Portrait/Fokus Frau
"Wir dürfen Wunden und auch Wunder des Lebens annehmen"

Trotz einiger Schicksalsschläge verwirklichte sich Melanie Horngacher ihren großen Traum. | Foto: Melanie Horngacher
  • Trotz einiger Schicksalsschläge verwirklichte sich Melanie Horngacher ihren großen Traum.
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Melanie Horngacher, 38-jährige Autorin aus St. Jakob, erzählt von ihren Schicksalsschlägen und macht anderen Frauen Mut, ihren eigenen Weg zu gehen.

ST. JAKOB (jos). Oft ist es die explosive Wortgewalt und hin und wieder sind es die leisen Flüstertöne, die beim Leser dieses gewisse Etwas hinterlassen. Das Jonglieren mit Worten fasziniert Melanie Horngacher schon von klein auf und seit einigen Jahren darf sie sich als Autorin austoben.
Ihr neuester Titel „Was mir dein Herz erzählt“ ist für Horngacher sowas wie eine Philosophie. "Darauf zu hören, was einem das Herz des anderen erzählt, macht vielleicht das Besondere einer Beziehung aus, doch noch viel wichtiger finde ich, den Weg meines eigenen Herzens zu suchen", so die Autorin.

Tiefe Gefühle in Texten verarbeitet

Horngacher ist mit ihren Eltern und drei Geschwistern auf einem Bauernhof in Waidring aufgewachsen. Nach der Pflichtschule besuchte sie die Hauswirtschaftliche Lehranstalt Weitau. Begleitet wurde sie damals schon von vielen Geschichten in ihrem Kopf, dem ständigen Drang, Sätze zu formulieren und mit Worten zu spielen. Wenngleich es damals noch Gedichte zu besonderen Anlässen waren, so wurden rasch tiefgehende Texte daraus.
Der Sommer, bevor sie die Kochlehre in Oberndorf angetreten war, sollte ein Schicksalssommer für sie werden. Erst traf die Sechzehnjährige die Liebe unerwartet und mit voller Wucht. Nur wenige Wochen später wurde ihr Vater durch einen Wespenstich aus dem Leben gerissen. Es folgten schwierige Jahre für die Familie, in denen ihr Freund und späterer Ehemann treu an ihrer Seite stand. Durch ihre Texte konnte Horngacher vieles verarbeiten, ihre Trauer, ihren Schmerz, ihr Unverständnis

"Hatte den Mut, alte Muster zu durchbrechen"

Etwa ein Jahr bevor das Paar ihre Liebe mit dem Bund der Ehe besiegeln wollte, ereilte sie eine herbe Nachricht. Ihr Ehemann erhielt die Diagnose Multiple Sklerose. Es kamen weitgehend beschwerdefreie Jahre, in denen sie sich ein Eigenheim in St. Jakob errichteten und eine Familie gründeten. Zwei Töchter (inzwischen 10 und 13 Jahre alt) krönten ihr Glück.
„Das Leben ruckelte gewaltig“, so die 38-jährige, „doch im Nachhinein gesehen konnten wir daraus viel lernen und aus allem etwas mitnehmen.“ Zum Beispiel, den Mut auch einmal andere Wege zu gehen, altbekannte Muster zu durchbrechen und in vielerlei Hinsicht die Denkweise zu ändern.
„Durch meine Erlebnisse und Erfahrungen komme ich meinen Romanfiguren näher. Ich fühle sehr intensiv, das ist beim Schreiben durchaus positiv.“

Drei Romane veröffentlicht

Das erste Buch von Melanie Horngacher „Die Weite deines Herzens“ entstand in einer schwierigen Zeit, als sie erkannte, wie gut es tut, nicht nur Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, sondern auch fiktive Geschichten mit persönlich Erlebtem zu vermischen. Bei einem Autorenlehrgang bei Humboldt verfeinerte sie ihr Handwerk und nach langer Suche und einigen Absagen hatte sie Glück und fand beim Verlag Forever by Ullstein ein Zuhause für ihr Debüt.
Darauf folgten: „Viel mehr als nur Worte“ und „Was mir dein Herz erzählt“, und jeder Roman berichtet auf seine Weise von Vergebung und Hoffnung, von Aufgeben und Loslassen, von Familie, Freundschaft und von der ganz großen Liebe.

"Dürfen Wunden und Wunder annehmen"

Den „Brotberuf“ übt sie aber in Lofer in der Confiserie Berger aus, in der sie einst das Konditorhandwerk erlernte und nach wie vor Geschenke aus Schokolade und Marzipan fertigt.
Die MS ihres Mannes begleitet die Familie weiterhin, trotzdem bleibt immer die Hoffnung auf ein Happy End, wie in ihren Geschichten, die manchmal leiser und manchmal lauter, mal fröhlicher und mal trauriger sind, aber stets voll Gefühl.
"Wir dürfen die Wunden des Lebens annehmen, aber auch die Wunder. Da ist es wieder, dieses Spiel mit Worten. Es dreht sich nur um einen winzigen, schlichten Buchstaben, der doch den ganz großen Unterschied ausmacht", so die Autorin abschließend.

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