Rundum-sorglos-Paket in Moosburg
Weltrecyclingtag - Kampf dem Müll
Am 18. März ist Weltrecyclingtag. Dieser Aktionstag geht auf Initiative des Weltrecyclingverbandes, dem Bureau of International Recycling (BIR), zurück. 2018 wurde dieser weltweite Aktionstag erstmalig ins Leben gerufen. Die Wahl auf den 18. März hat den Hintergrund, dass das BIR am 18. März 1948 gegründet wurde. Hauptziel dieses Aktionstages ist es, das Themenfeld Recycling und Rohstoffwiederverwertung noch breiter im öffentlichen Bewusstsein zu verankern bzw. der Politik entsprechende Denkanstöße und Handlungsempfehlungen zu geben.
MOOSBURG. In einer aktuellen Studie des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe wurde festgestellt, dass rund 80 Prozent der Österreicher – laut eigener Angabe – ihren Müll überwiegend trennen. Zwei Drittel der Befragten ist es bewusst, dass aus Abfall wertvolle Ressourcen gewonnen werden. Jedoch wissen nur 45 Prozent mit Sicherheit, wie Abfall korrekt getrennt wird, wobei hier die jüngeren Befragten deutlich schlechter abschnitten als Ältere.
Rundum-sorglos-Paket
Daher besteht hier noch ein enormer Informationsbedarf, ist doch die korrekte Mülltrennung der Schlüssel zum Erfolg. Nicht der mangelnde Wille, den Abfall stets gewissenhaft und sorgfältig zu trennen, trübt den Erfolg, es ist schlichtweg das fehlende Wissen. Ein diesbezügliches Rundum-sorglos-Paket erhält man im Wertstoffsammelzentrum in Moosburg. Dass es dieses Wertstoffsammelzentrum (WSZ) in der Form überhaupt gibt, geht auf die Initiative einiger weniger, allen voran auf den Obmann des WSZ, Bürgermeister Herbert Gaggl zurück. „Es war im Jahr 1992, da haben wir hier in Moosburg das massive Problem mit dem Sperrmüll diskutiert. Jedes Jahr das gleiche Bild: Große unsortierte Sperrmüllhaufen, vermengt mit Problemstoffen wie zum Beispiel Altöl oder Batterien, verschandelten regelmäßig das Ortsbild und waren auch für die Umwelt eine Gefahr“, erzählt der Gründungsobmann Bgm. Herbert Gaggl, „Wir haben hier akuten Handlungsbedarf gesehen und uns mit – damals – vier Nachbargemeinden zu Gesprächen zusammengefunden.
Drei Gemeinden gründeten das WSZ
Letztlich wurden es drei Gemeinden: Moosburg, Pörtschach und Techelsberg, die Kärntens erstes Wertstoffsammelzentrum gründeten.“ Ziel war und ist die gemeinsame und kostengünstige Sammlung und Verwertung von recyclebaren Stoffen der beteiligten Gemeinden sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung - immerhin wohnen in den drei Gemeinden rund 10.000 Bürger - für Umwelt- und Energiethemen. Das Sammelzentrum verzeichnet pro Jahr durchschnittlich ca. 8000 Anlieferungen und ist als Gesellschaft bürgerlichen Rechtes organisiert. Die Anteile an der Gesellschaft wurden fair gedrittelt, die Betriebskosten jedoch nach Einwohnern aufgeschlüsselt. So trägt Moosburg zum Beispiel mit 48 % den Löwenanteil der Betriebskosten. Investitionskosten werden aber auch zu je einem Drittel von den Gemeinden getragen.
Kostenersparnis für die Bürger
„Der enorme Vorteil für die Gemeindebürger ist, dass sie kostengünstig das beste Service genießen können“, so Herbert Gaggl, „Hier reden wir von rund 30 – 40 % Ersparnissen bei den Müllgebühren.“ Der Standort wurde so gewählt, dass er für die Anlieferungen optimal angesteuert werden kann. Zu einem geänderten Ablauf der Anlieferungen kam es dann mit Beginn der Corona-Pandemie. „Unsere Kunden waren überwiegend verständnisvoll, vor allem während des 1. Lockdowns“, berichtet die Geschäftsführerin Claudia Derhaschnig, „Nach dem Lockdown und mit Beginn der Corona-Einschränkungen, wurde noch vor der Einführung der gesetzlichen Regeln, eine Ampel bei der Einfahrt zum Sammelzentrum installiert. Bei Rot durfte kein Kunde in den Anlieferungsbereich einfahren, so konnte man die Kundenfrequenz perfekt steuern. Die Mitarbeit unserer Kunden war vorbildhaft, es gab kaum Beschwerden.“ Bgm. Gaggl meint dazu: „Wir haben sofort reagiert und uns gefragt, was getan werden muss, damit wir weiterhin geöffnet haben können und dem Kunden unser Service bieten können. Absolut vordringlich waren hier Maßnahmen, dass dem Kunden bestmöglicher Schutz widerfährt und unsere Mitarbeiter ebenfalls bestens geschützt werden.“ Bei den Mengen der verschiedenen Entsorgungsmaterialien konnten keine wesentlichen Veränderungen im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit festgestellt werden. Auffallend war lediglich der Anstieg bei Kartons um über 10 %, große Onlineanbieter gelten hier als Verursacher.
