Kinder- und Jugendreha unter der Lupe
„Über 11.000 Menschen haben sich bei der Initiative Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich bislang eingetragen und damit ihre Unterstützung zugesagt!“, so Markus Wieser, Gründer der Initiative.
Die Ende 2009 gegründete Initiative fordert eine kindgerechte umfassende Rehabilitation für Kinder und Jugendliche gemeinsam mit deren Angehörigen. Volle Unterstützung erhält die Initiative von der Österreichischen Liga für Kinder-und Jugendgesundheit. „Denn“, so Präsident Klaus Vavrik, „hier herrscht ein schreiendes Ungleichgewicht: In Österreich gibt es 7.400 Reha-Betten für Erwachsene und nur eine Handvoll Betten für Kinder!“
Neuester Stand der Entwicklung: Das Gesundheitsministerium nimmt sich der Thematik an und führt eine neuerliche Prüfung des Bedarfs und aktueller Patientenzahlen durch.
Ins Rollen gebracht
Die Nachsorge von kranken Kindern und Jugendlichen ist in Österreich nicht eindeutig geregelt: Es fehlen ein gesetzlicher Anspruch sowie die Klärung von Zuständigkeit und Übernahme der Kosten. „Wir wollen, dass das Thema Kinder- und Jugendrehabilitation bei den zuständigen Landesbehörden und Versicherungsträgern diskutiert bzw. gelöst und nicht mehr nur hin und her geschoben wird. Denn eine Lösung für Betroffene und deren Familien ist längst überfällig!“, Markus Wieser – betroffener Vater – ist seit Herbst 2009 in der Sache aktiv und bewegt Öffentlichkeit, Medien, Fachärzte und Politik. „Es kann und darf nicht sein, dass für Kinder und Jugendliche in Österreich (stellen ein Fünftel der Bevölkerung) nur sieben (!) Prozent der Gesundheitsausgaben vorgesehen sind!“, unterstreicht Vavrik die unbefriedigende Situation.
Derzeitiger Stand der Dinge
Das Gesundheitsministerium prüft die vorliegenden Zahlen zur Kinder- und Jugendrehabilitation mit Unterstützung der Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde nochmals genau. Dazu werden erstmals auch die Zahlen der krebskranken Kinder und deren Angehörigen ergänzt und damit der Bedarf österreichweit erhoben. Diese Zahlen werden bis Ende März 2010 vorliegen und Basis für weitere Schritte und Entscheidungen sein.
Fehlende Nachsorge in Österreich
Eine weitere Forderung der Initiative Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich ist die Er- und Einrichtung eigener Zentren für die Rehabilitation und Nachsorge. Es gibt zwar in einzelnen Bundesländern einige wenige kindergewidmete Reha-Betten, diese decken aber nicht alle Krankheitsbilder ab. Umfassende Zentren mit kindergerechter Rehabilitation und Ausstattung, altersgerechter Unterbringung, pädagogischer und psychologischer Betreuung, Vermittlung von Lerninhalten u.a.m. sowie familientherapeutischer Begleitung für die Patienten und Angehörigen in zumutbarer räumlicher Distanz fehlen.
Deutschland als Vorbild. Mangels entsprechendem Angebot hierzulande werden österreichische Kinder und Jugendliche mit z.B. Krebserkrankungen in Rehazentren nach Deutschland geschickt – aber nur eine Minderheit nimmt eine große räumliche Entfernung, sich unterscheidende schulpädagogische Betreuung etc. auf sich.
In Deutschland nehmen 70 Prozent Reha in Anspruch
Während in Österreich damit nur rund zehn Prozent der Betroffenen eine Nachsorge-Therapie absolvieren, zeigt sich die Situation in Deutschland ganz anders: „Beinahe 70 % aller deutschen Familien mit einem krebskranken Kind nehmen die Möglichkeit eines Rehabilitationsprogramms in Anspruch”, berichtet Eberhard Leidig, Leiter der deutschen Reha-Klinik Katharinenhöhe.
Markus Wieser abschließend: „Auch bei anderen politischen Entscheidungen orientiert man sich immer wieder an Deutschland bzw. deutschen Regelungen. Im konkreten Fall der Kinder- und Jugendreha ist eine rasche Lösung und Umsetzung – nach dem Vorbild Deutschland – besonders wichtig, um Kindern und ihren Familien die Hoffnung auf gemeinsame Genesung zu geben!“
Hintergrund:
Förderverein Kinder und Jugendlichenrehabilitation
Der Verein engagiert sich für eine altersgruppenspezifische rehabilitative Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Österreich. Er vertritt die Interessen von schwer erkrankten und rehabilitationsbedürftigen Kindern und Jugendlichen, sowie deren Eltern gegenüber Politik und Verwaltung. Weiteres Ziel ist schließlich die Förderung der Errichtung von Kinder- und Jugendlichenrehabilitationszentren in Österreich, um Kinder mit Krebs und anderen lebensbedrohenden oder langwierigen Krankheiten oder nach schweren Unfällen eine optimale kindgerechte Rehabilitation in ihrer Heimat zu ermöglichen.
Infos:
www.initiative-kinderreha.at
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