Gefahr kann überall lauern...

Bergung eines Lawinen-Verschütteten durch Einsatzkräfte (im Bild Lawinenübung Militär, Bergrettung).
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  • Bergung eines Lawinen-Verschütteten durch Einsatzkräfte (im Bild Lawinenübung Militär, Bergrettung).
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BEZIRK/TIROL (niko). Äußerst angespannt war die Lawinensituation in Tirol in den ersten Jänner-Wochen. Mehrere Lawinenabgänge forderten Verletzte und Tote, einige verliefen glimpflich (Ötztal, Zillertal u. a.). Vorherrschend war Stufe drei der fünfteiligen Gefahrenskala ("erheblich"); Experten sprachen von teilweiser Stufe vier ("große" Gefahr). Besonders am Wochenende war die Gefahr durch Orkanböen, Regen und Schnee sehr hoch. Vor Skitouren wurde dringend abgeraten. "Die Verhältnisse waren regional und lokal sehr unterschiedlich. Man konnte nur an Sportler appellieren, Hänge über 30 Grad Steilheit zu meiden bzw. gleich auf den Pisten zu bleiben; Hauptgrund für die gefährliche Situation waren der Windeinfluss, die Schneeverfrachtungen und der "katastrophale Aufbau der Schneedecke"," so Peter Veider, Ausbildungschef der Tiroler Bergrettung.
"Der schneearme Winter ist sehr tückisch, denn der Schneedeckenaufbau ist sehr schlecht, und daran wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern", erklärt Rudi Mair, Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes. Schuld seien die frühen Schneefälle und das sehr wechselhafte Wetter mit geringen Neuschneezuwächsen über 2.000 m Seehöhe. "Am besten wäre mit großen Neuschneemengen geholfen, aber auch diese sind über das Wochenende hinaus nicht in Sicht. Die Lawinensituation in Tirol bleibt daher äußerst angespannt", sagt Mair.

"Im Bezirk ist die Situation derzeit aufgrund der geringen Schneehöhe relativ sicher, trotzdem ist bei jeder Skitour Vorsicht angeraten", so Alpinpolizist Martin Hautz (Bez.-Polizeikommando). Gefährlich seien Stellen wie Kammnähe, eingewehte Rinnen und Mulden, steiles Gelände, alle Expositionen (lt. Lawinenlagebericht). "Man muss zwischen Tourengebiet und Varianten unterscheiden. Bei den Varianten ist der Saukasergraben immer wieder betroffen, aber auch der Bereich Wildseeloder logischerweise aufgrund der vielen Wintersportler und des Geländes", so Hautz.

Man sollte sich im Gelände jedenfalls in Begleitung von Berg- und Skiführern begeben, die das Gelände kennen und die Spuren genau wählen, um Gefahren minimieren zu können, rät der Alpinpolizist, und weiter: "Die Routenwahl dem Lawinenlagebericht angepasst wählen und sich sowohl beim Anstieg als auch bei der Abfahrt defensiv verhalten, besser einmal umkehren. Genaue Tourenplanung, Entlastungs- und Sicherheitsabstände einhalten, den Warnungen der Ortskundigen (Hüttenwirte, Bergrettungsmänner, Bergführer) Folge leisten, vollständige Notfallausrüstung kontrollieren, mitführen (LVS, Schaufel, Sonde) und den Umgang vor der Tour schulen, Handy, wenn möglich Lawinenairbag-Rucksack mitnehmen."

Bergrettung-Bezirksobmann Hans Noichl dazu: "Es ist nicht unsere Aufgabe, die Lawinenlage zu beurteilen. Man kann aber sagen, dass die Lage vor allem durch Windverfrachtungen derzeit schwierig ist. Geringe Schneelage ist allgemein problematischer als eine hohe Schneedecke. Es bedarf jedenfalls extrem genauer Tourenplanung und Vorbereitung. Besser ist es einmal 'feig' zu sein als zu mutig."

Im Bezirk gab es zuletzt wenig Lawinen-Todesopfer zu beklagen (siehe Statistik unten). "Alle Lawinen sind bei uns aber nicht registriert, z. B. wenn diese nicht gemeldet werden oder wenn niemand zu Schaden gekommen ist", erklärt Hautz die Polizei-Statistik.

Statistik Bezirk (Polizeistatistik):

2005/06: 5 Lawinenabgänge, 4 Tote; 2006/07: 4 Abgänge, kein Toter; 2007/08: 2 Abgänge, kein Toter; 2008/09: 8 Abgänge, kein Toter; 2009/10: 9 Abgänge, kein Toter, 2010/11: 1 Abgang, kein Toter; 2011/12: 5 Abgänge, kein Toter, 2012/13: 6 Abgänge, 1 Toter (Saukasergraben/Jochberg); 2013/14: keine Abgänge.

Fotos: Lawinenübung, Archiv/Kogler (3), privat

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