Berger-Kolb, Psychotherapeutin in Imst und Vorsitzende des Tiroler Landesverbands für Psychotherapie (TLP).

„Vor über 100 Jahren hat Sigmund Freud behauptet, bei Menschen über 50 macht Psychotherapie keinen Sinn. Viele wissenschaftliche Studien haben inzwischen das Gegenteil bewiesen. Aber die Einstellung, bei älteren Menschen mache eine Psychotherapie keinen Sinn, hält sich trotzdem leider hartnäckig“, Dr. Verena Berger-Kolb.

„Der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung im Tiroler Unterland und im Bezirk Kufstein steigt ständig. Gerade bei älteren TirolerInnen besteht aber eine hohe Diskrepanz zwischen dem psychotherapeutischem Versorgungsbedarf und der realen Versorgung. Mehr als 50 Prozent aller Antidepressiva werden an Menschen über 60 Jahre verschrieben. Ältere Menschen, vor allem Männer über 80, gehören zur gefährdetsten Gruppe, einen Suizid zu versuchen oder durchzuführen. Wenn über psychische Probleme von älteren Menschen gesprochen wird, dann steht immer die Demenz im Fordergrund. Dabei überwiegen im Alter die Anpassungs-, Belastungs- und Abhängigkeitsstörungen mit depressiven oder ängstlich-phobischen Symptomen“, so die Wörgler Psychotherapeutinnen Renate Ascher und Bettina Hofer.

„Ältere Menschen haben im Laufe ihres Lebens oft erstaunliche seelische Kräfte entwickelt, um mit Enttäuschungen und Verlusten fertig zu werden. Aber es gibt Situationen, in denen diese nicht ausreichen. Es ist nie zu spät, professionelle psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychotherapie ist für ältere Menschen eine wichtige Massnahme gegen psychische Probleme. Gerade bei der Verarbeitung von Traumata, beim Aufzeigen der Möglichkeiten und der Grenzen des Alters, bei der positiven Neubewertung schwieriger Lebens- oder neuer Wohnsituationen,“ so Renate Ascher und Bettina Hofer abschließend.

Informationen

Beratung und Auskunft zu Fragen über Psychotherapie, Informationen über psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten und Psychotherapiemethoden sowie psychotherapeutische Angebote erteilt der Tiroler Landesverband für Psychotherapie, Leopoldstraße 38, Innsbruck. Email: info.psychotherapie@tirol.com. Website: www.psychotherapie-tirol.at.

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