Wie ein Politiker zum Künstler wird
Stacheldraht und Plüschgetier

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Der Innsbrucker Gemeinderat Gerald Depaoli von der Liste "Gerechtes Innsbruck" wurde nun auch zum Künstler und stellt seine erste Kunstinstallation zur "Belebung des Marktplatzes" auf.

Vorgeschichte: Der Mandatar bedankte sich im Herbst mittels einer Videobotschaft bei einem unbekannten Täter dafür, dass er ein Kunstobjekt des Tierschutzaktivisten Chris Moser im Inn versenkt hatte. Der Staatsanwalt beurteilte diese vor mehreren Tausend Facebookfans veröffentliche Aussage als eine "Gutheißung einer mit Strafe bedrohten Handlung" (konkret einer Sachbeschädigung). Das Gericht sah das letztendlich auch so und verurteilte den streitbaren Lokalpolitiker zu einer teilbedingten Geldstrafe. Daraufhin kündigte er prompt an, in die zweite Instanz zu gehen und wurde zeitgleich selbst zum Künstler. In seiner Kunstinstallation auf dem Marktplatz sind die Zeitungsartikel über das Urteil aufgeklebt und legen so nahe, dass der "Stacheldraht" für eben dieses Urteil steht, das die "Meinungs-Freiheit" der Bürger, die von drolligen Plüschtieren symbolisiert werden, gewaltsam beschränke.

Öffentliche Präsentation

Natürlich präsentierte er sein erstes eigenes Kunstwerk auch stolz seinen Facebookfans und legte gleich noch eine Schäuferl nach: "Gestern war das Gerichtsverfahren. ... Dass diese Puppe... entfernt werden hätte sollen: Ich steh nach wie vor zu dem." Damit demonstrierte er vor einer breiten Öffentlichkeit (8639 Fans, 9468 Abonnenten), dass er seine Aussage vom Herbst nicht im mindesten bereue und fragte in die öffentliche Runde: "Wäre die Tat überhaupt strafbar gewesen?" Nun, wie es der Zufall will, stellte sich die mutmaßliche Täterin genau einen Tag später selbst bei der Polizei in der Höttinger Au, und so wird diese Frage demnächst gerichtlich geklärt werden können.

Aufruf zur Wehrhaftigkeit

Noch vor dieser überraschenden Wendung meinte Depaoli zu seinen Fans: "Lassts euch nicht unterkriegen, es ist ganz, ganz wichtig, seine eigene Meinung zu sagen und zu vertreten. Es braucht keiner vor irgendetwas Angst haben." In einer Demokratie dürfe schließlich jeder seine Meinung sagen. Dann rief er dezidiert auf: "An euch tät i appelieren: Lassts euch nix gfalln, wir müssen ein bissl wehrhafter werden. Weil, im Prinzip.. in letzter Zeit.. haben sehr viele schon gesagt: "Mei, i trau mi nit!", und wenns eich nit trauts, dann sagts es uns, und wir sagens für euch." Ob die Liste Gerechtes Innsbruck auch für jene die Anwaltskosten übernehmen wird, die diesem Aufruf folgen und eventuell deshalb auch verurteilten werden, hat er nicht erwähnt. Der wohnungslosen mutmaßlichen "Innwerferin" jedenfalls will die Liste  die Anwaltskosten bezahlen, wenn sie sich meldet.

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