Sommer in der Markthalle
Genuss aus der Türkei und Italien, Repair-Center mit viel Liebe

Sommer in der Markthalle: italienischer Genuss ist bei "Da Raffaele" garantiert. | Foto: inpublic
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Beim Sommer in der Markthalle sind Spezialitäten aus der Türkei und Italien direkt von der Haustüre zu finden. Ein Besuch bei Antonia und Raffaele Loiudice sowie den Geschwistern Cigdem und Murat Soultans. Seit vier Jahren setzt Sabine Schöffauer auf das Motto: „Wir reparieren, was du liebst“.

INNSBRUCK. Antonia und Raffaele Loiudice betreiben seit 17 Jahren ihren Markthallenstand. Die Liebe für die heimischen Produkte und die italienische Leichtigkeit der Standler machen „Da Raffaele“ zu einem Ort für kulinarische Genüsse. Durch Zufall ist der gelernte Koch aus Bari in Innsbruck gestrandet. Davor hat er eigene Restaurants eröffnet, ein Hotel geführt und sogar Luciano Pavarotti höchstpersönlich bekocht. Die Entscheidung, einen Stand in der Markthalle Innsbruck zu übernehmen, ist bis heute von Erfolg gekrönt. Zu Beginn war die Familie Loiudice mit einem kleinen Stand im hinteren Teil der Markthalle und mit nur wenigen Produkten vertreten. Mittlerweile befindet sich der Qualitäts-Italiener im Zentrum des Geschehens, Inn-seitig gelegen und bietet ein Rundum-sorglos-Paket.

Urlaubsfeeling für zu Hause

Die Produkte am Stand von „Da Raffaele“ sind 100 % Qualität aus Italien. Bezogen werden die rund 200 verschiedenen Produkte von langjährigen und qualitativ hochwertigen Lieferanten. So gibt es Käsespezialitäten aus jeder Ecke des Stiefels – egal ob Pecorino „Primosale“ von Sizilien, Pecorino „Fiore Sardo“ von Sardinien, Scamorza, Ricotta und Burrata aus Apulien, Büffelmozzarella aus Neapel oder Gorgonzola aus der Lombardei. Ein weiteres Highlight am Stand ist definitiv der Guanciale – ein luftgetrockneter, ungeräucherter Speck von der Schweinebacke. Die „Ricotta salata“, Vorgängerin der Feta, ist in Innsbruck eine Rarität und verleiht laut Raffaele Loiudice speziell Gerichten wie Salaten, Pasta oder Pizza die nötige Würze. 

Antonia und Raffaele Loiudice betreiben seit 17 Jahren ihren Markthallenstand "Da Raffaele". | Foto: inpublic
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Ein Ort zum Verweilen

Insgesamt zwei kleine Tische dürfen die Händler ihr Eigen nennen. Jeden Donnerstag zaubert der gelernte Koch eine apulische Lasagne ohne Béchamelsoße, mit Mortadella, Mozzarella, Rohschinken und Bolognese. Freitags hingegen darf man sich auf Carbonara oder Spaghetti Tonno – eine Spezialität des Hauses – freuen. Dem Ehepaar ist hauptsächlich Authentizität und Qualität enorm wichtig. „Man muss die Produkte vom eigenen Land kennen und sich mit den Lebensmitteln auseinandersetzen. Diese Professionalität wird honoriert“, unterstreicht der Standbetreiber.

Der italienische Charme

Die Stammkunden am Stand von „Da Raffaele“ schätzen die ausführliche und individuelle Beratung. „Ich stehe meinen Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Egal, ob sie wissen möchten, wie ein Gericht zubereitet wird, welche Mengen benötigt oder wie Produkte hergestellt werden“, verrät der erfahrene Händler. Besonders die jüngere Generation freut sich über die Hilfestellungen. „Es kommen vermehrt junge Leute, die zwar weniger kaufen, aber dafür auf Qualität achten“, so der gebürtige Italiener. Er selbst könnte sich keinen besseren Standort für sein Geschäft vorstellen und schwelgt in Erinnerungen an die Heimat: „Ich schätze die Lage am Inn sehr, denn das Wasser erinnert mich immer an das Meer zu Hause.“ Und auch das Treiben in der Markthalle ist ganz nach dem Geschmack des Ehepaars: viel Trubel, ein kommunikativer Austausch und der familiäre Zusammenhalt. Auch einen flotten Spruch oder ein charmantes Kompliment hat Raffaele Loiudice stets auf den Lippen.

