Fanabrechnung
"Feig und zeugt vom fehlenden Charakter der handelnden Personen"

Krisenzeiten beim FC wacker Innsbruck, Fanszene fordert Verantwrotung ein. | Foto: Hassl
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  • Krisenzeiten beim FC wacker Innsbruck, Fanszene fordert Verantwrotung ein.
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Auswärtsspiel für den FC Wacker Innsbruck in der Admiral 2. Liga gegen FC Blau-Weiß Linz. Möglicherweise das letzte Spiel für die in einer GmbH organisierten schwarzgrünen Kampfmannschaft. Das Damoklesschwert der Insolvenz schwebt einmal mehr über den FC Wacker Innsbruck. Die "Tivoli Nord", die organisierte Fanszene, fordert die Ex-Vorstände auf, Verantwortung zu übernehmen.

INNSBRUCK. Eigentlich wollte die Fanszene feiern. Nicht nur sportliche Erfolge am grünen Rasen. Das Jubiläum der Verrückten Köpfe, die seit über 30 Jahren für Stimmungen sorgen, ist ebenso wie das zehnjährige Jubiläum von "Unterland" ein starker Beweis einer großen Fangemeinschaft. Die Fanszene setzt dabei weitaus mehr Akzente als nur im Stadion. In ihrer gesellschaftlichen Verantwortung wurde neben der legendären Sammelaktion für Bergamo, sport- und zeitliche Ausstellungen, Fanprojekte, Diskussionsabende und vieles mehr organisiert. Die jetzige Situation, wird knallhart analysiert: "Diese Vorgehensweise ist mehr als feig und zeugt vom fehlenden Charakter der handelnden Personen, die das sinkende Schiff still und heimlich verlassen und sich den Mitgliedern und Fans abermals nicht gestellt haben."

Legendäre Spendenaktion für Bergamo, eines von vielen Beispielen der gesellschaftlichen Aktionen der Fanszene. | Foto: Privat
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Finanzieller Dauerprobleme

Seit 2002 waren folgende Obmänner (Präsidenten) tätig: 2002 und 2003 Michael Bielowski, 2003 bis 2008 Gerhard Stocker, 2009 Johannes Marsoner, 2010 bis 2013 Kaspar Plattner, 2013 bis 2017 Josef Gunsch, 2017 bis 2020 Gerhard Stocker, 2020 - 2022 Joachim Jamnig und seit 2022 Kevin Radi. Die finanziellen Turbulenzen begleiteten den Verein laufend. So wie 1994 unter Klaus Mair als Präsident des FC Tirol oder 2002 mit Othmar Bruckmüller als FC Tirol Präsident sind die negativen Schlagzeilen über die Finanzsituation in den letzten Wochen ein Dauerbrenner. Die Hoffnungen auf eine "Rettung in letzter Sekunde" sind gering. "Ruhe" scheint beim FC Wacker Innsbruck nicht so sehr auf der Tagesordnung zu stehen, leider auch beim Trainerwechsel gut erkennbar: 2002/03 Michael Streiter; 2003/04 Helmut Kraft; 2004/05 bis zur 16. Runde Helmut Kraft, ab der 17. Runde Stani Cherchesov; 2005/2006 Stani Cherchesov; 2006/07 bis zur 29. Runde Frantisek Straka, ab der 30. Runde Klaus Vogler; 2007/08 bis zur 14. Runde Lars Söndergaard ab der 15. Runde Helmut Kraft; 2008 bis 2012/13 bis zur 11. Runde Walter Kogler, ab der 12. Runde Roland Kirchler; 2013/14 bis zur 20. Runde Roland Kirchler, ab der 22. Runde Michael Streiter; 2014/15 bis zur 15. Runde Michael Streiter, 16. bis 19. Runde Florian Klausner, ab der 20. Runde Klaus Schmidt; 2015/16 bis zur 35. Runde Klaus Schmidt, 36. Runde Andreas Schrott/Fuad Djulic; 2016/17 bis zur 10. Runde Maurizio Jacobacci, 11. bis 20. Runde Thomas Grumser, ab der 21. Runde Karl Daxbacher; 2017/18 und 2018/19 bis zur 20. Runde Karl Daxbacher, ab der 21. Runde Thomas Grumser; 2019/20 Thomas Grumser; 2020/21 und 2021/22 bis zur 10. Runde Daniel Bierofka, 11. bis 16. Runde Masaki Morass, ab der 17. Runde Michael Oennning. Im September 2015 trat Alfred Hörtnagl sein Amt als General Manager bei Zweitligist Wacker Innsbruck an. Dabei präsentierte er das Entwicklungsprojekt "Mission Wacker 2020", mit dem die Tiroler wieder an alte Erfolge anschließen wollen. Im Jänner 2022 trat der Vorstand des FC Wacker mit Präsident Joachim Jamnig, Sportvorstand Alfred Hörtnagl zurück, Peter Margreiter und Felix Kozubek beenden ihre Tätigkeit für den Klub. Bei der letzten Generalversammlung des FC Wacker Innsbruck wurde in getrennten Abstimmungen der jeweilige Vorstand für die letzten beiden Finanzjahre entlastet. Im Anschluss fand die Wahl des Präsidenten statt. In der Online durchgeführten Abstimmung wurde Kevin Radi mit 97,85 Prozent der Stimmen als Präsident gewählt. Statutengemäß stimmte das Kernmitglied BlockRock GmbH mit 1.500 Stimmen ab, somit war das Ergebnis schon vor der Abstimmung klar.

