Wahlbeisitzerin klagt: "Nie mehr wieder!"
"Lieber geh' ich putzen", ärgert sich eine langjährige Wahlbeisitzerin über die aktuellen Umstände.
Hilde Kofler (Name von der Red. geändert) ist seit vielen Jahren als Wahlbeisitzerin tätig. Bis vor kurzem hat sie diese Aufgabe gerne gemacht. Sie ist politisch interessiert, hat Zeit und kann mit der Aufwandsentschädigung ihre Pension ein wenig aufbessern. Bei der letzten Wahl ist ihr aber der Kragen geplatzt. Sie fühlt sich für dumm verkauft und ausgenutzt. "Man tut etwas für den Staat, der Dank bleibt aber aus."
150 Sprengel
Die Pensionistin ist eine der zirka 450 WahlbeisitzerInnen, die gegen eine Entschädigung von siebzig Euro die 150 Sprengel der Stadt Innsbruck am 25. Feber zur Landtagswahl betreut haben. Sie kontrollieren die Ausweise, händigen die Kuverts aus und zählen die Stimmen zusammen. Von acht in der Früh bis neunzehn Uhr am Abend. Siebzig Euro bekommen die WahlbeisitzerInnen erst seit kurzem in Innsbruck. Bisher war die Entschädigung 44 Euro. Der erhöhte Beitrag hängt mit einer Schulung zusammen, die nach der angefochtenen Bundespräsidentenwahl für alle WahlbeisitzerInnen verpflichtend eingeführt wurde. "Ich hab' die schon bei der Nationalratswahl besucht und war diesmal krank", erklärt die ehemalige Stadtbedienstete Frau Kofler. Nun wurde ihr vom Amt mitgeteilt, dass sie nur 44 Euro erhält, da sie bei der Schulung nicht anwesend war.
Ungeheizte Räume
Zu diesem Ärgernis kommt noch die Tatsache hinzu, dass in der Schule, in der sie als BeisitzerIn tätig war, die Heizung nicht funktionierte. "Mir sind die Finger eingefroren. Wir konnten die Kuverts kaum auszählen. Eine warme Suppe wäre bei der Kälte schon angebracht gewesen." Stattdessen bekommt man Landjäger, eine Käsesemmel, Neapolitaner und einen Apfel: "Von acht bis neunzehn Uhr sind wir dort gesessen. Da kann man sich den Stundenlohn ausrechnen." Ganz zu schweigen von einem Dank. "Ich mach' das nicht mehr mit und geh' lieber putzen oder Kinder betreuen. Da kriege ich mehr und bekomme auch eine bessere Verpflegung", sagt Frau Kofler abschließend.
Bürgermeisterin: "Das geht natürlich nicht"
Bürgermeisterin Christine Opptiz-Plörer zeigt sich verwundert über die Ausführungen und sagt über die unbeheizten Räumlichkeiten: "Das geht natürlich nicht und ist unerfreulich. Die Wahlleiter sind angehalten, dies auch zu melden, sodass umgehend über die jeweiligen Hausmeister noch am gleichen Tag Abhilfe geschaffen werden kann." Schulungen seien im Zuge der Vorkommnisse bei der Bundespräsidentenwahl notwendig gewesen. Wie die Bürgermeisterin erklärt: "Wir haben es für eine wichtige Aufgabe gehalten, den ehrenamtlichen Wahlbeisitzern das entsprechende Handwerkszeug mitzugeben, um sie ausreichend zu schützen. Es hat ja bei den Wahlen und in den Wahlordnungen Änderungen gegeben und deswegen sind Schulungen das Angebot gewesen. Um einen Anreiz zu schaffen und diese wichtige Aufgabe zu honorieren, wurde das Entgelt erhöht."
Unterschied machen
Frau Kofler versteht das, nur sieht sie nicht ein, alle paar Monate zur gleichen Schulung zu gehen: "Ich würde mir wünschen, dass man einen Unterschied zwischen jenen macht, die seit Jahren dabei sind und jenen, die es zum ersten Mal machen." Sie jedenfalls wird sich das Theater nicht mehr antun.
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