Explodierende Gas-Kosten
Lenzing muss in Heiligenkreuz Produktion drosseln
Der Faserhersteller Lenzing steht davor, die Produktion in Heiligenkreuz im Lafnitztal zurückzufahren. Grund dafür seien die gestiegenen Energiekosten, hieß es aus dem Unternehmen.
Kurzarbeit angemeldet
Aufgrund der hohen Gaspreise sei es derzeit nicht möglich, in Heiligenkreuz profitabel zu produzieren, sagte ein Sprecher des Unternehmens zur APA. Zwei der drei Produktionslinien dürften heruntergefahren werden. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) wurde am 1. September Kurzarbeit für einen Großteil der Belegschaft angemeldet. In Heiligenkreuz beschäftigt Lenzing 340 Personen.
In welchem Ausmaß tatsächlich reduziert und die Kurzarbeit in Anspruch genommen werden muss, sei von der weiteren Entwicklung der Gas- und Strompreise abhängig, hieß es. Die Dauer der Kurzarbeit sei derzeit nicht absehbar. "Es geht jetzt darum, wie wir weiter kostendeckend produzieren können", hielt ein Sprecher gegenüber den Bezirksblättern fest.
Die Einkaufspreise für Strom und Erdgas haben sich laut Unternehmensangaben seit Jahresbeginn 2022 mehr als verdreifacht. Zieht man einen Vergleich zum 1.1.2021, seien die Gaspreise sogar um mehr als 1.200 Prozent gestiegen.
Kurzarbeit in Vorbereitung
Das Unternehmen habe das AMS vom Kurzarbeitsplan bereits in Kenntnis gesetzt, bestätigte der Jennersdorfer AMS-Regionalstellenleiter Harald Braun. "In einem nächsten Schritt arbeiten die Sozialpartner eine entsprechende Vereinbarung aus. Sobald diese vorliegt, darf das Unternehmen die AMS-Beihilfe beantragen."
Photovoltaik und Biomasse statt Gas
Das Werk in Heiligenkreuz ist zu über 90 % von Gas abhängig. Schon im Frühjahr hat die Konzernführung angekündigt, es auf andere Energiequellen umzurüsten. Geplant sind die Errichtung einer Photovoltaikanlage und eines Biomasse-Kraftwerks. Auch die in Güssing geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage sei ein wichtiger Bestandteil des Maßnahmenpakets, kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil an.
Land will unterstützen
Er betonte, das Land sei zu jeder machbaren Kraftanstrengung bereit, um den Standort in Heiligenkreuz zu stärken. "Wir arbeiten daher seit Wochen intensiv mit dem Management an alternativen Energielösungen“, sagte Doskozil.
Doskozil für Preisdeckel
Die Gründe für die Situation von Lenzing sieht er in den "Preiskapriolen auf den Energiemärkten". Die Bundesregierung sei aufgefordert, einen Preisdeckel für Energie einzuführen, der neben den Haushalten auch die Wirtschaft absichere. "Wenn der Bund nicht bald eine Entlastungslösung vorlegt, wird das dramatische Auswirkungen auf unsere Betriebe und den Arbeitsmarkt haben“, so Doskozil.
Kickl: Lenzing als "Sanktionsopfer"
FPÖ-Bundesobmann Herbert Kickl sieht Lenzing als "weiteres prominentes Opfer" der österreichischen Russland-Sanktionen. "Durch sie klettern die Energiepreise immer weiter und bringen auch große Industriebetriebe in höchste Bedrängnis. Die Russland-Sanktionen schaden in erster Linie unserer Wirtschaft, auf den Krieg in der Ukraine haben sie aber keinerlei Auswirkungen", betonte Kickl.
Die von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter müssten hingegen auf Teile ihres Gehalts verzichten. "Alles wird teurer, es kommt durch die Kurzarbeit aber weniger Geld aufs Konto. Die Lenzing-Mitarbeiter in Heiligenkreuz zahlen nun also doppelt drauf“, bedauerte Kickl.
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