Shakespeare neu entdecken
Theater praesent transferiert Shakespeare in die tindernde transgendernde Neuzeit – eine Theaterkritik von Christine FREI
INNSBRUCK. Was geschieht, wenn man die Regeln durchbricht, die Spielanleitung selbst weiterschreibt oder erweitert, was passiert, wenn alle machen, was sie wollen. So kündigt Theater praesent seine aktuelle Produktion an. Und um die Antwort gleich vorweg zu nehmen. Es geschieht das Beste überhaupt: präsentes Theater in Reinkultur. Und das bei einer Vorlage wie Shakespeare, einem Stück wie „Was ihr wollt“. Also jene alles andere als tragikfreie und auf ganz eigene Weise irritierende Komödie, bei der sich die allseits begehrte Olivia in eine als Mann verkleidete Frau verliebt. Doch das angekündigte Durchbrechen und Konterkarieren von Text und Handlung tut dem Stück richtiggehend gut.
"Theatergott"
Regisseurin Bernadette Heidegger und ihre furiosen DarstellerInnen Elke Hartmann, Teresa Waas, Elmar Drexel, Wolfgang Hundegger und Andreas Jähnert lassen uns Shakespeare ganz neu entdecken. Und man kommt nicht umhin, diesen Theatergott für seine unglaubliche Menschenkenntnis einmal mehr zu bewundern, hat er doch schon vor vierhundert Jahren ein Stück auf die Bühne gebracht, das aktueller ist denn je zuvor. Wie fluide und letztlich selbstbezogen all unsere Begehrlichkeiten sind, das wusste schon Shakespeare, selbst wenn er zuletzt den Regeln der Komödie folgend fleißig Pärchen bilden ließ. Heidegger und ihr Ensemble brauchen diesen Konventionen nicht mehr zu folgen. Letztlich ist und bleibt jede/r für sich eine einsame Insel.
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