Frei im Theater: Bogentheater, Kühne Bühne
Gedankenexperimente zu Krieg und Frieden

UFA-Star Curt Götz fackelt in seinem Stück "Ausbruch des Weltfriedens" nicht lange herum, sondern 'bestrahlt' die Menschheit zuletzt einfach mit gutem Willen. 
 | Foto: Bernhard Stolz
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  • UFA-Star Curt Götz fackelt in seinem Stück "Ausbruch des Weltfriedens" nicht lange herum, sondern 'bestrahlt' die Menschheit zuletzt einfach mit gutem Willen.
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Gleich zwei Theaterproduktionen der freien Szene kreisen aktuell um das Thema Krieg und Frieden. Und obwohl beide Texte unterschiedlicher nicht sein könnten – der eine stammt aus der Zeit des kalten Krieges, der andere ist unter dem Eindruck der wachsenden Flüchtlingsströme 2004 entstanden und 2011 erstmals auf Deutsch erschienen, basieren beide auf einer Hypothese, einem Gedankenexperiment, zu dem die Autor:innen ihr Publikum einladen.

"Ausbruch des Weltfriedens" im Bogentheater
Curt Götz, gefeierter UFA-Star und einer der erfolgreichsten Komödienmacher in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, der seine Bühnenstücke und Filme nicht nur selbst schrieb, sondern deren Hauptrollen auch stets mit seiner Frau Valérie von Martens auf der Bühne und vor der Kamera verkörperte, hat etwa in seinem Einakter „Ausbruch des Weltfriedens“ nichts weniger als die so genannte positive Psychologie vorweggenommen, sie gleichzeitig aber ad absurdum geführt, weil er der Lernfähigkeit des Menschen doch einigermaßen misstraute. Man müsse die Menschen durch äußere Mittel zum Gute verleiten, da es durch geistige nicht möglich zu sein scheint, schrieb er in seinem Vorwort zum Stück. Also ersinnt er quasi respektive sein:e Protagonist:in im Stück, die wegen unheilbarem Pazifismus für Jahre im Irrenhaus saß, den Satellit des guten Willens Saguwil. Der, so viel darf vorweggenommen werden, seine Wirkung nicht verfehlen wird. Bogentheater-Obfrau Stephanie Larcher-Senn hat diese irrwitzige Screwball-Komödie, die im Salon eines britischen Premierministers spielt, mit Darsteller:innen ihres Vereins-Ensembles temporeich und engagiert umgesetzt. Das Ergebnis ist ein leichtfüßig ver-rückter Theaterabend, der einen immer wieder selbstvergessen laut auflachen lässt.

"Krieg - Stell dir vor, er wäre hier" im Theater 7ieben&7iebzig
Die dänische Autorin Janne Teller, die Ende der 80er Jahre einige Zeit für die UNO gearbeitet hat, wählt in ihrem Text „Krieg - Stell dir vor, er wäre hier“ den genau umgekehrten Weg: Nachdem uns Empathie in den eigenen Reihen und für die eigene Community ungleich leichter fällt, dreht sie die sonst übliche Ausgangslage einfach um: Es herrscht (Bruder-)Krieg in Europa, neben der Dauerangst vor den einschlagenden Bomben und den Heckenschützen setzen den Menschen vor allem in den Wintern Hunger und beißende Kälte zu. Nach drei Jahren Kriegsmartyrium gelingt dem 15-jährigen Ich-Erzähler und seiner Familie die Flucht nach Ägypten. Wo er wenig verwunderlich Ähnliches erlebt und erfährt wie die Flüchtlinge hierzulande. Und vor allen Dingen alle Zukunftsträume, die er einst hatte, endgültig begraben muss. Priska Terán Gómez hat diesen grandiosen Text mit Marcus Freiler und Benedikt Purkarth für Kühne Bühne mit einem Minimum an Requisiten erarbeitet. Die knapp 40-minütige Performance ist noch am 25. Mai im Theater 7ieben&7iebzig zu erleben. Und unbedingt sehenswert.

UFA-Star Curt Götz fackelt in seinem Stück "Ausbruch des Weltfriedens" nicht lange herum, sondern 'bestrahlt' die Menschheit zuletzt einfach mit gutem Willen. 
 | Foto: Bernhard Stolz
Benedikt Purkarth und Marcus Freiler zeigen in der aktuellen Kühne Bühne-Produktion "Krieg - Stell dir vor, er wäre hier" von Janne Teller eindrücklich auf, dass sich politische Verhältnisse auch ganz schnell ändern können. | Foto: Priska Terán Gómez
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