Didis alte Geliebte und Muse

Didi Constantini beim Interview mit dem Bezirksblatt.
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WAIDRING/TIROL. Schon mit sechs Jahren verliebt sich der kleine Didi zum ersten Mal. Seine Herzensbrecherin ist „die Sportwelt“. Kein Wunder! Der Junge verbringt seine ganze Zeit mit den unvermeidbaren Schulbesuch-Unterbrechungen am Tivoli-Stadion, wo sein Vater als Platzwart arbeitet. Der Zweitälteste der vierköpfigen Bruderschaft hilft, den Fußballplatz in Schuss zu halten und fühlt sich von den runden rollenden Lederkugeln magnetisch angezogen. So kommt Didis großartige Sportlerkarriere ins Rollen.

Fleißiger Trainierer

Als 14-Jähriger trainiert er fleißig bei Wacker Innsbruck, sein Trainer ist Ex-Nationalspieler Walter Ludescher. Die Fächer Fuß & Ball werden den jungen Sportlern auf höchstem Niveau serviert, was in deren „Spieler-Können“ fruchtet. „Ich hab‘ zusätzlich auch privat trainiert,“ erzählt der Ex-Nationalteamchef. „Die Innsbrucker Skisprungschanze nutzte ich als Laufstrecke und bin nach jedem Training vier bis fünf Mal hoch und runter gelaufen, um noch fitter zu sein.“
Haben Sie auch einen Beruf gelernt? „Ich bin gelernter Lithograph – mit keinem einzigen Tag Berufserfahrung. Als ich nach der Abschlussprüfung zum Militär ging, kündigte ich meinem Chef an, dass ich nicht zurückkomme, sondern Profi-Fußballer werde. Dafür wurde ich von ihm damals ausgelacht“, erzählt Constantini lachend.

Der Traumjob

Das Spielertrikot haben Sie relativ früh gegen die Trainerbank gewechselt. Wann kam die Entscheidung?
„Ich wusste bereits mit acht Jahren, dass Fußball mein Leben ist und die Trainerarbeit war für mich eine selbstverständliche nächste Station. Dass der Trainerjob mir gut gelingt und mich total erfüllt, stellte ich erst später fest. Meine Spezialität war die ‚Notrettung‘ von tief abgerutschten Vereinen, die ich im Blitztempo von zwei bis drei Trainingsmonaten wieder nach oben brachte.“
Warum spielt ein und dasselbe Team bei einem Trainer gut und bei einem anderen schwach? „Wenn man das Können in den Vordergrund stellt und dabei das Menschliche auf der Strecke lässt, bringt man es auch mit Topspielern zum Flop. Man kommt mit Lob und Spaß viel weiter als mit Schreierei, so einfach ist das“, so der Menschenkenner.

Symbiose mit E. Happel

Wie entstand die Symbiose Happel-Constantini? „Als Ernst Happel mich plötzlich zu sich bestellt hat, war ich selbst auch neugierig, warum er dies tat. ‚Ich hatte eine Sport-Diskussion im TV gesehen. Du warst der Einzige, der keinen Müll geredet hat und mit Herz und Blut Fußball verteidigt hat‘, erklärte mir Ernst seine Entscheidung. Es gab viele Eifersüchtige während unserer harmonischen Zusammenarbeit. Ich konnte ihm Sachen direkt sagen, die er sich von anderen ohne Trouble nie hätte sagen lassen“, erinnert sich Didi an seinen Mentor.

„Alaba wurde ganz blass“

Woran denken Sie am liebsten in Ihrer Trainerkarriere zurück? „Das Allerschönste war für mich immer der Moment, wie ich bei wichtigen Spielen die jungen Talente, überraschend für sie, von der Sitzbank ins Spielfeld schickte. Beim Qualifikationsspiel gegen Frankreich brachte ich David Alaba für die letzten 20 Minuten ins Spiel. Alaba wurde blass, als ich es ihm mitteilte. Mit seinem kurzen Einsatz entschied sich der mütterlicherseits Thailänder und väterlicherseits Nigerianer für immer und ewig für Österreich. Aleksandar Dragović habe ich bei der WM-Qualifikation in Belgrad, seiner Heimat, nachdem Prödl sich verletzte, ins Spielfeld geholt. Ausgerechnet an dem Tag hatte Aleksandar starke Zahnschmerzen. Ich fragte ihn, ob er spielen kann... und das kann er bis heute noch“, erzählt der Jungtalent-Förderer mit Stolz

Fußballcamps

Sie feiern nächstes Jahr mit Ihren Sommercamps 20-jähriges Bestehen. Wie hat es angefangen? „Ich stand als Trainer unter Vertrag bei Mainz 05. Das Constantini-Weiberteam hatte Heimweh und wollte unbedingt zurück nach Tirol. Ich bin das gehorsamste Mitglied meiner Familie und suchte sofort nach einer unverbindlichen Beschäftigung in Österreich. Auf einer USA-Rundreise war ich von der Anzahl und Popularität der Fußball-Sommer-Camps überwältigt, und ich schaute mir einige davon an. Diese Idee setzte ich mit einem Partner durch. Angefangen haben wir mit drei Standorten, heuer stehen wir in sechs Bundesländern den fußballbegeisterten Kindern von 6 bis 16 Jahren mit Spaß und Rat zur Verfügung (seit Jahren auch in Waidring, Anm.). Lustigerweise hat mich Anfang 2000 ein Mitarbeiter des Sommercamps angerufen und sagte: ‚Didi, hier sind drei jugoslawische Kinder, die in das Sommercamp wollen, aber kein Geld dafür haben. Was soll ich machen?‘ Ich sagte damals, es passt schon, lass die Jungs mitmachen! Einer davon war Dragović.“

Haben Sie auch ein Hobby? „Natürlich, mein Hobby ist Fußball“, so der Tiroler Didi Constantini, lebende Legende des österreichischen Fußballs.

Fotos: Schilling, Kogler

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