Altes Tivoli, junge Fanszene. Aufnahme aus dem Jahr 1993. | Foto: Tivoli Nord
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Statement Tivoli Nord Innsbruck

"Zugegeben…die letzten zwanzig Jahre nach dem Crash 2002 waren nicht nur sportlich, sondern auch finanziell sehr turbulent. Dritte Liga, zweite Liga, Bundesliga, wieder runter, dann wieder rauf, wieder runter, wieder rauf, wieder runter in die zweite Liga. Und jetzt wohl unmittelbar vor der Insolvenz und damit der einhergehende bittere Niedergang in den Amateurfußball. Die beste Platzierung in den vergangenen zwei Jahrzehnten war der 6. Platz. Nie wurde der so lange ersehnte Europacupplatz errungen und damit unser FC Wacker Innsbruck auch außerhalb der Landesgrenzen unterstützt. Mehr schlecht wie recht hat unser FCW ein düsteres Dasein gefristet, es waren immer wieder Rettungspakete und weitere Förderungen notwendig, oder es wurden unsere besten Spieler abgegeben um den laufenden Spielbetrieb zu sichern. Trotz allen Widrigkeiten war der Verein vor allem durch seine treuesten Fans und Mitglieder stets am Leben.

Der große Knackpunkt, der den Verein an diese Stelle gebracht hat, ist ein Treffen zwischen den Fans und dem damaligen FCW-Vorstand im August 2019. Eigentlich hätten andere Themen besprochen werden sollen, doch stattdessen präsentierte Thomas Kerle der Tivoli Nord drei möglichen Wege des Vereins in den nächsten Jahren. Aus heutiger Perspektive - Pest und Cholera!

Eigentlich soll gefeiert werden. 10 Jahre "Unterland". | Foto: Tilg
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Über die VK-Geschichte

Kurze chronologische Zusammenfassung seit Sommer 2019:

  • August 2019: Oben erwähntes Treffen zwischen Vorstand und Fans. Thomas Kerle zeichnete uns drei mögliche Zukunftsvarianten des Vereins auf.
  • 1. Variante: Öffnung des Vereins für Investoren mit demselben Vorstandsteam und einer goldenen Zukunft für den FC Wacker Innsbruck
  • 2. Variante: Niedergang des Vereins in den Amateurfußball (Vorstandsteam würde für diese Variante nicht mehr zu Verfügung stehen)
  • 3. Variante: Auflösung des Vereins
  • September 2019: Vereinsabend mit Information an Mitglieder des Vereins, die Statuten dahingehend zu verändern, dass Investoren beim FCW einsteigen können.
  • Dezember 2019: Vereinsabend mit einem komplett neuen Statutenentwurf – zu dem Zeitpunkt hatte es innerhalb der Fanszene etliche Gespräche und Ideen gegeben, wie wir uns ein Investment unter Umständen vorstellen könnten – all unsere Bemühungen und Gedanken wurden dabei vom damaligen Vorstand und den Vereinsverantwortlichen ignoriert und beiseitegeschoben.

