Zwischen Recht und Unrecht

Atemberaubend gut: Lisa Weidenmüller als Antigone und Jan Schreiber als Kreon. | Foto: privat
  • Atemberaubend gut: Lisa Weidenmüller als Antigone und Jan Schreiber als Kreon.
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Über 2400 Jahre ist dieser Text alt. Und allein das darf einen zurecht nachdenklich stimmen. Kreisen wir, die wir uns doch wohl für lern- und entwicklungsbegabte Wesen halten, immerwährend um dieselben Themen? Sind wir so gar nicht fähig, dazu zu lernen? Tatsächlich schien genau diese Frage schon Sophokles zu bewegen. Immerhin wird Haimon seinen Vater Kreon davon zu überzeugen versuchen, dass es einem weisen Mann nie zur Schande gereicht, viel zu lernen. Antigone ist also eine Tragödie, die auch die Tragödie unserer Zeit beschreibt, wo sich die Rechthaber/innen links und rechts von dem, was vielleicht mal so was wie empathisch gefühlter und praktizierter Konsens war, diskursunfähig gegenüberstehen. Doch was Sophokles dem Autokraten Kreon damals schon über den blinden Seher Teiresias ausrichten lässt, davor dürfen wir uns vermutlich auch heute noch fürchten: Kreons Rechthabenwollen um des reinen Machtanspruchs willen wird ihm nicht gut bekommen. Ebenso wenig natürlich Antigone. Die Tragödie ist ebenso vorhersehbar wie scheinbar unausweichlich. Trotzdem bleibt man bis zur letzten Sekunde gebannt: Weil es Sophokles auf unnachahmlich subtile Weise gelingt, dass wir beide in ihrer Argumentation wie in ihrem Ringen verstehen. Sie sind sich beide in ihrem Eigen-Sinn, ihrer Willensstärke so erstaunlich ähnlich, doch letztlich ist Kreon als autokratischer Herrscher eben auch Herr über Leben und Tod. Nachdem jedoch Antigone ähnlich wenig am Leben hängt wie so mancher Fundamentalist, ist ihr eben selbst mit den rigidesten Strafen nicht beizukommen. Auch das wusste Sophokles schon. Mona Kraushaar, die zuletzt 2011/12 an diesem Haus Tschechows Platonow und zwei Jahre davor einen atemberaubenden Sommernachtstraum inszenierte, der sogar Claus Peymann ins TLT lockte, zeigt uns in ihrer schnörkellosen und klaren Inszenierung dieses beklemmend aktuellen Stückes auch dessen ungebrochene ästhetische und theatrale Wucht. Wunderbar, wie die Figuren hinter übergroßen fast dämonischen Masken zum Chor transformieren (Ausstattung: Katrin Kersten). Sehr akzentuiert Sebastian Herzfelds hierfür komponierte Sounds, während selbstvergessen im Hintergrund die Wellen immerzu an den Sandstrand treiben (Video: Albert Serradó). Kraushaars Fokus liegt indes ganz auf der Strahlkraft des Textes und ihres großartigen Ensembles: Lisa Weidenmüller ist eine ungemein kraftvolle Antigone, Jan Schreiber überzeugt als prinzipienfester wie machtbewusster Kreon, Thomas Michael Hospes ringt als Haimon um gute Argumente wie um das Leben seiner Braut. Zweifelsohne einer der stärksten Theaterabende dieser Saison. Von Christine Frei

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