Dossier
Die über 50-jährige Geschichte der Schnellstraße S7

Die Planungen für die Schnellstraße S7 waren vor allem in den Jahren 2003 bis 2005 von heftigen Bürgerprotesten begleitet. | Foto: Bezirksblätter-Archiv
15Bilder
  • Die Planungen für die Schnellstraße S7 waren vor allem in den Jahren 2003 bis 2005 von heftigen Bürgerprotesten begleitet.
  • Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Die Geschichte der Schnellstraße S7, deren Westteil am 22. März 2024 eröffnet wird, ist mehr als ein halbes Jahrhundert alt.

Frühe 1970er Jahre

Schon 1975 lagen erste Pläne der burgenländischen Landesregierung für eine Schnellstraße zwischen Rudersdorf und Königsdorf auf dem Tisch. "Diese Pläne wurden 1986 vom damaligen Bautenminister Sekanina zurückgenommen", erinnert sich der Rudersdorfer Altbürgermeister Franz Tauss. "Durch den Bau von Häusern in Königsdorf war diese Trasse inzwischen nicht mehr möglich."

2002 ins Bundesstraßennetz

Die Lage änderte sich, als 2002 die S7 als Bauvorhaben ins Bundesstraßennetz aufgenommen wurde und die Autobahngesellschaft ASFINAG den Auftrag für den Bau erhielt. Der Verkehr auf der Bundesstraße durch die Orte zwischen der A2 und der ungarischen Grenze war immer stärker geworden. Die Länder Burgenland und Steiermark hatten zuvor einvernehmlich auf den Bau einer Entlastungsstraße gepocht.

Projektleiter innerhalb der ASFINAG war Alexander Walcher. | Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • Projektleiter innerhalb der ASFINAG war Alexander Walcher.
  • Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Internationale Verbindung

"Wir hatten von Anfang an einen offenen Planungsprozess in allen neun Gemeinden, denn es gab eine hochemotionale Stimmung", erinnert sich der damalige Projektleiter und nunmehrige ASFINAG-Bau-Geschäftsführer Alexander Walcher. 2003 begann die Trassenfindung, nachdem die noch in den 1990ern stark diskutierten kleinräumigen Ortsumfahrungen vom Tisch waren. "Die Planungen Ungarns liefen auf einen internationalen Korridor hinaus. Es war also klar, dass es auf österreichischen Seite ebenfalls eine hochrangige Straße werden musste", so Walcher.

Drei Trassen-Varianten

Drei Trassen standen zur Diskussion: ein südliche in der Nähe der Lafnitz, eine mittlere zwischen Lafnitz und Lahn sowie ein Tunnel bei Rudersdorf. Die Lafnitz-Variante erwies sich aus Naturschutzgründen als nicht genehmigungsfähig, die mittlere wäre zu nahe am Grundwasserspiegel gewesen, erinnert sich Altbürgermeister Tauss.

S7-Gegner Christian Schaberl (rechts) holte Landespolitiker von SPÖ, ÖVP und FPÖ nach Eltendorf. | Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • S7-Gegner Christian Schaberl (rechts) holte Landespolitiker von SPÖ, ÖVP und FPÖ nach Eltendorf.
  • Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Heftiger Bürgerwiderstand

Von Anfang an formierte sich gegen die Schnellstraßenpläne heftiger Widerstand. Lokale Bürgerinitiativen auf burgenländischer und steirischer Seite schlossen sich 2003 zur "Allianz gegen die S7" zusammen. Die Befürchtungen der Gegner bezogen sich vor allem auf den Landschaftsverbrauch, den Flächenverlust und die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, aber auch die Notwendigkeit der S7 wurde angezweifelt. "Es gab Proteste, Straßenblockaden und Informationsveranstaltungen", schildert die spätere Grünen-Abgeordnete Christiane Brunner, die den Widerstand auf burgenländischer Seite anführte.

