„Beratung ist eine Baustelle“

INNSBRUCK. „Nein, geärgert haben wir uns über diesen Vorstoß nicht“, betonen Herlinde Keuschnigg und Johann Hager, ihres Zeichens Geschäftsführerin bzw. Obmann des Vereins „Aktion Leben Tirol“. Dennoch betonen die beiden, dass sie mit der Forderung, Abtreibungen an der Uni-Klinik Innsbruck durchzuführen, wenig anfangen können. Wie das STADTBLATT berichtet hatte, wäre dieser Schritt vor allem den SPÖ-Mandatarinnen LA Gabi Schiessling und GRin Angie Eberl ein Anliegen.

„Medizinisch nicht sinnvoll“
Das Argument gegen eine Veränderung der gängigen Praxis, welches Keuschnigg und Hager ins Treffen führen, zielt vor allem auf den wirtschaftlichen und medizinischen Aspekt ab. „Seit Jahren wird auf allen Ebenen versucht, medizinische Leistungen aus Kostengründen weg von den Kliniken hin zu niedergelassenen Ärzten zu verlagern. In Tirol ist dies bei Abtreibungen bereits der Fall. Eine Umkehr dieses Systems würde absolut keinen Sinn machen“, argumentiert Keuschnigg. Aber auch Hager bringt ernste Bedenken gegen diesen Schritt vor. „Eine Abtreibung ist kein komplizierter Eingriff und würde an der Klinik unnötig Ressourcen binden. Außerdem sind Krankenhäuser dazu da, Krankheiten zu heilen. Schwangersein ist aber keine Krankheit. Derartige Eingriffe sind bei den niedergelassenen Gynäkologen in guten Händen“, so Hager.

„Beratung kommt zu kurz“
Dennoch sehen auch die beiden Vertreter der „Aktion Leben“ in der gängigen Praxis, aber auch bei den geltenden gesetzlichen Regelungen Handlungsbedarf. „Das Hauptproblem, das wir derzeit sehen, ist, dass die Beratung für Frauen, die einen derartigen Schritt erwägen, zu kurz kommt. Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben, welchen Inhalt das vorgeschriebene Beratungsgespräch vor einer Abtreibung haben muss. Im Extremfall könnte ein Arzt lediglich über die Risiken der Narkose informieren und hätte seine Pflicht damit erfüllt“, kritisiert Hager.

Speziell für Frauen, die sich aus nüchternen wirtschaftlichen Überlegungen gegen ein Kind entscheiden, ist das Hilfsangebot sehr überschaubar.

„Aus deutschen Statistiken – in Österreich werden Abtreibungen nicht zentral erfasst – wissen wir, dass viele Abtreibungen Frauen betreffen, die bereits zwei Kinder haben, sich aber aufgrund ihrer Wohn-, Einkommens- und Familiensituation nicht in der Lage sehen, ein drittes zu bekommen. Hier sind alle öffentlichen Institutionen gefordert, sich zu vernetzen, um Hilfe anzubieten“, kritisieren Hager und Keuschnigg.

Auch LT-Vizepräs. Gabi Schiessling, die zwar in puncto Abtreibungen an der Klinik einen konträren Standpunkt einnimmt, kann dieser Kritik der „Aktion Leben“ einiges abgewinnen: „Je besser das Hilfsangebot ist, desto weniger Abtreibungen werden durchgeführt. Das ist unser aller Ziel. Beratung darf aber nicht Bevormundung bedeuten.“

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