Corona-Krise
Auswirkungen auf Steigerung der Konflikte und Gewalt
Martina Jawna, Mitarbeiterin der Frauen- und Mädchen-Beratungsstelle berta in Kirchdorf, spricht über mögliche Belastungen, die die Zeit der Corona-Einschränkungen mit sich bringen können.
KIRCHDORF. "DieSolidarität und Bereitschaft, gemeinsam die notwendigen Maßnahmen einzuhalten, zeigen eine positive Wirkung. Das macht Freude und stärkt die Ausdauer und Zuversicht. Auch manche Alltagsbeschäftigungen werden neu entdeckt, die gemeinsam erlebte Zeit lässt sich interessant und kreativ gestalten und die Wertschätzung der Gesundheit und der einfachen Dinge wird spürbar und wohltuend", sagt die Psychotherapeutin. Es gibt aber auch negative Konsequenzen, mit denen wir jetzt und wohl auch in der nächsten Zukunft konfrontiert werden.
Kontakte zu meiden, so Jawna, kann unter Umständen zu einer schmerzhaften Isolation, Depression und zu Ängsten führen. "Die Existenzsicherung kann durch einen Arbeitsplatzverlust bedroht werden. Eine unsichere Perspektive kann die Ängste und Spannungen noch verstärken.
Das alles sind Faktoren, die das Beziehungs- und Familienleben auf die Probe stellen. Und leider gelingt es nicht immer, respektvoll, achtsam und liebevoll zugewandt zu bleiben." Gewaltsame Eskalationen, fährt die Fachfrau fort, treffen zuerst und des Öfteren die Schwächsten. Menschen, die sich nicht wehren können, die sich aus der belastenden Lage aus eigener Kraft nicht befreien können. Frauen, Kinder, Menschen, die vom Täter abhängig sind. Auch Menschen, die sehr sensibel sind und die eine physische oder psychische Erkrankung haben, sind besonders betroffen. Sie brauchen Unterstützung und Hilfe.
"Bedrohung darf kein Schicksal werden"
Bedrohung und Belastung durch Gewaltanwendung darf nicht zum Schicksal werden. "Das ist ein gesellschaftliches Problem und als solches nicht akzeptabel. – weder in normalen noch in Krisenzeiten!" Viele Opfer von Gewalt zögern lange, bis sie ihre Lage jemanden anvertrauen und sich Hilfe suchen. "Auch das ist eine Tatsache, die in unserer demokratischen Gesellschaft nachdenklich machen müsste. Eine gelebte Achtsamkeit und Anteilnahme sind die wirksamsten Kräfte gegen gefühlte Aussichtslosigkeit und Alternativlosigkeit. Jetzt müssen wir zwar Abstand halten, aber wir müssen auch zusammenhalten und aufeinander schauen."
Die Beratungsstellen, Krisenhilfestellen, Helplines und andere Helfersysteme sind auch jetzt für jeden Menschen da. Durch ein Gespräch, eine mitfühlende Anteilnahme, eine Aufmunterung, eine aktive Hilfe und Handlung, wenn Maßnahmen ergriffen werden müssen, oder durch eine individuelle Beratung unterstützen diese Stellen jeden hilfesuchenden Menschen.
Die Beratungsstelle berta in Kirchdorf ist telefonisch erreichbar unter der Nummer 0677/63155605.
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