Foto: Bezirksblätter-Archiv

Fünf Volksbefragungen

In Volksbefragungen in Königsdorf, Eltendorf, Deutsch Kaltenbrunn, Wallendorf und Deutsch Minihof behielten die S7-Gegner überall die Oberhand. Wirkung entfaltete das aber nicht. "Die Ergebnisse der Volksbefragungen enthielten zwar einen Auftrag an die Gemeindeverantwortlichen, waren rechtlich aber nicht bindend", erklärt Brunner.

Foto: Bezirksblätter-Archiv

Sieben Jahre Genehmigungsverfahren

Das Genehmigungsverfahren dauerte schließlich von 2008 bis 2015. Erfolgreiche Einsprüche der S7-Allianz verzögerten den Ablauf erheblich. Dass 2015 die Landeshauptleute Voves und Niessl einen medienwirksamen voreiligen Spatenstich vollzogen, war den damals bevorstehenden Landtagswahlen geschuldet. Denn erst 2018 kam es zum Baustart für den Westteil von Riegersdorf bis Dobersdorf, 2020 zum Start für den Ostteil zwischen Dobersdorf und der Staatsgrenze.

Schlagzeile im Bezirksblatt Güssing/Jennersdorf aus dem Jahr 2003. | Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • Schlagzeile im Bezirksblatt Güssing/Jennersdorf aus dem Jahr 2003.
  • Foto: Bezirksblätter-Archiv
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Kostenentwicklung

Mit dem Lauf der Zeit stiegen auch die Kosten für das Vorhaben. "2003 gingen die Schätzungen ohne Tunnel von 200 bis 300 Millionen Euro aus. Heute sage ich, dass wir mit rund 900 Millionen Euro abrechnen werden", sagt ASFINAG-Bauchef Walcher. Hauptgrund seien die Inflation und die gestiegenen Baukosten, aber auch die lange Verfahrensdauer und die umfangreichen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen schlügen sich zu Buche. Die Grundstücksablösen konnten laut Walcher zu rund 98 % gütlich erfolgen, "eine Handvoll" Enteignungen habe es trotzdem gegeben.

Foto: Bezirksblätter-Archiv

Zum Thema:

S7 Gegner bekämpfen UVP Bescheid.
S7-Gegner: Bau ist in weiter Ferne
S 7: Rechts-Dschungel lichtet sich
Verkehrsministerium genehmigt Bau der S 7
Spatenstich für die S7 am 21. Mai
S7 nimmt auf burgenländischer Seite erste Konturen an
Startschuss für den S7-Tunnel Rudersdorf
Schmetterling verzögert S7-Fertigstellung um ein Jahr

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Bald soll wieder "umgesteckt" werden. | Foto: panthermedia
3

Ende der Winterreifenpflicht
Was es beim Reifenwechsel zu beachten gilt

Am 15. April endet in Österreich die situative witterungsabhängige Winterreifenpflicht, es sollen wieder Sommerreifen aufgezogen werden. Denn nur Sommerreifen können mit ihrem besonderen Profil und der speziell für sommerliche Verhältnisse entwickelten Gummimischung einen optimalen Grip auf nassen und trockenen Straßen gewährleisten. Darüber hinaus bieten sie mehr Stabilität in Kurven und eine bessere Kraftstoffeffizienz. So ist man in den wärmeren Monaten sowohl auf nassen als auch auf...

  • Bgld
  • Güssing
  • Elisabeth Kloiber

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Hier findest du den aktuellen Mondkalender ab sofort. Jeden Monat neu. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten & Schönheit
Dein Mondkalender für den April 2024

Die RegionalMedien Burgenland präsentieren den aktuellen Mondkalender für April 2024. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein Kopf zur Löwenmähne 🦁 wird....

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Burgenland auf MeinBezirk.at/Burgenland

Neuigkeiten aus dem Burgenland als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Burgenland

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Burgenland und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.