Frei im Theater: Bergkristall
Eine neue Sicht auf den Bergkristall

Eine der stärksten Szenen der Oper: Konrad und Sannas Mutter (Annina Wachter) erkennt ihre Schuld, wird aber von ihrer eigenen Mutter (Susanna von der Burg) harsch zurechtgewiesen, sich nicht in der Angst zu verlieren.  | Foto: Birgit Gufler
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  • Eine der stärksten Szenen der Oper: Konrad und Sannas Mutter (Annina Wachter) erkennt ihre Schuld, wird aber von ihrer eigenen Mutter (Susanna von der Burg) harsch zurechtgewiesen, sich nicht in der Angst zu verlieren.
  • Foto: Birgit Gufler
  • hochgeladen von Christine Frei

Gegen eine so hinreichend bekannte und vielfach filmisch bebilderte Erzählung wie Adalbert Stifters „Bergkristall“ an-zu-inszenieren, ist zweifelsohne eine Challenge. Selbst wenn sie sich am Tiroler Landestheater als neue Opera Austria des bekannten Innsbrucker Komponisten F. P. Huber mit einem Spiel-im Spiel-Libretto des schillernd eigen-sinnigen Autors und Kolumnisten Alois Schöpf präsentiert. Dies umso mehr, als besagte Erzählung an einem Heilig Abend spielt und deren Filmversionen vorzugsweise zur Weihnachtszeit ausgestrahlt werden. Wenn freilich ein Duo wie Thomas Gassner (Regie) und Esther Frommann (Ausstattung) sich dieser Herausforderung annehmen, kann man schon vorab getrost davon ausgehen, dass sich nicht mal ein Anflug von Weihnachtsrührseligkeit einstellen wird. Dafür ist das Thema zu ernst: Denn letztlich geht es in der Geschichte um Konrad und Sanna, die die Heilige Nacht bei Schneetreiben im Hochgebirge wie durch ein Wunder überleben, um unterlassene Fürsorgepflicht. Schließlich lassen die Großeltern ihre Enkelkinder trotz beginnenden Schneefalls über die Berge zurück nach Hause gehen. Und jene Szene zwischen Tochter (Annina Wachter) und Mutter (Susanna von der Burg) am nächsten Morgen, in der die Tochter schonungslos mit sich selbst ins Gericht geht, während die Mutter sich ganz aus der Verantwortung herausstiehlt und die Tochter harsch dazu auffordert, sich nicht in Angst zu verlieren, ist zweifelsohne eine der eindrücklichsten Passagen der Oper.

Eine zeitgemäße, emotional berührende Klangsprache
F. P. Huber hat für das Drama um die beiden Kinder, die von den Gleichaltrigen im Dorf gemobbt werden, weil ihre Mutter aus dem reicheren Nachbarort kommt und sie daher nicht zu ihnen gehören, eine zeitgemäße, emotional berührende Klangsprache ersonnen – mit ungemein schönen Partien, insbesondere für die beiden Kinder, die Lisa-Marie Hilber und Hannah-Theres Weigl eindrücklich verkörpern. In ihrem Bühnenbild zitiert Esther Frommann Street-Art-Motive wie etwa zwei prominente Kinder-Sujets von Banksy, der mit seinen Graffitis immer den Finger in gesellschaftspolitische Wunden legt. Denn auch in Schöpfs Libretto ist der Autor und Künstler Stifter ein Lehrer, der durch kluges Nachfragen, Erzählen und Nachspielen der Ereignisse von damals dafür sorgt, dass jenes Drama, das die beiden Dörfer einander wieder näherbrachte, nicht in Vergessenheit gerät. So erhält Stifters vermeintlich hinlänglich bekannter „Bergkristall“ doch noch einen ganz neuen und anderen Schliff.

Eine der stärksten Szenen der Oper: Konrad und Sannas Mutter (Annina Wachter) erkennt ihre Schuld, wird aber von ihrer eigenen Mutter (Susanna von der Burg) harsch zurechtgewiesen, sich nicht in der Angst zu verlieren.  | Foto: Birgit Gufler
Wie durch ein Wunder überleben Sanna (Hannah-Theres Weigl) und Konrad (Lisa-Marie Hilber) den nächtlichen Schneesturm in den Bergen.   | Foto: Birgit Gufler
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