Den Wackermitgliedern wurde, wie bereits beim ersten Treffen, ein Bild gezeichnet, in dem entweder das Aus bzw. der Gang in den Amateurbereich, oder mit Unterstützung für den Vorstand und einer Öffnung für Investoren eine goldene Zukunft möglich wäre. Mit dieser Drohgebärde gelang es Druck aufzubauen, Angst zu schüren und den Großteil der Wackerianer, leider auch Teile der Tivoli Nord, für sich zu gewinnen. Ein großer Protest gegen den neuen Statutenentwurf war damit nicht erfolgsversprechend und so ergab man sich widerwillig dem offenbar unausweichlichen Schicksal.

  • Jänner 2020 - Generalversammlung: Fulminant und wie erwartet erfolgte mit gut 93% die Annahme des Statutenantrags. Damit wurde einerseits der demokratische Mitgliederverein abgeschafft, und andererseits eine Möglichkeit für Investoren, sich am Verein zu beteiligen, geschaffen. Standing Ovations, Freude und so manch einer hat schon leise die Champions League Hymne gehört.
  • Sommer 2020-Sommer 2021: Diese Zeit war einerseits klar geprägt von Covid19, andererseits von Intransparenz im Verein, welche durch die Krise erst ermöglicht und vom damaligen Vorstand schamlos ausgenutzt wurde. Beispielhaft dafür ist die komplett (!) fehlende Kommunikation mit Mitgliedern des Vereins.
  • Sommer 2021: Medial bekannte Schlammschlacht zwischen dem Vorstand und dem Hamburger Investor inklusive seiner Günstlinge– größter Imageschaden seit dem Crash 2002!!
  • Juli 2021: Erster Vereinsabend seit über einem Jahr trotz dazwischen liegender Turbulenzen. Auf diesem Vereinsabend wurden den Mitgliedern nicht die ganze Wahrheit erzählt, sondern von keinerlei Problemen berichtet. Jede noch so kleine Kritik am Vorstandsteam, insbesondere an der mangelnden Transparenz, wurde, allen voran von Alt-Präsident Gerhard Stocker, im Keim erstickt.
  • Herbst 2021 - Februar 2022: Immer mehr Gerüchte über finanzielle Probleme machen die Runde. Vorstand (bis auf Thomas Kerle) auf Tauchstation.
  •  März 2022 bis dato - Online-Generalversammlung: Kevin Radi wird Präsident, alter Vorstand stellt sich nicht einmal mehr den verunsicherten Mitgliedern des Vereins. Mögliche neue Vorstandsmitglieder sind sofort wieder weg und Geld des neuen Investors kommt nicht an. Finanzielle Probleme werden immer sichtbarer. Chaos pur und der unmittelbare Abstieg in den Amateurbereich sind wohl nur mehr schwer zu verhindern. Damit ist das Projekt „Investoren beim FC Wacker Innsbruck“ kläglich gescheitert. Der Imageschaden ist immens und es wird Jahre brauchen diesen wieder zu kitten.
Joachim Jamnig und Alfred Hörtnagl sind im Jänner zurückgetreten, Peter Margreiter und Felix Kozubek beendeten das Arbeitsverhältnis. | Foto: FC Wacker
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Daher

"EX-ENTSCHEIDUNGSTRÄGER – JAMNIG, HÖRTNAGL, KERLE, KOZUBEK, MARGREITER, STOCKER – IN DIE VERANTWORTUNG NEHMEN!!!
PS: Die völlig überzogenen Gehälter des Vorstandsteams, mit denen man sich am chronisch klammen Zweitligisten bediente um die eigenen Taschen vollzustopfen, werden an dieser Stelle gar nicht näher erläutert!
PPS: Die Kommunikation seit Pandemiebeginn ließ ohnehin zu wünschen übrig. Der Höhepunkt war jedoch die richtungsweisende Generalversammlung online (unter dem Vorwand Covid-19) abzuhalten. Diese Vorgehensweise ist mehr als feig und zeugt vom fehlenden Charakter der handelnden Personen, die das sinkende Schiff still und heimlich verlassen und sich den Mitgliedern und Fans abermals nicht gestellt haben."

Die Legende lebt (Video)

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