Soultans: Die Türkei bittet zu Tisch

Vieles, was die Türkei an kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten hat, gibt es bei den Soultans in der Markthalle. Die Familie betreibt hier seit 10 Jahren erfolgreich ihr Restaurant und überzeugt mit vielfältigen Gerichten aus der Heimat. Die Geschwister Cigdem und Murat Soultans führen gemeinsam mit ihrer Mutter das Restaurant und halten den Betrieb mit drei weiteren Angestellten am Laufen. Neben türkischen Klassikern treffen primär die zahlreichen vegetarischen und zum Teil sogar veganen Gerichte den Nerv der Zeit. Pizza, Pide, Dürum, Salate und Vorspeisen in allen erdenklichen Variationen.

Die Geschwister Cigdem und Murat Soultans führen gemeinsam mit ihrer Mutter das Restaurant Soultans. | Foto: inpublic
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Halal, hausgemacht und vom Holzofengrill

Es ist acht Uhr morgens und die Vorbereitungen bei Soultans laufen bereits auf Hochtouren. Täglich frisch und per Handarbeit werden die Teige für Pizza, Pide und Fladenbrot hergestellt. In einem zweiten Schritt werden sie mit unterschiedlichen Füllungen – viele davon vegetarisch – verfeinert und im Holzofengrill kross gebacken. Der Familie ist es wichtig, den Teig für ihre Gerichte selbst herzustellen und damit ein Qualitätsmerkmal zu setzen. Zudem verleiht der Holzofen dem Gebäck einen unverkennbaren Geschmack. So auch dem türkischen Fladenbrot Pide, das wie ein Schiff geformt und meist mit Spinat und Käse gefüllt wird. Murat Soultans hat als gelernter Koch hohe Ansprüche an seine Ware: „Bei uns wird nur frisches Fleisch verarbeitet, deshalb gibt es auch keinen Kebab in unserem Restaurant.“ Für die Grillspezialitäten wird vorwiegend Lammfleisch verwendet. „Wir haben mit unserem Halal-Fleisch in Innsbruck einen besonderen Status. Viele Touristen muslimischer Herkunft finden deshalb den Weg in unser Restaurant und sind froh, dass wir diese Nische bedienen.“ Auch Fischliebhaberinnen und -liebhaber kommen nicht zu kurz: Goldbrasse und Wolfsbarsch werden direkt vom Markthallen-Stand nebenan bezogen und ebenfalls auf dem Holzkohlegrill zubereitet.

Antipasti nach türkischer Art

Ein echter Renner im Hause Soultans sind die Meze Teller – ein Mix aus verschiedenen türkischen Vorspeisen. Neben Klassikern wie Falafel und Hummus sind auch die Auberginencreme namens „Baba Ghanoush“ oder „Imam Bayildi“ – geschmorte und mit Gemüse gefüllte Auberginen – ein echter Gaumenschmaus. „Wir bereiten die Vorspeisen täglich frisch zu und selbst die Falafeln sind hausgemacht“, verrät der gelernte Koch.

Seit 10 Jahren überzeugen die vielfältigen Gerichten aus der Türkei im Solutans. | Foto: inpublic
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Baklava und Künefe 

Die türkischen Nachspeisen bestechen vor allem durch ihre intensive Süße. Allen voran Baklava und Künefe. Baklava, ein in Honig und Zuckersirup eingelegtes Gebäck, wird mit gehackten Nüssen gefüllt und ist den meisten hierzulande bekannt. Künefe hingegen ist eine aus Teigfäden hergestellte und mit Mozzarella befüllte Süßspeise. Anschließend wird sie im Holzofengrill braun gebraten, mit Zuckersirup übergossen und kann warm verzehrt werden. Dazu passend eine Tasse türkischer Tee, der stündlich frisch gekocht wird. Der Schwarztee wird auch bei Soultans in den typischen Gläsern serviert und traditionell ohne Milch getrunken. Großer Beliebtheit erfreut sich auch Salgam – ein Steckrübensaft, welcher pur oder mit Alkohol getrunken werden kann sowie Ayran, ein erfrischendes Getränk bestehend aus Joghurt, Wasser und Salz, welches als Begleiter zu den Mahlzeiten gereicht wird.

Null-Kilometer-Philosophie 

Die Familie schätzt diesen Zusammenhalt und die Frische der Produkte in der Markthalle. Darum beziehen die Soultans sämtliches Obst und Gemüse für ihre Speisen von den Händlerinnen und Händlern vor Ort. Von dieser Null-Kilometer-Philosophie profitieren alle Beteiligten, allen voran die Gäste. „Das Fleisch beziehen wir von Bauern aus der Region, um auch hier den Kunden nur das Beste vom Besten zu bieten“, bestätigt der Gastronom. Dieser bewusste und nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln findet Anklang.

