Reduktion Plastikmüll
In der Kreislaufwirtschaft liegt die Zukunft

Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner AG | Foto: Greiner AG

KREMSMÜNSTER (sta). Greiner aus Kremsmünster ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Kunststoff- und Schaumstoffindustrie mit mehr als 10.000 Mitarbeitern an 139 Standorten in 33 Ländern. Reduktion von Plastikmüll ist längst auch Thema bei Greiner. Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner AG, im Gespräch.

Kunststoff ist die Welt von Greiner. Macht Ihnen die aktuelle Entwicklung, dass zunehmend Kunststoffprodukte zum Schutz der Weltmeere verboten werden, Sorgen?
Axel Kühner: Nein, im Gegenteil: Wir begrüßen die Europäische Kunststoffstrategie mit deren Themen wir uns seit längerer Zeit im Rahmen unserer Plastics for Life Nachhaltigkeitsstrategie beschäftigen. Es ist uns als Unternehmen und mir als Mensch wichtig, unseren Kindern ein intaktes ökologisches Gefüge zu hinterlassen. Allerdings ist Greiner in vielen Bereichen tätig, die nicht im Kreuzfeuer der Kritik stehen, beispielsweise der Medizintechnik, dem Pharmabereich sowie der Möbel-, Sport- und Automobilindustrie. Hier gibt es wenige sinnvolle Alternativen zu Kunststoffen.

Seit den 1950er Jahren erlebt Kunststoff eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Wann wurde der Erfolg zum Problem?
Kunststoff zählt heute weltweit zu den am meisten produzierten Stoffen. Nicht einhergegangen mit diesem rasanten Produktionsanstieg ist die Etablierung entsprechender Abfallwirtschaftssysteme. Jährlich landen Millionen Tonnen Kunststoffabfälle infolge schlechter Entsorgung oder Achtlosigkeit in der Umwelt. Das gilt es zu verhindern. Wir müssen das Müllproblem lösen, andere Industrien haben das auch geschafft. Kunststoffe müssen dahin kommen, wo Glas und Papier heute bereits sind: Beides wird systematisch gesammelt und recycelt.

Ist Kunststoff trotz der Kritik das Material der Zukunft?
Bei aller Kritik vergessen wir oft, dass Kunststoffe mit zahlreichen Vorteilen punkten: Sie sind leicht, besitzen bei sachgerechter Entsorgung und Wiederverwertung eine gute Ökobilanz, sind preiswert und universell einsetzbar. Der CO2 Footprint eines Produkts setzt sich zu 90 Prozent aus dem Inhalt und nur zu 10 Prozent aus der Verpackung zusammen, der optimale Schutz des Inhalts – eine wesentliche Aufgabe von Verpackungen – ist also wichtig. Es gibt derzeit keine Alternative zu Kunststoff, wenn wir unseren Lebensstandard aufrechterhalten wollen. Operationen ohne Kunststoff sind beispielsweise undenkbar. Im Lebensmittelbereich muss zusätzlich der Konsument mitspielen, denn Verzicht auf Kunststoff bedeutet Verzicht auf Convenience. Auch das müssen wir uns bewusst machen.

Das EU-Parlament hat für ein Verbot von Plastik-Einwegprodukten gestimmt. Sind Verbote die Lösung?

Ein Verbot einzelner Produkte alleine reicht nicht aus, um die Abfallflut zu stoppen. Die Zukunft – da sind wir uns sicher – liegt in der Kreislaufwirtschaft. Sie ist das Gegenteil der Wegwerfgesellschaft und sieht (Kunststoff-) Abfälle nicht als Müll, sondern als wertvollen Rohstoff und Ausgangsmaterial für neue Produkte. Greiner beschäftigt sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft in all seinen Facetten. Wir wollen die Dinge auf den Kopf stellen und völlig neue Ansätze finden.

Kunststoffe sind Wertstoffe. Warum hinkt die Industrie bei der Wiederverwertung hinterher?
Damit der Einsatz von recyceltem Granulat keine Ausnahme bleibt, bedarf es regulatorischer und wirtschaftlicher Anreize. Erst wenn alle gesetzlichen Anforderungen, etwa für Lebensmittelkontaktmaterialien, bedacht, die Verbrauchersicherheit gewährleistet und die grundlegenden Anforderungen an die Verpackung geklärt sind, kann mit dem eigentlichen, auf Wiederverwertung gerichteten Designprozess begonnen werden.

Recycling ist im Rahmen der EU-Kunststoffstrategie ein riesen Thema. Sind Sie dafür gerüstet?
Greiner hat sich schon früh verpflichtet bis 2025 alle Verpackungen recyclingfähig zu machen und sich auch beim Einsatz von Rezyklaten, also der Wiederverwendung von Post-Consumer-Abfällen, messbare Ziele gesetzt. Erst kürzlich haben wir das Global Commitment der Ellen MacArthur Foundation unterzeichnet und sagen der Plastikverschmutzung den Kampf an.
Verantwortungsvolles Wirtschaften beginnt aber schon im Produktionsprozess. Produktions-Abfälle werden bei Greiner durch ein ausgeklügeltes innerbetriebliches System sofort wiederverwertet. Die wenigen Tonnen Restabfall werden von anderen Unternehmen weiterverarbeitet. Während wir also intern kaum Abfälle verursachen, nutzen wir rezyklierte Abfälle als Rohstoff für unsere Produkte.

Immer öfter werden ökologisch abbaubare Kunststoffe als Lösung genannt. Sind sie eine gute Alternative?
In der öffentlichen Debatte werden Biokunststoffe immer wieder als Lösung genannt. Auch hier forschen wir mit Hochdruck an zukunftsfähigen Konzepten. Das Beispiel Biokunststoffe zeigt aber auch, wie komplex die Problematik ist. Biokunststoffe sind nämlich, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, nicht biologisch abbaubar, beziehungsweise nur unter Rahmenbedingungen, die unter normalen Umständen nicht, oder nur selten gegeben sind.

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