Verbände wollen Geld für betreuende Eltern

Für Wahlfreiheit bei Betreuung von Kindern: Gudrun Kattnig und Theo Hippel
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  • hochgeladen von Gerd Leitner

(gel). Dieser Tage flatterte den Vorsitzender der Ortsparteien aller Kärntner Gemeinden ein Schrieb des Katholischen Familienverbandes (KFV) und des Familiennetzwerks ins Haus. Inhalt des Schreibens ist eine klare Frage: Die Politiker sollten beantworten, ob "die Kinderbetreuung innerhalb der Familie und die Betreuung in einer Institution finanziell gleich behandelt werden" soll.

Familien sollen wählen
KFV-Geschäftsführerin Gudrun Kattnig und Netzwerk-Koordinator Theo Hippel hoffen auf zahlreiche Antworten – Einsendeschluss ist der 6. Februar. Sie wollen damit ihrem Anliegen Aufmerksamkeit verschaffen. Hinter der abgefragten Gleichbehandlung steckt nämlich ein Vorhaben der beiden Familienvertreter: Sie wollen den Familien das Geld bar auf die Hand geben, das die Betreuung kostet. Nämlich: "Mindestens 850 Euro pro Monat", so Kattnig. Ziel sei es, "echte Wahlmöglichkeit" herzustellen. Aus der Sicht von Kattnig und Hippel gebe es diese derzeit nicht.
"Familien sind dazu gezwungen, ihre Kinder fremdbetreuen zu lassen", erklärt Kattnig. "Das ist eine Frage des Einkommens geworden." Das ist den Familienverbänden ein Dorn im Auge.

Geld für die Familien
Die Forderung ist eindeutig: Familien, die ihre Kinder selbst betreuen, sollen 850 Euro bekommen – sämtliche bisherigen Leistungen seien da allerdings bereits enthalten. Neben der Wahlfreiheit soll die Zahlung auch Bewusstsein bilden. Kattnig: "Sich um die Familie zu kümmern ist auch Arbeit."
Der Grund, warum die Briefe vor der Gemeinderatswahl an die Ortsparteichefs gehen, erklärt Hippel so: "Die Durchführung der Kinderbetreuung ist Gemeindesache; sie muss um den Ausbau von Betreuungseinrichtungen ansuchen."

Modellgemeinde gesucht
Die beiden Interessensvertreter sind nun auf der Suche nach einer Modellgemeinde, die aufgrund steigender Nachfrage ihre Kinderbetreuung ausbauen muss. "Das Geld für den Ausbau soll in einer Gemeinde kostenneutral an die Familien umgeleitet werden", schlägt Kattnig vor.
Im Salzburger Berndorf gebe es ein ähnliches Modell bereits seit zwei Jahren. "Familien erhalten einen Zuschuss, wenn sie die Kinder zuhause betreuen", zitiert Hippel aus Medienberichten. Das Ergebnis: Zwei Drittel der in Frage kommenden Eltern hätten um den Zuschuss angesucht.
An langfristig höhere Kosten glauben die Familienvertreter nicht. Und außerdem: "Die Einrichtungen werden fraglos finanziert, über Zuschuss für Familien darf man nicht einnmal reden."

Zur Sache: Kinderbetreuung in Kärnten

Im Jahr 2013 ließ das Frauenreferat in Kärnten vom IHS den Bedarf an Kinderbetreuung erheben. 1.121 Kärntnerinnen wurden befragt.

Hier einige Ergebnisse:

43 Prozent der Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern nehmen ein außerfamiliäres Angebot an.

81 Prozent
der außerhalb der Familie betreuten Kinder sind vor dem Schul-eintrittsalter.
64 Prozent
der Frauen geben an, dass sie bei der Inanspruchnahme des Betreuungsangebots Schwierigkeiten haben; 36 Prozent haben keine Schwierigkeiten.

57 Prozent der Befragten nehmen kein außerfamiliäres Betreuungsangebot an.

60 Prozent der Frauen, die keine Fremdbetreuung in Anspruch nehmen, geben an, die Kinder als Hausfrauen selbst zu betreuen bzw. Elternkarenz in Anspruch zu nehmen.

14 Prozent der Selbstbetreuenden sagen, dass es kein entsprechendes Angebot für ihr Kind gibt.

14 Prozent geben an, dass die Betreuung des jüngsten Kindes innerhalb der Familie erfolgt.

Acht Prozent betreuen aufgrund einer Teilzeiterwerbstätigkeit selbst; drei Prozent aufgrund der Tätigkeit als Landwirtin.

Für Wahlfreiheit bei Betreuung von Kindern: Gudrun Kattnig und Theo Hippel
57 Prozent der vom Land Kärnten befragten Frauen nutzen kein außerfamiliäres Betreuungsangebot von Kindern | Foto: stockfoto

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