7. Strophe von "Stille Nacht" kommt aus Waidring

Blick Richtung Kirchplatz in Waidring mit dem alten Schulhaus um 1860 (re. GH Post). | Foto: Archiv M. Reiter
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  • Blick Richtung Kirchplatz in Waidring mit dem alten Schulhaus um 1860 (re. GH Post).
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WAIDRING (niko). In einem heute verschollenen Kirchenlieder- bzw. Orgelbuch, angelegt am 22. Juli 1819 von Blasius Nikolaus Wimmer (* 4. 12. 1797; † 2. März 1868), Lehrer, Mesner und Organist in Waidring, fand sich die bis dato erste bekannte Niederschrift von „Stille Nacht!“ außerhalb Salzburgs. Das Lied hat außerdem sieben Strophen! Wimmer war erst 1818 in der „Vikariatsschule mit 75 Werktags- und 86 Wiederholungs-Schülern“ angestellt worden. So weiß Martin Reiter in seinem neuen Buch „Stille Nacht – Ein Lese-, Bilder- & Reisebuch von Martin Reiter mit dem Liedtext in125 Sprachen“, erschienen im Verlag Edition Tirol, zu berichten.

Mit der Datierung 22. Juli 1819 wurde Wimmers Buch angelegt, das bedeutet aber nicht, dass das Lied „Stille Nacht“ an diesem Tag eingetragen wurde. Vermutlich kam „Stille Nacht“ erst später ins Buch. Das Buch bzw. die Bücher (Kirchenlieder- und Orgelbuch) ist bzw. sind angeblich mit Teilen der Bibliothek von Schuldirektor Otto Eberhard verloren gegangen.

Es wird angenommen, dass der Zillertaler Orgelbauer Karl Mauracher das Lied nach Kirchenorgel-reparaturen in Oberndorf und Arnsdorf hierher brachte, als er bei seiner Reise über den Pass Strub in Waidring Station machte. Denn Mauracher reparierte und stimmte auch immer wieder die Orgel in der Waidringer Kirche. Es ist aber auch eine Verbindung zwischen dem Komponisten von Stille Nacht, Franx Xaver Gruber und Wimmer bekannt. Sie sollen laut Wimmers Nachfahren Theresa Schlegel geb. Wimmer und Maria Nützel geb. Wimmer miteinander befreundet gewesen sein.
Blasius Wimmer hatte mit Maria Neuteufl sechs Kinder. Der älteste Sohn, Blasius Paul, ebenfalls mit der Familie Gruber befreundet, war Chorleiter und Oberlehrer in Hofgastein. Dessen Sohn Josef Wimmer, Schuldirektor und Chorleiter in Oberalm bei Hallein, stand mit den Enkeln Franz Xaver Grubers, Franz und Felix, in musikalischer und freundschaftlicher Verbundenheit.

Wimmers Version von „Stille Nacht“ wurde 1938 von Karl Magnus Klier in „Schatz österreichischer Weihnachtslieder. Heft 5. Weihnachtslieder u. Hirtenspiele aus Salzburg“ abgedruckt.
Die ersten sechs Strophen sind alle ident mit Mohr, lediglich die erste Zeile wurde umgestellt. Aus „Heilige Nacht“ wurde „Heiliger Tag“ und dieser vorangestellt. Bei Wimmer beginnt der Text deshalb mit „Heiliger Tag! Stille Nacht!“ Und es gibt tatsächlich eine 7. Strophe, die den 3 Weisen (Königen) gewidmet ist. Diese 7. Strophe lautet wie folgt:

Heiliger Tag! Stille Nacht!
Kön‘gen auch kundgemacht
Durch denselben glänzenden Stern,
Tönt es laut in Nähe und Fern:
Jesus, der Retter ist da!
Jesus, der Retter ist da!

Bilder:

Orgelbauer Karl Mauracher aus Fügen.
Franz Xaver Gruber, Komponist des Liedes Stille Nacht.
Kirchplatz in Waidring mit dem alten Schulhaus um 1860.
In der Waidringer Kirche hat Blasius Wimmer wohl sein Orgelbuch geschrieben.
Die Stille Nacht Version von Blasius Wimmer beginnt mit „Heiliger Tag“ und hat sieben Strophen.
Alle Bilder: Archiv Martin Reiter

Stille Nacht! Ein Lese-, Bilder- & Reisebuch von Martin Reiter mit dem Liedtext in125 Sprachen. 160 Seiten mit 200 Farbbildern über die Erinnerungsorte, Entstehung und Verbreitung des Weltfriedensliedes. Verlag Edition Tirol,  ISBN-13 978-3-85361-222-4, 19,80 €.

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