Käserei- und Molkereifachleute
"Es braucht mehr Fairness in der Wertschöpfungskette"

Die beiden Milchtechnologen Leo Mathias (li.) und Elisabeth Huber mit Verbandsobmann Sebastian Wimmer. | Foto: Brigitte Eberharter
2Bilder
  • Die beiden Milchtechnologen Leo Mathias (li.) und Elisabeth Huber mit Verbandsobmann Sebastian Wimmer.
  • Foto: Brigitte Eberharter
  • hochgeladen von Johanna Bamberger

Verband der Käserei- und Molkereifachleute hielt Jahreshauptversammlung mit Ergänzungswahl ab.

BEZIRK KITZBÜHEL. Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch und Obmann der Vereinigung der österreichischen Milchproduzenten (VÖM) hielt bei der Jahreshauptversammlung des Käserei- und Molkereifachleute-Verbandes einen Vortrag zum Thema „Neues aus Milchwirtschaft“.
Obmann Sebastian Wimmer informierte die Mitglieder sowie die Schüler der Fachberufsschule Rotholz über die Tätigkeiten im abgelaufenen Vereinsjahr. Zwei informative Ausflüge wurden durchgeführt, doch im Mittelpunkt stand die milchwirtschaftliche Wallfahrt zur Kraftalm, die heuer zum 40. Mal stattgefunden hat.
Im Rahmen der Versammlung musste eine Ergänzungswahl durchgeführt werden, weil der langjährige Kassier Lutz Pfeffer aus Altersgründen diese Tätigkeit nicht mehr ausüben will. Ihm folgte Kurt Wimmer von der Fachberufsschule als Kassier nach.

Projekte wurden präsentiert

Zwei Sieger des Bundeswettbewerbs Lehrberuf – Milchtechnolgie haben bei dieser Versammlung ihre Projekte vorgestellt. Bei der Erstplatzierten, Elisabeth Huber aus Breitenbach, ging es um die Vielfalt bei der Produktion des Graukäses und bei dessen Räucherung. Ein Dreierteam rund um Leo Mathias belegte den dritten Platz und bei ihrem Projekt ging es um die Rohmilchstapelung (Lagerung) bzw. um die Bearbeitung von Rohmilch und pasteurisierter Milch.

Aktuelles aus der Milchwirtschaft

Mit Interesse erwartete die Versammlung jedoch das Referat von Helmut Petschar.

„Ich bin seit 35 Jahren in der Milchwirtschaft tätig, aber die letzten drei Jahre waren extrem herausfordernd“,

erklärte er.
Die gesamte Milchanlieferung im Vorjahr belief sich auf 3.500.265 Tonnen. Die gesamte Menge ist gentechnikfrei und 66 Prozent wird in Berggebieten produziert. Der Anteil der Bio-Milch beträgt 19, der der Heumilch 16 Prozent. 92 Prozent entsprechen der höchsten Qualitätsklasse.
Die Zahl der Milchlieferanten ist um 2,9 Prozent auf 23.178 Betriebe gesunken, gleichzeitig hat sich der Milchkuhbestand um 4,9 Prozent auf 550.554 Kühe erhöht. Die durchschnittliche Milchlieferleistung liegt bei 6.358 kg pro Kuh und Jahr.
Während vor dem EU-Beitritt 1994 insgesamt 102.696 Tonnen Käse produziert wurden, waren es im Vorjahr 221.355 Tonnen, der Großteil davon ist Schnittkäse. Der Butterbedarf ist jedoch im selben Zeitraum von 36.609 Tonnen auf 34.392 Tonnen gesunken. Während es 1995 117 Unternehmen mit 160 Betriebsstätten und 6.135 Mitarbeiter gegeben hat, sind es heute 75 Unternehmen mit 99 Standorten und 5.700 Mitarbeiter, wobei die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen beiden Jahren beträchtlich gestiegen ist.

Exportquote bei 45 Prozent

Deutlich am meisten Umsatz erwirtschaftet die Berglandmilch, mit 1.215 Mio Umsatz, gefolgt von der NÖM mit 477 Mio. Von 2021 bis 2022 sind die Umsätze der Molkereibranche um 25 Prozent gestiegen. „In den letzten zehn Jahren war der Erzeugermilchpreis deutlich zu gering, während der Pandemie ist er angestiegen, doch seit etwa Jänner 2023 fällt er wieder ab", so Petschar.
Derzeit liegt die Milchprodukte-Exportquote bei 45 Prozent. Da man jedoch bei diversen Milchkategorien eine Überproduktion hat, muss darauf geachtet werden, dass der Export stabil bleibt.
Petschar bedauert, dass überall von Teuerung die Rede ist, dabei ist der Butterpreis jetzt niedriger als in den vergangenen Jahren. Im Warenkorb 2023 für den Verbraucherpreisindex beträgt der Anteil der Milchprodukte gerade einmal 1,57 Prozent. Extreme Herausforderungen stehen zudem an.

„Wir hatten bis zum Vorjahr rund 50.000 Euro Stromkosten im Monat, jetzt sind es 500.000",

sagt der GF der Kärntnermilch.
Zudem wird gefordert, noch mehr in den Bereich Tierwohl zu investieren, die neue Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung kostet Geld, ebenso wie der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit und die Ernährungstrends verdrängen zunehmend Milchprodukte. „Mehr denn je ist eine Fairness in der Wertschöpfungskette gefordert“, erklärte Petschar. (be)

Die beiden Milchtechnologen Leo Mathias (li.) und Elisabeth Huber mit Verbandsobmann Sebastian Wimmer. | Foto: Brigitte Eberharter
Helmut Petschar wurde vom Verbandsobmann Sebastian Wimmer mit dem Ehrenzeichen in Silber ausgezeichnet. | Foto: Brigitte Eberharter
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.