Wirtschaft: Bau
Tiroler Bautag: Wege aus der Kostenexplosion

Referent Gottfried Mauerhofer | Foto: Isser
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Bereits zum 12. Mal ging am Mittwoch, den 27. März 2019, der Tiroler Bautag über die Bühne. Im Congress Innsbruck diskutierten Experten der Branche über mögliche Wege aus der Baukostenexplosion.

Kostenreduktion dank Systembau

Die Baukosten gehen in eine klare Richtung, nämlich nach oben. Trotz gesteigerter Umsätze konnten die Ergebnisse nicht signifikant verbessert werden. Statt die Ursachen zu erforschen, beleuchteten Experten im Rahmen der Veranstaltung mögliche Ansätze, um aktiv erschwinglichere Preise zu erziehlen. Lars Luderer, Geschäftsführer der Goldbeck GmbH Bielefeld, gab in seinem Impulsreferat interessante Einblicke in die Welt des Systembaus. Das Familienunternehmen beschäftigt 6.200 Mitarbeiter und umfasst 48 Standorte in Europa. Der Stahlbauer bietet eine industrielle Serienproduktion als Kernkompetenz und realisiert Büros, Parkhäuser, Schulen, Wohnungen und viele andere Gebäude. Unter dem Firmennamen GOLDBECK Rhomberg ist das Unternehmen mit 130 Mitarbeitern auch in Österreich und in der Schweiz präsent. „Dank unserer systematisierten Prozesse können wir beispielsweise 1.000 m2 Bürofläche im Rohbau in nur einer Woche realisieren. Trotz der hohen Geschwindigkeit kommt Qualität bei Goldbeck immer vor Umsatz“, betont Luderer. Die einzelnen Elemente der Systeme sind dabei so flexibel aufeinander abgestimmt, dass sie ein hohes Maß an planerischer Freiheit gewähren. „Häufig werden Kunden mit dem jeweiligen Gebäude alleine gelassen. Wir bieten unseren Klienten ein im Preis inbegriffenes Gebäudemanagement und begleiten sie ein Jahr nach der Fertigstellung. Zusätzlich bekommen sie von Anfang an einen wöchentlichen Bericht und werden über die Entwicklungen am Laufenden gehalten. Diese Maßnahmen werden besonders geschätzt“, so Luderer.

Digitalisierung ist eine Chance

Das zweite Impulsreferat präsentierte Univ.-Prof. Gottfried Mauerhofer, der sich als Professor für Baumanagement an der Technischen Universität Graz seit vielen Jahren mit der Entwicklung mittelständischer Bauunternehmen beschäftigt. Der Professor ist sich sicher, dass die Digitalisierung nicht auf die Baubranche zukommen wird, sondern sie längst erreicht hat. Komplexe Anforderungen an Gebäude erfordern neue Methoden und Prozesse. Neben Building Information Modeling, kurz BIM, sieht Mauerhofer enorme Vorteile im Lean Management. Neben einem Mehrwert für die Kunden können dadurch Verschwendungen reduziert, Prozesse stabilisiert und die Produktivität erhöht werden. Hindernisse werden zudem frühzeitig erkannt und beseitigt und die Schnittstellenkoordination optimiert. „Erkenntnisse aus der Praxis zeigen, dass ein partnerschaftlicher Umgang der Schlüssel zum Erfolg ist. Wöchentliche Abstimmungen zur Produktion sind zwingend notwendig, um am Puls des Projektes zu bleiben. Transparenz schafft Vertrauen und Sicherheit im Projekt. Ziel ist ein sich selbst kontinuierlich verbesserndes Team zu schaffen“, betont der Professor für Baumanagement und ergänzt: „Mittelständische Unternehmen müssen die Digitalisierung als Chance sehen.“

Podiumsdiskussion im Anschluss

Im Anschluss an die Vorträge fand unter der Leitung von Ronald Barazon eine Podiumsdiskussion mit den beiden Referenten, Landesinnungsmeister Anton Rieder und Architekt Hanno Vogl-Fernheim statt. Letzterer agiert als Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Tirol und Vorarlberg und sieht im Systembau vor allem Vorteile für die Umsetzung von leistbarem Wohnraum: „Trotzdem ist es wichtig, dass die Individualität nicht verloren geht.“ Anton Rieder betont die Notwendigkeit, sich mit alternativen Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen: „Planung und Ausführung müssen wieder näher zusammenrücken.“ Der Landesinnungsmeister erhält hierfür auch Zuspruch von Mauerhofer: „Es wäre empfehlenswert, diese beiden Bereiche auch in der Ausbildung zusammenzuführen. Der gesamten Baubranche würde es generell gut tun, wenn mehr Jugendliche und auch Frauen in dieses Segment einsteigen.“

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