Mordermittler Siegfried Katholnig
„Jeder kann zum Täter werden“

Chefinspektor Siegfried Katholnig mit Kripo Kärnten-Chef Gottlieb Türk und Chefinspektor Wolfgang Patscheider. | Foto: LPD Kärnten
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Chefinspektor Siegfried Katholnig und sein Team lassen auch ungelöste Fälle nicht ruhen. Mit Erfolg: Heuer dürfte ein Mord aus dem Jahr 2008 geklärt worden sein.

KÄRNTEN. 14 Jahre lang hat die Ermittlungstruppe rund um Chefinspektor Siegfried Katholnig keine Ruhe gegeben, um jenen Mann zu überführen, der 2008 eine damals noch unbekannte Frau im Stadtwald Völkermarkt ermordet hat. Sie wurde geschlagen, erwürgt, mehrmals angeschossen und letztlich mit Benzin übergossen und angezündet – die Polizei spricht von einem „Overkill“. Erst vier Jahre nach der Tat hatte das Opfer überhaupt einen Namen, und das, obwohl die Frau in ihrem Heimatland aktenkundig war: Anna Todde, eine gebürtige Italienerin. 14 Jahre lang gab es keine heiße Spur, bis heuer.

Verdächtiger sitzt in Haft

"Der Mord war bei uns hier mehrmals im Fernsehen, leider ohne erhoffte Ergebnisse. Die italienischen Medien hat der Fall nicht sonderlich interessiert. Also haben wir heuer nochmal alles drangesetzt, die sichergestellten DNA-Spuren an die italienischen Polizeiinspektionen geschickt und plötzlich gab es einen Treffer", erzählt Chefermittler Siegfried Katholnig. Ein Marokkaner, der aktuell wegen Drogendelikten in Turin in Haft sitzt, ist dringend verdächtig, die damals 49-Jährigen getötet zu haben. Mittlerweile gibt es einen europäischen Haftbefehl und eine Auslieferung nach Kärnten rückt näher.

Der Mörder von Anna Todde könnte nun – 14 Jahre nach der Tat – überführt sein.  | Foto: Screenshot/ServusTV/FahndungÖsterreich
  • Der Mörder von Anna Todde könnte nun – 14 Jahre nach der Tat – überführt sein.
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Ungelöst, aber nicht vergessen

Wie man es schafft, einen solchen Fall über so viele Jahre hinweg nicht in Vergessenheit geraten zu lassen? Katholnig, ein Villacher, der seit 1991 im Dienst der Kriminalpolizei steht: "Diese Akten verschwinden nicht unter einer dicken Staubschicht. Sie liegen immer griffbereit. Wenn wir ‚Leerläufe‘ haben, nehmen wir sie in die Hand und schauen uns alles nochmal an." So komme es nicht allzu selten vor, dass man ungelöste Morde aus den 1960ern nochmal unter die Lupe nehme und mit Hilfe des technologischen Fortschritts neue Indizien und Beweise suche. Die Aufklärungsquote bei Morden liegt bei über 90 Prozent, weil „es sich in den meisten Fällen um Beziehungstaten handelt und die Motive relativ deutlich sind.“ Heuer sei es in Kärnten ungewöhnlich ruhig. „Normalerweise haben wir etwa fünf Morde und einige Mordversuche pro Jahr.“

„Jeder kann Täter werden“

Obwohl Katholnig selbst gerne Krimiserien und -filme schaut, möchte er sich mit keinem TV-Ermittler vergleichen: "Die werden doch alle als gescheiterte Existenzen dargestellt, das hat nichts mit der Realität zu tun." Was die Drehbuchautoren aber exakt treffen: "Niemand ist davor gefeit, eine schlechte Stunde zu haben. Jeder kann zum Täter werden." Die wahren Opfer seien für Katholnig aber nicht die Toten, sondern die Hinterbliebenen, "und für die sind wir eigentlich da, um den Täter zu überführen und mit unseren Ermittlungen ein ordentliches Urteil zu ermöglichen."

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