Chefinspektor im Gespräch
Prävention gegen steigende Gewalt in Schulen

Der Leiter der Kriminalprävention im Landeskriminalamt, Chefinspektor Rainer Tripolt im Gespräch mit MeinBezirk über Gewalt in Kärntner Schulen. | Foto: stock.adobe.com/at/motortion/LPD Kärnten
  • Der Leiter der Kriminalprävention im Landeskriminalamt, Chefinspektor Rainer Tripolt im Gespräch mit MeinBezirk über Gewalt in Kärntner Schulen.
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Der Leiter der Kriminalprävention im Landeskriminalamt, Chefinspektor Rainer Tripolt im Gespräch mit MeinBezirk über Gewalt in Kärntner Schulen und wie die Polizei versucht dagegenzuwirken. 

KÄRNTEN. In Zahlen gemessen kann man die Frage, ob die Gewalt an den Kärntner Schulen zunimmt laut Rainer Tripolt nicht genau definieren, gefühlsmäßig ist sie laut ihm aber "zunehmend". Die Begründungen dafür sind mehrfach.

Mobbing ist auch Gewalt

"In jeder Altersklasse gibt es Gewalt, in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung. Meine Einschätzung ist, dass man es bei den älteren Schülern offensichtlicher sieht, weil man die Auswirkungen sieht, zum Beispiel an den Mobbingfällen. Die kleinen Kinder ziehen sich zurück, da sieht man es in der Leistung und im Verhalten. Ich bin überzeugt davon, dass es keine Schulstufe gibt in der es kein mobbinghaftes Verhalten gibt, aber in unterschiedlicher Intensität. Wenn wir von Mobbing sprechen, muss man die Kriterien beachten: Es muss ein destruktives Verhalten sein, welches über mehrere Monate geht",  erklärt Chefinspektor Tripolt.

"Kinder sind hochsensibel"

Die Auswirkungen, die Rainer Tripolt feststellt sind, dass "alles sensibler und fragiler geworden ist. Die Irritationen, die in der Gesellschaft passiert sind, auch ausgelöst durch Covid, überträgt sich auf unsere Jüngsten. Die Nervosität und Angespanntheit der Eltern, aufgrund finanzieller Sorgen, Jobverluste und andere Stressfaktoren, werden auf die Kinder übertragen. Denn Kinder sind hochsensibel, haben ein feines Sensorium und reagieren auf jede Irritation. Das nehmen sie mit in die Schule und dort muss beziehungsweise sollte sich die Pädagogik dem stellen". 

Probleme in der Schule

Der Leiter der Kriminalprävention kann nicht genau sagen wo die Wurzeln der Probleme in den Schulen stammen: "Wenn ich in eine Klasse komme in der es Schwierigkeiten gibt, kommt gleichzeitig die Rückmeldung von den Schülern, dass das so ist, weil "die Lehrer so zu uns sind". Liegt es an den unaufmerksamen Lehrern, die nur auf Fachwissen ausgerichtet waren und weniger das soziale Gefüge im Auge hatten oder sind es die hochsensiblen Schüler, mit denen man nur Stoff macht und nicht über die Sorgen des Alltages spricht".

Gewalt über soziale Medien

Was laut Rainer Tripolt auffallend ist, ist die Verlagerung der Gewalt auf die sozialen Medien. "Beleidigungen werden weniger über die persönliche Art getätigt, es hat sich sehr stark auf die Verwendung von digitalen Medien verlagert. Dabei ist zu beachten, dass es eine ganz andere Auswirkung und Intensität hat, als direkte Beleidigungen am Schulhof", so Tripolt.

Präventionsunterricht 

Was laut Tripolt auffällt ist, dass die Inanspruchnahme seitens von Schulen zunimmt. "Wir könnten täglich in die Schulen gehen und dort Prävetionsunterricht abhalten. In den letzten Jahren hat sich das "Wir sind Wir" der Schulen gewandelt, die Polizei ist ein gern gesehener Gast. Oft aber mit dem falschen Hintergedanken, nämlich, dass wir in der Klasse für Ruhe und Ordnung sorgen. Das ist jedoch nicht unser Zugang. Wir sind Polizisten, egal ob in zivil oder nicht, und wenn wir von sogenannten Straftaten während des Präventionsgeschehens erfahren würden, dann müssen wir damit etwas tun", erläutert der Leiter der Kriminalprävention.

Schule darf nicht nur zusehen

Tripolt erklärt die Situation beim Ptäventionsunterricht in den Schulklassen: "Informationen bleiben nicht im Sinne eines Seminargeheimnisses bei uns, sondern es wird an den Klassenvorstand herangetragen und dann muss schulintern eine Intervention stattfinden. Prävention und Intervention wird stark getrennt. Es kann passieren, weil wir ein gutes Gespür für die Menschen und dementsprechende Erfahrungen haben, dass die Schüler sich eingeladener und abgeholter fühlen und aufgrund der erzeugten Atmosphäre in der Klasse, sich Schüler trauen etwas zu sagen was relevant ist". Die Schule ist dabei aber kein Zuseher: "Im Vorhinein wird geklärt, dass unsere Präventionsprogramme keine Einmalaktionen sind, denn Nachhaltigkeit kann nur entstehen, wenn man mehrfach etwas macht und die Schule ist hierbei für die Vorbereitung und Nachbereitung der Klasse zuständig", so Rainer Tripolt abschließend zum Thema Prävention.

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