Schusterin und Seelenfrau

Seit vier Jahren findet man Sabine Schöffauer in der Markthalle. Kaputte Lieblingsstücke aus Materialien aller Art werden in Ruhe von der Chefin begutachtet und im besten Fall so repariert, dass sie für die nächsten Jahre wieder perfekt einsatzbereit sind. Das Motto der kreativen Selfmade-Frau lautet „Wir reparieren, was du liebst“. Zusammen mit ihrer Kollegin Hannah ist sie seit 2018 an ihrem bunten, etwas nostalgisch anmutenden Stand Anlaufstation, wenn sich Stöckelschuhe, Berg- und Turnschuhe, Taschen, Jacken, Gürtel, Reißverschlüsse, Zeltplanen und vieles mehr dem Zahn der Zeit beugen mussten und kaputtgegangen sind. Das Urteil, ob die Dinge so gerichtet werden können, dass es lohnt, fällt Sabine Schöffauer immer offen und ehrlich. Auf die Frage, warum sie ihren Stand in der Innsbrucker Markthalle hat, gibt es eine einfache Antwort: „Ich liebe es, hier zu sein. Die Atmosphäre und der direkte Kontakt mit den Menschen hier in der Halle sind unvergleichlich.“

Das Motto der kreativen Selfmade-Frau Sabine Schöffauer lautet „Wir reparieren, was du liebst“.  | Foto: inpublic
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Beruf als Berufung

Alles, was repariert ihren Stand verlässt, zeugt von Können. Dabei hat sich die gebürtige Wienerin, die seit 15 Jahren in Tirol lebt, diese schwierige Handwerkskunst von der Pike auf selbst beigebracht und bei Profis abgeschaut. Eine passionierte Autodidaktin, die für ihren Beruf brennt. Nach einigen beruflichen Stationen landete sie durch Zufall in der Schuhwerkstatt eines Freundes und hat dort mitgearbeitet. „Ich spürte sehr schnell, dass es mich begeistert und tief befriedigt, mit den eigenen Händen zu arbeiten und am Ende des Tages sehen und anfassen zu können, was ich gemacht habe. Schustern erdet definitiv mich und meine Seele.“ Die in die Wiege gelegte Kreativität, ihr Ideenreichtum und das feine Gespür für hochwertige Materialien und die Anliegen ihrer Kundinnen und Kunden sind ebenfalls mehr als hilfreich.

Sabine und die gelernte Schuhmacherin Hannah reparieren aber nicht nur, sie stellen auf Kundenwunsch auch neue Taschen, Sandalen, Gürtel oder andere Gegenstände wie Geldbörsen her.  | Foto: inpublic
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Repariert und neu

Sabine und die gelernte Schuhmacherin Hannah reparieren aber nicht nur, sie stellen auf Kundenwunsch auch neue Taschen, Sandalen, Gürtel oder andere Gegenstände wie Geldbörsen her. Das Leder kann direkt am Stand ausgesucht werden, individuelle Designwünsche werden gemeinsam besprochen und finalisiert. „Durch unser Handwerk konnten wir schon viele Menschen glücklich machen“, erzählt sie. „Wir bekommen von unseren Kundinnen und Kunden sehr viel Zuspruch für unsere Produktionen. Dafür sind wir sehr dankbar!“ Am Stand kann man den beiden versierten Handwerkerinnen auch einfach mal bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Die großen Nähmaschinen – eine davon aus den sechziger Jahren – rattern den ganzen Tag über. 



Praktizierte Nachhaltigkeit

Das in diesen Zeiten viel strapazierte Wort Nachhaltigkeit hat für Sabine eine besondere Bedeutung und verbindet sich gut mit ihrer Tätigkeit. „Durch Reparaturen werden Rohstoff-Ressourcen geschont, weniger Energie verbraucht und weniger Abfall produziert. Das ist für mich pure Nachhaltigkeit und es ist wie mit allem auf der Welt – wenn jeder Mensch im Kleinen etwas tut, kann Großes daraus werden.“ Wenn also zu Hause etwas rumliegt, das man einfach noch sehr mag und es zum Wegwerfen zu schade ist, lohnt sich ein Besuch im SaSch Repair-Center auf jeden Fall und ein Gespräch über die Welt geht sich dabei auch noch aus…

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