Jagd in Tirol
Jägergeschichten von damals: Willi Thaler erzählt

„Das Verhältnis zum Jagdpächter Fritz Epple war freundschaftlich, nahezu familiär. Die Familie Epple hegte große Wertschätzung für die Region und für die Angestellten“, erzählt Willi Thaler.
  • „Das Verhältnis zum Jagdpächter Fritz Epple war freundschaftlich, nahezu familiär. Die Familie Epple hegte große Wertschätzung für die Region und für die Angestellten“, erzählt Willi Thaler.
  • hochgeladen von Katja Urthaler (kurt)

Willi Thaler legte 1973 die Berufsjäger- und 1979 die Revierjägerprüfung ab. Thaler entstammt einer Weidmannsfamilie, der Vater war leidenschaftlicher Jäger, sein Onkel Georg Wilhelm war Tirols erster Wildmeister. Thaler führte über 25 Jahre lang für Fritz Epple, einen Stuttgarter Bauunternehmer, Reviere im Oberland. „Nahezu das ganze Mieminger Plateau hatte er gepachtet. Barwies, Wildermieming, Zimmerberg, Alpl, Untermieming und Obermieming, eigentlich alles außer Obsteig. Die Pacht war unglaublich hoch. 1,3 Millionen Schillig zahlte Epple in Spitzenzeiten für die Pacht, ohne die Neben- und Personalkosten. Zu Beginn waren wir drei Berufsjäger in diesem Riesengebiet, später gab es außer mir noch einen neben- und einen hauptberuflichen Jagdaufseher. Ab 1990 hatte Epple Obsteig herausgesteigert und hielt noch die Pacht für Barwies. Aber auch das waren noch immer über 3.000 Hektar“, erzählt Thaler. Die Reviere rund um das Mieminger Plateau waren immer schon sehr gut. „1976 gab es 8 1/2 Stück Rotwild auf 100 Hektar. Nach der Reduktion und durch gezielte Hege stieg auch die Qualität der Hirsche. 1980 schossen wir den ersten Hirsch mit 193 internationalen Punkten. Danach war jedes Jahr einer von 170 aufwärts dabei“, berichtet Thaler.

Einheimische bekamen einen Abschuss als Geschenk

Das Verhältnis zur Familie Epple war stets ein sehr freundschaftliches. „Ich würde schon fast familiär dazu sagen“, so Thaler. Man spürt noch heute die Verbundenheit, die er zur Familie Epple hat. Die Epples waren mit der Region verwurzelt und sie legten großen Wert auf ein gutes Auskommen mit den Einheimischen. „Für die hiesige Jägerschaft hatte Fritz Epple sehr viel über. Jeder Einheimische hier am Plateau bekam einen Abschuss geschenkt. Das wollte der Chef so. Manche, die uns ausgeholfen oder mitgearbeitet haben, bekamen einen Abschuss pro Jahr spendiert. Und auch jeder, der die Jagdkarte machte, bekam quasi zum Einstand einen Abschuss. Das war schon sehr außergewöhnlich“, erzählt Thaler.
Viele Gäste kamen auf Epples Einladung in die Reviere. „Da waren Generaldirektoren von Daimler-Benz, viele deutsche und auch österreichische Politiker. Ich erinnere mich noch gut an den 30.09.1979. Es war Wahltag und da habe ich mit dem begeisterten Jäger Landeshauptmann Eduard Wallnöfer einen Einser Hirsch geschossen. Da waren wir natürlich groß in den Zeitungen. Damals war das noch kein Problem, wenn ein Politiker gerne auf die Jagd ging. Heutzutage wäre das wohl etwas anderes“, schmunzelt Thaler. Mit 50 Jahren ging Thaler unfreiwillig in Pension. Epples Pacht lief aus und niemand wollte den „teuren“ 50-jährigen Wildmeister mehr anstellen. „Das war bitter, ich hätte gerne weitergemacht.“ Auf die Jagd geht er nach wie vor. Er wird von ehemaligen Jagdgästen gerne und häufig in die Limburger Gegend (Deutschland) auf Sauen und Rehböcke eingeladen. Im Winter geht er Fuchspassen im Barwieser Revier. „Die liebste Jagd war mir aber immer die Rotwildjagd. In meiner Laufbahn habe ich 56 Einser geschossen und geführt. Insgesamt habe ich selbst 756 Stück Rotwild und nochmal 423 Stück mit den Jagdherren und -gästen geschossen“, sagt er sichtlich stolz. Wäre er noch einmal jung, würde er wieder Berufsjäger werden. „Sicherlich würde ich das wieder machen. Doch heute herrschen andere Voraussetzungen. Wer stellt denn noch einen Berufsjäger an? Als ich anfing, gab es in Tirol rund 350 Berufsjäger. Heute sind es noch 112“, sagt Thaler.

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