Hilfe am Scheideweg?

Die Werkstätte in Oberndorf steht vor dem Aus. | Foto: TVB
  • Die Werkstätte in Oberndorf steht vor dem Aus.
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OBERNDORF/BEZIRK KITZBÜHEL (niko). Keine neue Führung ging aus der Vollversammlung der Kitzbüheler Regionalstelle der Lebenshilfe hervor. Der Vorstand war wie berichtet zurückgetreten. Man konnte sich mit den Zielen der Lebenshilfe Tirol nicht weiter identifizieren.

"Wir nehmen die durch den Rücktritt des Vereinsvorstands entstandene Verunsicherung sehr ernst; wir garantieren jedoch, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Qualität der Begleitung für Menschen mit Behinderung vor Ort geben wird", so Georg Willeit, Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol.

Vereinsmanager Wilfrid Pleger erklärt, dass man an einer Lösung arbeite, die aber zeit brauche. "Wir besprechen das mit den Mitgliedern und Angehörigen direkt."

In der Lebenshilfe läuft in ganz Tirol ein Prozess zur Modernisierung im Arbeits- und Wohnbereich. "Inklusion" ist das Schlagwort. Behinderte Menschen sollen verstärkt in das Gemindeleben eingebunden werden. Dabei setzt man auf bessere barrierefreie und individuelle Strukturen im Arbeitsbereit und auf mobile Begleitung beim Wohnen.
"Eltern und Angehörige wurden und werden darüber informiert und Menschen mit Behinderungen sind in alle Entscheidungen, die ihre Lebenssituation unmittelbar betreffen, miteinbezogen. Es passiert nichts über die Köpfe der Betroffenen hinweg“, bekräftigt Willeit.

Die Lebenshilfe wird Zug um Zug mehrere, kleinere Arbeits-Niederlassungen im Bezirk Kitzbühel errichten. Ein erstes neues Arbeitsangebot in Brixen wird in der ersten Juliwoche seinen Betrieb aufnehmen. Bisher haben sich acht Menschen mit Behinderungen aus der Werkstätte Oberndorf entschieden, in diese neue kleinstrukturierte Arbeitsstätte zu wechseln.

Ähnliches gilt für den Wohnbereich: In Kitzbühel werden schon jetzt mehr Menschen beim Wohnen mobil in eigenen Wohnungen begleitet als stationär in Wohnhäusern. In Fieberbrunn werden ab 1. August sieben weitere Wohnungen in drei Häusern des sozialen Wohnbaus für elf KlientInnen bereitgestellt und bezogen. Sechs KlientInnen
werden von der Lebenshilfe in Fieberbrunn dabei vollzeit und fünf werden mobil nur stundenweise begleitet. Aus dem Wohnhaus Oberndorf werden vorerst sechs Menschen mit Behinderungen dieses neue Angebot in Anspruch nehmen und übersiedeln somit in ihre eigene Wohnung.

Wie auch in anderen Regionen werden in Kitzbühel Schritte der Neuorientierung und Modernisierung in diese Richtung erforderlich. Große Werkstätten und in die Jahre gekommene Wohnhäuser wie in Oberndorf entsprechen weder den heutigen Infrastruktur- noch den Inklusions-Anforderungen, so Weilleit.

So sehen etwa die Qualitätsstandards des Landes Tirol eine Reduzierung auf durchschnittlich 15 Plätze pro Arbeitsstandort vor. Die Werkstätte Oberndorf zählt mit derzeit 56 KlientInnen landesweit aber zu den größten Arbeitseinrichtungen der Lebenshilfe. Brandschutzauflagen, fehlende Barrierefreiheit und der damit zusammenhängende hohe Sanierungsbedarf machen eine Neuausrichtung ebenso unumgänglich. „Es geht aber nicht darum, aus Oberndorf abzuwandern, nur die derzeit bestehende Infrastruktur entspricht nicht mehr den zukünftigen Anforderungen. Natürlich bedeutet dies auch, dass man sich von Gewohntem verabschieden muss, aber mit dem Ziel, etwas Besseres zu schaffen“, appelliert Willeit an das Verständnis, den Mut und die Aufgeschlossenheit aller Beteiligten in diesem Prozess.

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