Corona Tirol – Gastro-Großhandel
„Quasi voller Stillstand“

Schwer zu schaffen macht die Corona-Situation auch heimischen Großhändlern wie eurogast Sinnesberger. | Foto: eurogast
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  • Schwer zu schaffen macht die Corona-Situation auch heimischen Großhändlern wie eurogast Sinnesberger.
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Prekäre Situation für Gastro-Großhändler; offener Brief an Regierung; Gespräch mit Franz Sinnesberger (eurogast Sinnesberger).
WIEN, KIRCHDORF. „Indirekt“ von der Corona-Pandemie betroffene Zulieferbetriebe im touristischen bzw. Gastro- und Hotelleriebereich warten vergeblich auf adäquate finanzielle Untestützung. Lebensmittel-Großhändler, Weinhändler, Metzer, Bäcker u. a. – alle leiden darunter, dass aufgrund der Schließung von Hotellerie und Gastronomie Kunden komplett wegfallen. Liquiditätsprobleme sind unausweichlich, „viele Betriebe werden in den Konkurs getrieben“, so die Obleute des Tiroler Lebensmittelhandels, des Agrarhandels und des des Lebensmittelgewerbes.

Die Branchensprecher fordern, dass das Umsatzersatzmodell wie angekündigt für indirekt betroffene Betriebe freigegeben wrden muss, um das nackte Überleben zu sichern.
Die Branchenvertreter des Tiroler Lebensmittelhandels haben sich mit einem „Offenen Brief“ an Bundeskanzler, Finanz- und Wirtschaftsministerium gewendet. Die Lage der Gastro-Lebensmittelgroßhändler werde von der guten Geschäftssituation des Lebensmittel-Einzelhandels überdeckt. Denn die Großhändler, speziell im Westen wie in Tirol, verfügen über keine Einzelhandelsstruktur und liefern (fast) ausschließlich an Gastronomie und Hotellerie, die bekanntlich seit Monaten im Lockdown gefangen ist. Umsätze im Gastro-Großhandel gehen gegen Null.

Keine Hoffnung auf Saisonstart

Hoffungen auf einen Saisonstart sind inzwischen zerstört. „Die Zulieferbetriebe stehen nicht nur mehr mit dem Rücken zur Wand, sonder sind zum Teil bereit sam Ende um müssen schließen. Darunter sind viele Familienbetriebe“, heißt es in dem Offenen Brief.
Die Unternehmen sind zum Großteil mit einem nahezu totalen Umsatzausfall konfrontiert, die Fixkosten aber bleiben bestehen. Viele Lebensmittel in den Lagern sind aufgrund der großen Verpackungseinheiten nicht für Endverbraucher geeignet. Seit Monaten wartet die Großhandelsbranche auf zusätzliche Hilfsgelder. „Wir bitten Sie dringend, das angekündigte Hilfspaket rasch und unbürokratisch umzusetzen, damit der Fortbestand dieser Betriebe gesichert ist und sie ihre zentrale Funktion beim Neustart des Tourismus‘ wahrnehmen können“, schließt er Brief an die Regierung.

Franz Sinnesberger im Gespräch

„Ich schließe mich vollumfänglich dem Offenen Brief an. Umsatzersatzmodell und Unterstützung der Regierung fehlen, die Lage der Zulieferer ist prekär“, so GF Franz Sinnesberger jun. von eurogast Sinnesberger in Kirchdorf, ein direkt von der aktuellen Lage betroffener Großhändler.
Durch den verlängerten Lockdown seien nun alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Der Umsatzanteil der MarktHalle – auch für Letzverbraucher – liegt bei rund 20 % des Gesamtumsatzes. In der Gastro-Zustellung liegt der Umsatzrückgang bei 95 %, „quasi ein kompletter Stillstand“, so Sinnesberger.
„Die Lager sind fast voll, da wir vier bis fünf Wochen vor der Gastroöffnung Ware bei der Industrie bestellen müssen, um lieferfähig zu sein. Wir haben mit einer Öffnung spätestens Ende Jänner gerechnet, jetzt gibt es aber keine Abnehmer, die Lager sind gefüllt mit Saisonware (z. B. Germknödel u. ä.)“, so der Großhändler.

Keine Rücknahme

Eindeckungen von Skihütten wurden zum Teil – meist schon mit verminderten Mengen – durchgeführt. Eine Rücknahme dieser Lebensmittel ist nicht möglich, man hätte nicht einmal Platz im Lager. Man stehe in enger Verbindung mit der Industrie und versuche Warenrücknahmen zu ermöglichen, was jedoch fast unmöglich sei, so Sinnesberger.
„Wir haben ‚Rettet die Ware‘ ins Leben gerufen und versuchen so, Lebensmittel (Mindesthaltbarkeitsdauer) zu Preisen unter dem Einstandspreis zu verteilen. Wir sind auch in Gesprächen mit diversen Tafeln, um Lebensmittel zu verteilen. Wir arbeiten täglich darn, keine Lebenmittel vernichten zu müssen. Insgesamt ist der Schaden enorm und es kommt noch einiges auf uns zu“, befürchtet der Geschäftsführer.
Sinnesberger zeigt sich stolz auf sein Tem, das die Kurzarbeit klaglos mittrage und nicht in andere, geöffnete Betriebe abwandere. „Alle sind motiviert und hoffen, dass es endlich wieder zum Arbeiten ist“, so Sinnesberger.
Seine Wünsche? „Ich hoffe auf eine schnellstmögliche zumindest Teilöffnung der Gastronomie. Ich bin mir sicher, dass die entwickelten Sicherheitskonzepte für die Gastro gut funktionieren und hier in Bezug auf mögliche Clusterbildungen keine Gefahr besteht. Ich denke dabei z. B. an verkürzte Öffnungszeiten, Terrassenbetriebe, FFP2-Masken bis zum Tisch, maximale Anzahl in Gruppen etc.; das funktioniert auch ohne Besucher aus Nachbarländern – die Einheimischen sind zwar weniger, aber genau so hungrig“, betont Sinnesberger.
Fotos: eurogast/Sinnesberger, Kirchner & Kirchner (1)

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