Geschlechterspezifische Medizin
Kärnten soll Modellregion werden

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Männer und Frauen können bei derselben Krankheit unterschiedliche Symptome entwickeln und auch viele Medikamente können bei ihnen anders wirken. Damit befasst sich die geschlechterspezifische Medizin oder Gendermedizin.

KÄRNTEN. Heute war die geschlechterspezifische Medizin Thema einer Enquete des Kärntner Landtages, bei der vier Fachleute referierten. Seitens der Kärntner Landesregierung sprachen Gesundheitsreferentin Beate Prettner und Frauenreferentin Sara Schaar.

Öffentlicher Diskurs

Landtagspräsident Reinhart Rohr betonte in seinem Eingangsstatement die Wichtigkeit, über geschlechterspezifische Medizin öffentlich zu diskutieren. "Es werden sich bestimmt auch entsprechende politische Handlungsfelder auftun", sagte er.

Modellregion Kärnten

Prettner erklärte, dass Kärnten im Jahr 2021 die Modellregion für Gendermedizin ausgerufen habe. "Das wurde leider nicht von allen goutiert, wir haben aber sehr viel internationale Anerkennung aus Fachkreisen bekommen", berichtete die Gesundheitsreferentin. Wie wichtig es tatsächlich ist, bewusst zu machen, dass es bei Frauen und Männern unterschiedliche Krankheitssymptome, Krankheitsverläufe und Therapien gibt, hob Prettner auch als Ärztin und Mutter hervor.

Appell für verankerte Gendermedizin

2017 habe sie schon in der Gesundheitsreferentenkonferenz für eine verpflichtende Verankerung von Gendermedizin in der Medizinausbildung appelliert – "Passiert ist seitens des Bundes aber bis heute nichts", kritisierte Prettner. "Deshalb haben wir selbst die Initiative ergriffen und die Modellregion Kärnten entwickelt."

Viele Mitkämpfer

Kärnten könne dabei auf Mitkämpfer wie Ärztekammer, Fachhochschule Kärnten, Apothekerkammer, Gesundheits- und Pflegeschulen Kärnten sowie die Gesunden Gemeinden zählen. "Unser Maßnahmenpaket fußt auf drei Säulen: die Ausbildung, die Fort- und Weiterbildung sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung", so Prettner weiter.

Diplom zur Gendermedizin

Unter anderem ermögliche das Land Ärztinnen und Ärzten ein Diplom zur Gendermedizin. Vom Kärntner Gesundheitsfonds gebe es entsprechende Veranstaltungen in den Gesunden Gemeinden. "Gendermedizin ist keine weibliche Medizin, es ist eine bessere medizinische Behandlung, um treffsicherer und wirksamer zu werden", erklärte die Gesundheitsreferentin.

Chancengleichheit 

Frauenlandesrätin Schaar hob ebenfalls die Wichtigkeit von geschlechtersensibler Medizin in Bezug auf Gesundheit und Krankheit hervor. Erreicht werden müsse eine echte gesundheitsbezogene Chancengleichheit, denn bis zu den 90er-Jahren sei in der Medizin ausschließlich an Männern geforscht worden. Schaar verwies auf die acht Beratungsstellen für Frauen, Mädchen und Familien, die kostenlos und flächendeckend in Kärnten zur Verfügung stehen.

Psychische Gesundheit

"Sie leisten wertvolle Arbeit, alles läuft anonym und stets vertraulich", betonte sie. Unter den Top-Fünf der Beratungsthemen finde man immer auch die psychische Gesundheit. Schaar brachte in diesem Zusammenhang Thematiken wie Gewalterfahrungen, Stress, Belastungen von Frauen wegen ihrer oft unbezahlten Care-Arbeit (z. B. Pflege, Kinderbetreuung etc.) oder Gesundheitsgefährdung durch Armut ein.

Weitreichendes Angebot

Vielfältige Hilfe und Beratung werde unter anderem zu Krisenbegleitung, Gewalterfahrungen, Lebens- und Sozialberatung, für Paare und Familien/Eltern bis hin zu Rechtsberatung angeboten. "In Kärnten bieten wir ein umfassendes Angebot, um Frauen bestmöglich zu unterstützen", so Schaar. Die Frauenreferentin verwies zudem auf das kostenlose Kursangebot "Von Frauen für Frauen" mit den Kärntner Volkshochschulen.

Vorträge

Miriam Kirstin Hufgard-Leitner von der Universitätsklinik Wien erklärte in ihrem Vortrag, wozu wir geschlechtsspezifische Medizin brauchen. Primaria Christa Rados, Leiterin der Abteilung für Psychiatrie am LKH Villach, sprach über geschlechtsspezifische Aspekte in der Psychiatrie. Die Soziologin Sylvia Gaiswinkler von der Koordinationsstelle Frauen- und Gendergesundheit an der Gesundheit Österreich GmbH referierte über "Geschlecht, Gender und Gesundheit - Einflussfaktoren im medizinischen und gesellschaftlichen Kontext". Primarius Hannes Alber, Abteilungsvorstand der für Innere Medizin und Kardiologie am Klinikum Klagenfurt, betrachtete Gendermedizin aus kardiologischer Sicht.

Modellregion Kärnten

"Wir alle gemeinsam wollen weiter mit aller Kraft an dieser Modellregion für Gendermedizin in Kärnten arbeiten", so Prettner und Schaar.

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