Beratung und Aufklärung
Eine weitere Kernkompetenz des Wertstoffsammelzentrums ist die Beratungstätigkeit und Aufklärung der Gemeindebürger und die Bewusstseinsbildung. So erfolgen laufend Außenbesuche des WSZ in den Gemeinden. Vor allem die Schulkinder werden umfassend in allen umweltrelevanten Themen aufgeklärt und informiert. Regelmäßige Besuche der Volksschulen und Besuche der Kinder im WSZ stehen daher ebenfalls am Programm. Eine weitere Zielgruppe, die man so erreicht, ist die ältere Bevölkerungsgruppe in den Gemeinden. „Wenn wir unsere Informationstermine vor Ort wahrnehmen“, berichtet Claudia Derhaschnig, „stoßen wir auf großes Interesse. Vor allem die Älteren und die Jüngsten stellen gezielt Fragen. So machen wir immer wieder auf die richtige Entsorgung von Kartons aufmerksam. Gerade in einer Wohnsiedlung wird der Platz im Altpapiercontainer schnell knapp, wenn Kartons im Ganzen hineingeworfen werden. Luft nach oben haben wir bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, da würden wir uns über ein größeres Interesse freuen.
Problem Littering
Ein Thema, das vor allem diese Gruppe am meisten betrifft, ist Littering. Das achtlose Wegwerfen von Abfällen an öffentlichen Plätzen und in der Natur ist ein großes Problem.“ Dazu meint Bgm. Gaggl: „Die Einführung eines Pfandsystems würde hier zumindest zu einer Verringerung der Belastung beitragen. Hier besteht großer Diskussions- und Handlungsbedarf, auch und vor allem Seitens der Verpackungsindustrie und des Handels.“
Gold - Silber - Kupfer
Im Rahmen der Informationstouren ist man dazu übergegangen, anschauliches Präsentationsmaterial mitzunehmen. Plastikgranulat als Folgeprodukt nach dem Recyclingvorgang und andere Recyclingmaterialien werden den interessierten Bürgern gezeigt. Fein säuberlich in Klarsichtfolien verpackt, wird hier die gesamte Palette an Rohstoffen, die in den modernen Smartphones verbaut sind, präsentiert. „Am meisten erstaunt sind die Leute“, so Claudia Derhaschnig, „welche Edelmetalle in so einem Handy verbaut sind. Silber, Kupfer, Kobalt, Palladium und vor allem Gold sind nur ein paar der rund 60 Rohstoffe, die jedes Handy enthält.“ Grundsätzlich sei der Wissensstand der Gemeindebevölkerung hinsichtlich der Entsorgungsrichtlinien und Verhaltensregeln zwar nicht schlecht, aber es bestände noch Nachholbedarf. „Der Anteil an Fehlwürfen“, so Derhaschnig, „ist leider – trotz der vielfältigen Information – immer noch zu hoch. Vor allem Lebensmittelabfälle werden immer noch über den Hausmüll entsorgt.“ Das Wertstoffsammelzentrum bietet eine Fülle an wertvollen Informationen in den verschiedensten Formen an. Regelmäßig bekommen die Haushalte der drei Gemeinden informative Broschüren zugeschickt. Viele Informationen erhält man auch auf der eigenen Homepage oder in der Müll-App.
Bücherstiege im Stiegenhaus
Eine weitere – gern genutzte – Einrichtung im WSZ Moosburg ist die „Bücherstiege“. Im geräumigen Vorraum und Stiegenhaus zum Mehrzwecksaal der Gemeinde Moosburg wurde eine Leihbücherei eingerichtet. Über 2000 Bücher stehen derzeit das ganze Jahr für Leseratten zur Verfügung. „Sämtliche Bücher wurden uns“, so die Initiatorin der Leihbücherei, Claudia Derhaschnig, „von unseren Kunden überlassen. Es gibt Bücher, die im Austauschverfahren mitgenommen werden können, d.h. ein Buch wird mitgebracht, ein anderes darf dafür kostenlos mitgenommen werden. Fachliteratur steht ausschließlich zum Ausleihen zur Verfügung. Ein Monat ist gratis, danach würde eine Leihgebühr von 5 Euro für jedes weitere Monat anfallen.“ Und der Bestand wird stetig aufgefüllt, jede Woche kommen „neue“ alte Bücher, allesamt im besten Zustand, hinzu.
Energiebuchhaltung
Großes Augenmerk wird auf die Regionalität gelegt. Auf dem Areal des WSZ werden – zumindest war es vor Corona so – Bauernmärkte abgehalten, wo Anbieter aus der Region ihre Ware präsentieren können und Ausstellungen organisiert. Das Wertstoffsammelzentrum bietet auch ihre Dienste für die Erstellung einer Energiebuchhaltung in den drei Gemeinden an. In Moosburg selbst konnten durch die Energiebuchhaltung enorme Einsparungen erzielt werden. Es wurden zum Beispiel die Pumpen der Wasserversorgungsanlagen erneuert und die Beleuchtungen entlang der Straßen und in den öffentlichen Gebäuden gegen LED-Lampen ausgetauscht.
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