Sommergespräch
"Viele Landesräte haben Hausaufgaben nicht gemacht"

Olga Voglauer: "Als Politikerinnen und Politiker haben wir massiv an Vertrauen verloren, egal welche Couleur." | Foto: MeinBezirk.at
  • Olga Voglauer: "Als Politikerinnen und Politiker haben wir massiv an Vertrauen verloren, egal welche Couleur."
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Grüne-Landessprecherin Olga Voglauer über Umfragewerte, Kritik an der Regierung und Teuerung.

Im Sommer geht man gerne auf ein kühlendes Getränk: Wann waren Sie das letzte Mal mit einer Politikerin bzw. einem Politiker einer anderen Kärntner Partei auf ein "Glaserl"?
Olga Voglauer: Auf ein Glaserl zu gehen, ist für mich eher etwas Privates und ich trenne Politik und Privates. Ich schätze aber einen menschlichen Umgang mit meinen politischen Kollegen. Mit ihnen gehe ich gerne auf einen gemeinsamen Kaffee. Politik wird aber nicht am Gasthaustisch gemacht, das ist meine Regel, die sich in den letzten Jahren doch sehr bewährt hat.

Im Frühjahr gab es zwei Umfragen, eine sah die Grünen wieder im Landtag, die andere nicht. Die Parteien fragen intern auch selbst ab. Gibt es eine Tendenz, die Sie mit der Öffentlichkeit teilen wollen?
Es ist nicht die Zeit, um sich mit Meinungsumfragen und Prozenten zu beschäftigen. Ich habe in Kärnten mit sehr vielen Menschen gesprochen, was mich betroffen macht: Als Politikerinnen und Politiker haben wir massiv an Vertrauen verloren, egal welche Couleur. Wir wollen die Menschen zu einer aktiveren Politik zurückführen und vielleicht auch zu einem neuen Politikverständnis. Alles andere entscheiden dann die Wählerinnen und Wähler #%am Wahltag.

Bei einer Rede sagten Sie, dass SPÖ-Landesrätin Sara Schaar als Umweltlandesrätin beim Naturschutz "nichts angepackt" habe. Taktik, um einen Teil jener Grünwähler, die 2018 sehr zahlreich „Rot“ gewählt haben, zur Rückkehr zu bewegen?
Wenn man sich Kärntens Politik der letzten fünf Jahre anschaut, ist das eine Politik des milden Führens, aber sicher nicht der visionären Veränderungen. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo von 500.000 Menschen in Kärnten 100.000 Menschen von Armut betroffen sind. Da meine ich schon, dass viele Landesräte ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Wir äußern die Kritik sachlich und anlassbezogen, vor allem jedoch mit Blick in die Zukunft, weil hier in der Kärntner Politik die Zukunft nicht mitgedacht wird.

Als Nationalratsabgeordnete zählen Sie zur höheren Einkommensschicht. Können Sie die Probleme jener nachvollziehen, die sich wegen der Teuerung im Supermarkt nicht mehr das kaufen können, was sie wollen bzw. was sie bräuchten?
Geprägt bin ich durch das Leben am Land als Bäuerin. Wir haben einen kleinen Betrieb mit 15 Kühen, den wir im Haupterwerb führen. Ein Energieliefervertrag ist heuer im Februar ausgelaufen, die Stromkosten sind dadurch um 400 Prozent gestiegen, auf das Jahr gesehen macht das Mehrkosten von 20.000 Euro. Wir haben uns deshalb entschieden, als Direktvermarkter aktuell kein Joghurt mehr zu produzieren, weil sich das dann für unsere Kundinnen und Kunden nicht mehr ausgeht. Ebenso müssen wir deshalb auf eine Aushilfskraft verzichten, die uns bei der Produktion immer geholfen hat. Das zu erleben, war für meinen Mann und mich in zwölf Jahren der Direktvermarktung bisher die #%schwierigste Situation.

Sie könnten mit Ihrem Einkommen als Nationalratsabgeordnete gegenfinanzieren ...
Eine politische Funktion ist geliehen. Wir wollen einen gesunden Betrieb für die Zukunft erhalten. Wenn ich eine Landwirtschaft dauernd gegenfinanziere, dann kommt der Tag, wo man sich in den Spielgel schauen muss und sich sagt: Eigentlich rentiert sich das nicht mehr. Viele landwirtschaftliche Betriebe stehen vor diesem Problem.

Thema Energiekrise: Müssen wir Angst vor der kommenden kalten Jahreszeit haben?
Wichtig ist – und das tun wir auf Bundesebene – alles daranzusetzen, dass die Gasspeicher gefüllt sind. Wir wissen, dass wir uns hier am Gängelband befinden. Wie machen wir uns davon unabhängig? Indem wir vorausschauende Energiepolitik machen. Deswegen empfinde ich das als so verantwortungslos, was Kärnten in den letzten fünf Jahren im Energiebereich gemacht hat, nämlich gar nichts. Wenn wir uns den Winter vor Augen führen, dann ist es unsere Aufgabe als Politiker, alles daranzusetzen, dass niemand frieren muss und dass die Industrie gut durch diese Zeit kommt. Kann ich Ihnen heute eine Antwort darauf geben? Wird es gelingen? Ich weiß es nicht.

Im kompakten Überblick: Die drei wichtigsten Punkte für die kommende Koalition in Kärnten ab 2023?
Energie, Klima und Bodenschutz.

Wer wird in Kärnten ab März 2023 regieren?
Kärnten braucht eine Zukunftsvision. Innovation und Klimawende sind unumstößlich, um unser Bundesland weiterzubringen. Die Weichen werden bei den Landtagswahlen 2023 neu gestellt. Die Wählerinnen und Wähler werden entscheiden, wer regieren wird.

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